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Dynamo: Ist der Aufstieg ohne Neuzugang in Gefahr?

Trainer Markus Anfang fordert nach Dynamo Dresdens Pleite gegen Dortmund nun auch öffentlich eine weitere Verstärkung. In Magdeburg soll Ahmet Arslan seinen Wechselwunsch bereits hinterlegt haben.

Von Daniel Klein
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Kommt es bald zum Wiedersehen in Dresden? Dynamo-Trainer Markus Anfang (r.) wünscht sich einen Spieler, der Tore schießt. Ahmet Arslan ist wohl sein Wunschkandidat.
Kommt es bald zum Wiedersehen in Dresden? Dynamo-Trainer Markus Anfang (r.) wünscht sich einen Spieler, der Tore schießt. Ahmet Arslan ist wohl sein Wunschkandidat. © Lutz Hentschel

Dresden. Die Worte wählte Markus Anfang sorgsam. Es sollte nicht so vehement rüberkommen, zu fordernd. Ein Fußball-Trainer als Diplomat. Die Botschaft aber kam trotzdem an. „Das Problem begleitet uns schon die ganze Saison“, sagte Dynamos Trainer nach der 1:2-Niederlage gegen die U23 von Borussia Dortmund. Er meinte die fast schon absurd schlechte Chancenverwertung. „Und in den vergangenen beiden Heimspielen war noch mal eindrucksvoll zu sehen, dass uns das Problem vielleicht sogar einholen kann.“ Auch gegen Sandhausen hatten die Dresdner verloren.

Mit „einholen“ meint Anfang, dass das Auslassen bester Möglichkeiten im Rennen um den Aufstieg zum entscheidenden Faktor werden könnte. Das große Ziel gerät in Gefahr. Um die zu bannen, wünscht sich der Trainer einen Knipser, einen, der Tore garantiert. Er fordert einen weiteren Neuzugang bis zum Ende der Transferperiode am Donnerstag.

Bei ihm klingt das dann so: „Manchmal braucht man noch ein Puzzleteil, das hilft, unsere Ziele zu erreichen.“ Das Puzzleteil hat längst einen Namen, einen altbekannten: Ahmet Arslan. Der beste Drittliga-Torjäger der vergangenen Saison war im Sommer zum Zweitligisten nach Magdeburg gewechselt, spielt dort aber nur eine Nebenrolle. Nach Informationen des Senders Sky soll Arslan bereits seinen Wechselwunsch hinterlegt haben.

Man kann also davon ausgehen, dass im Hintergrund längst über Details der Rückholaktion verhandelt wird. Aus Magdeburger Sicht wäre eine Leihe für ein halbes Jahr mit Kaufoption sicher die beste Option. Doch auch hier kommt es auf das Kleingedruckte an: Wer zahlt dann das Gehalt in welcher Höhe? Und wie hoch ist die Ablösesumme im Sommer? Magdeburg hatte angeblich 400.000 Euro an Holstein Kiel überwiesen, von den Norddeutschen hatte Dynamo Arslan ausgeliehen.

Geld ist genug da, das Festgeldkonto üppig gefüllt. Trotzdem gibt Dynamo schon jetzt für den Profikader im Vergleich zur vorigen Saison zwei Millionen Euro mehr aus. Das führt dazu, dass laut Geschäftsbericht für die laufende Spielzeit ein Defizit im „unteren einstelligen Millionenbereich“ eingeplant wird, um das Ziel Aufstieg nicht zu gefährden. Kostspielige Nachverpflichtungen in der Winterpause werden von den Gremien unter diesen Vorzeichen wohl nicht so einfach durchgewunken.

Deshalb machte Anfang am Sonntagabend nun erstmals auch öffentlich Druck, die gut 90 Minuten davor lieferten ihm die besten Argumente. Reihenweise vergab die Offensivabteilung selbst hochkarätige Chancen. Der Höhepunkt: Als Niklas Hauptmann kurz vor Schluss aus vier Metern nur den Pfosten traf, fiel im Gegenzug der Treffer zum 1:2-Endstand. „Es war ja nicht das erste Mal, das zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Saison“, bemerkte Anfang. Derzeit fällt es nur besonders auf. Von den letzten vier Heimspielen verlor seine Mannschaft drei.

Zuletzt schießen die Gegner die Tore für Dynamo

Um die Dringlichkeit des Problems zu verdeutlichen, erinnerte der Trainer daran, dass in Mannheim und nun gegen Dortmund jeweils der Gegner ein Tor für Dynamo geschossen hatte. Beim 1:1 gegen den BVB schaufelte der Torwart den Schuss von Jakob Lemmer unglücklich ins eigene Tor. Es war einer der ganz wenigen Versuche, bei dem der 20-jährige Silas Ostrzinski eingreifen musste. Die meisten anderen Schüsse landeten neben oder über seinem Tor – oder in den Fangnetzen.

Solche Spiele, bei denen Aufwand und Ertrag in keinem günstigen Verhältnis stehen, passieren im Fußball. Passiert es allerdings so häufig wie zuletzt Dynamo, ist das auch eine Frage der Qualität. „Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, brauchen wir dafür nun mal Tore“, mahnte Anfang. Auf die alte Weisheit, dass der Knoten schon irgendwann platzt, wenn man sich weiter so viele und gute Möglichkeiten herausspielt, möchte sich der 49-Jährige offenbar nicht verlassen. „Das ist keine Kopfsache, überhaupt nicht. Da haben wir keine Probleme, das kann ich versichern.“

Rückkehrer Arslan soll also die Lösung sein. Der hatte vorige Saison 25 Tore für Dynamo erzielt, war bei Standards gefährlich und auch aus der zweiten Reihe. Da hapert es gerade besonders. Es scheint also alles zu passen. Auf der anderen Seite stellt sich nicht nur mit Blick auf die Finanzen die Frage, ob die Investition zwingend notwendig ist. Trotz der Niederlagen zuletzt hat Dynamo sechs Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz, neun sind es gar auf den ersten Nichtaufstiegsplatz. Das ist immer noch sehr komfortabel, lediglich die Tabellenführung ging am Wochenende verloren. Und ob Arslan nach seiner Rückkehr direkt anknüpfen kann, wo er vor acht Monaten aufgehört hatte, ist offen.

Eine Entscheidung für den 29-Jährigen würde leichter fallen, wenn an anderer Stelle gespart werden könnte. So wurde auf den Einsatz von Winterpausen-Rückkehrer Oliver Batista Meier in den vergangenen drei Partien verzichtet, da ein Spieler in einer Saison nur bei maximal zwei Vereine eingesetzt werden darf. Einem Verkauf steht also nichts im Wege. Interessent Paderborn hat aber erst mal abgewunken, die Forderungen von Dynamo seien zu hoch. Auch da wird wohl weiter verhandelt.