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Arslan ist zurück bei Dynamo - und der Erwartungsdruck riesig

Dynamo Dresden holt Ahmet Arslan zurück, mindestens für fünf Monate. Der Torjäger soll auch diesmal die Trefferquote deutlich erhöhen. Er selbst nimmt diese Herausforderung an - und verfolgt vor allem ein großes Ziel, wie er nach dem ersten Training betont.

Von Daniel Klein & Tino Meyer
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Auf Rückkehrer Ahmet Arslan lastet ein gewaltiger Erwartungsdruck. Er selbst geht damit spielerisch leicht um.
Auf Rückkehrer Ahmet Arslan lastet ein gewaltiger Erwartungsdruck. Er selbst geht damit spielerisch leicht um. © Lutz Hentschel

Dresden. Nun ist es also auch amtlich, worüber seit Tagen spekuliert wurde: Ahmet Arslan ist wieder bei Dynamo. Eine Überraschung ist die Rückkehr nicht. Zu groß war das Interesse von allen Beteiligten, das Geschäft über die Bühne zu bringen: Arslan war in Magdeburg wegen seiner sehr übersichtlichen Einsatzzeiten unzufrieden, der 1. FCM hatte keine richtige Verwendung für ihn. Und Dynamo suchte händeringend einen Spieler, der wenige Chancen braucht, um ein Tor zu schießen.

In der vergangenen Saison hatte Arslan für die Schwarz-Gelben 25 Mal getroffen - Bestwert in der 3. Liga. In den vergangenen Partien scheiterten die Dresdner allzu oft an der mangelhaften Verwertung ihrer Möglichkeiten.

"Ich freue mich, wieder hier zu sein. Es fühlt sich so an, als wäre ich nicht weg gewesen, ein bisschen wie nach Hause kommen. In der Kabine bin ich direkt wieder auf meinen alten Platz gegangen - auch wenn der gar nicht mehr mein Platz ist", sagt Arslan, nachdem er am Nachmittag erstmals wieder mit seiner neuen alten Mannschaft trainiert hat. Rund 150 Zuschauer sind bei der öffentlichen Einheit im Trainingszentrum dabei, selbstverständlich ist der Rückkehrer diesmal das begehrteste Selfie-Motiv. Und auch der Journalisten-Andrang ist deutlich größer als sonst.

"Es macht mich glücklich, dass mir erneut das Vertrauen entgegengebracht wird", meint Arslan in der am Mittwochnachmittag verschickten Vereinsmitteilung, und nach dem Training ergänzt er: "Ich würde lügen, wenn ich nicht sagen würde, dass ich wieder viele Tore schießen will. Das ist das, wofür man mich kennt."

Sportchef Ralf Becker ergänzt: "Er kennt die Gegebenheiten hier in Dresden, war letzte Saison Torschützenkönig in der 3. Liga und kann ein wichtiger Baustein unseres Teams in dieser entscheidenden zweiten Saisonhälfte sein."

Es ist also ein Leihgeschäft, von dem alle Seiten zu profitieren scheinen. Dass es bis zum vorletzten Tag der Transferperiode dauerte, bis die Unterschriften unter die Verträge kamen, dürfte ein Hinweis darauf sein, dass die Einigung über das Finanzielle einige Zeit in Anspruch nahm. Magdeburg hat sicher wenig Interesse gezeigt, das Gehalt für den Rest der Rückrunde weiter zu übernehmen, und Dynamo wollte das üppige Zweitliga-Salär wahrscheinlich nicht in voller Höhe zahlen. Inwieweit Arslan seinem alten und neuen Verein entgegengekommen ist, bleibt Spekulation. Lohneinbußen muss er aber ganz sicher in Kauf nehmen.

Dynamos altes neues Mittelfeld-Trio: Ahmet Arslan, Niklas Hauptmann und Paul Will (von links).
Dynamos altes neues Mittelfeld-Trio: Ahmet Arslan, Niklas Hauptmann und Paul Will (von links). © Lutz Hentschel

Dass das Vertragswerk keine Kaufoption enthält, verwundert. Womöglich waren die Forderungen der Magdeburger, die vergangenen Sommer 400.000 Euro an Holstein Kiel überwiesen haben sollen, zu hoch. Doch auch so dürfte der Gesprächsbedarf bei den Entscheidungsträgern von Dynamo in den vergangenen Tagen groß gewesen sein.

Die Frage, die über allem stand: Möchte sich Dynamo angesichts der immer noch sehr komfortablen Position im Aufstiegsrennen solch eine Investition überhaupt leisten? Und kann das der Verein? "Der sportliche Bereich hat ein vorher definiertes Budget zur Verfügung, in dem er sich bewegen kann", antwortete Finanz-Geschäftsführer Stephan Zimmermann in der aktuellen Ausgabe des Stadionmagazins Kreisel auf die Frage nach den finanziellen Spielräumen während der Transferperiode. "Entscheidungen treffen wir aber prinzipiell gemeinsam."

Die Entscheidungen sind gefallen und die Erwartungen an den Rückkehrer riesig. Sich dagegen zu wehren, dürfte schwerfallen. Zu oft hatte Trainer Markus Anfang in den vergangenen Wochen betont, welcher Spielertyp der Mannschaft noch fehlt. Den Namen Arslan nahm er dabei nie in den Mund, doch die Beschreibung passte genau. Der 29-Jährige traf in der vorigen Saison oft mit Freistößen oder mit Schüssen außerhalb des Strafraums. Es sind genau die Qualitäten, die den Dresdner momentan fehlen.

Sportchef Ralf Becker (l.) und Ahmet Arslan bei der Vertragsunterzeichnung.
Sportchef Ralf Becker (l.) und Ahmet Arslan bei der Vertragsunterzeichnung. © Dynamo Dresden/Dennis Hetzschold

Anfang hatte nach Arslans Abgang stets betont, dass das Toreschießen nun auf mehrere Schultern verteilt werden müsse. Das gelang jedoch nur ansatzweise. 36 bisher erzielte Saisontreffer sind nicht schlecht, aber auch kein Ligaspitzenwert. Und was besonders auffällt: Das zentrale Mittelfeld - also Arslans künftiges Wirkungsfeld - mit Niklas Hauptmann, Luca Herrmann und Paul Will bringt es zusammen gerade Mal auf sechs Treffer.

Da soll Arslan ändern - so die Hoffnung. Quasi im Alleingang. Dabei wäre es sicher ratsam, ihn nicht gleich zum Heilsbringer und Aufstiegsretter zu ernennen. Das sieht auch Arslan so. Er wolle "mit den Jungs die Ziele erreichen". Wenn er dazu beitragen könne, dass andere Tore schießen, sei das auch absolut in Ordnung für ihn. Hauptsache am Ende steht der Aufstieg. Dass Dynamo und damit auch Arslan dieses Ziel vergangene Saison denkbar knapp verpasste, hat den Rückkehrer nach eigener Aussagen auch nach seinem Wechsel nach Magdeburg umgetrieben. Das, so sagt er das, habe ihn immer wieder beschäftigt.

Zeit dafür ist auch deshalb geblieben, weil er in Magdeburg kaum zum Zug kam. Arslan hat in den vergangenen acht Monaten lediglich 248 Zweitligaminuten absolviert, da kann man durchaus von fehlender Spielpraxis sprechen. "Den meisten Druck mache ich mir sicher selbst", sagt Arslan, und er habe auch kein Problem damit, wenn er als Ventil diene, dass sich seine Mitspieler jetzt keinen oder zumindest weniger Druck machen.

Ob er gleich am Sonntag für Dynamo in Ingolstadt spielt? "Auch für mich gilt das Leistungsprinzip. Ich bin bereit, selbst wenn es nur ein paar Minuten sind. Auch da kann man Spiele entscheiden."