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Pyro-Empfang für Dynamo nach dem Derby-Sieg

Mit Rauch, Feuer und Lärm feiern die Fans die Mannschaft. Dabei hatte Dynamo beim Sieg vor allem Glück – auch bei einem Handspiel.

Von Timotheus Eimert & Jens Maßlich
 5 Min.
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Mit Bengalos und reichlich Pyrotechnik empfangen Fans den Mannschaftsbus am Abend auf dem Dresdner Theaterplatz.
Mit Bengalos und reichlich Pyrotechnik empfangen Fans den Mannschaftsbus am Abend auf dem Dresdner Theaterplatz. © dpa-Zentralbild/Robert Michael

Aue/Dresden. Wenige Minuten nach dem Abpfiff im Sachsenduell gegen Erzgebirge Aue steht die Mannschaft in einem Kreis zusammen. Die Stimmung ist ausgelassen. „Derbysieger, Derbysieger“, singen die Schwarz-Gelben nach dem 1:0-Auswärtserfolg. „Es ist der schönste Sieg seit einem Jahr, weil wir wissen, was da dranhängt. Wir haben hier vor zwei Jahren eine richtige Abreibung bekommen. Deswegen ist es umso schöner, dass wir heute gewonnen haben“, sagt Dynamos Routinier Chris Löwe. „Ich komme aus der Region und weiß, dass es für die Leute in Dresden etwas Besonderes ist.“

Dass der Aufsteiger das 105. Sachsenderby, das aufgrund der Corona-Einschränkungen im Freistaat komplett ohne Zuschauer stattfinden muss, als Sieger vom Platz geht, hat vor allem drei Gründe. Den ersten nennt Verteidiger Löwe: „Der Schlüssel war heute, dass wir zu null gespielt haben.“ Von den sieben Siegen in der Hinrunde hat Dynamo fünf Spiele ohne einen Gegentreffer gewonnen. Das sollte für die Mannschaft von Alexander Schmidt auch ein Ziel für die Rückrunde sein. „Denn dann reicht dir am Ende ein Tor“, erklärt Löwe die simple Rechnung.

Dieses eine Tor erzielt im Prestigeduell Ransford-Yeboah Königsdörffer. Einen katastrophalen Fehlpass von Aues Torhüter Martin Männel nutzt der 20-jährige Angreifer in der 61. Minute eiskalt, mit der Picke tunnelt er den Schlussmann. Nach seinem Doppelpack vergangene Woche beim 3:1-Heimsieg gegen den Karlsruher SC ist das sein drittes Zweitligator. Der U20-Nationalspieler scheint endlich angekommen zu sein in dieser umkämpften zweiten Liga – das ist Grund Nummer zwei.

Schmidt bezeichnete Königsdörffer bereits vor der Saison als potenziellen Erstligaspieler, der aber bisher viele Verletzungen in seiner Karriere verkraften musste. „Wir als Verein haben immer gewusst, dass Ransi ein sehr guter Spieler ist, aber auch ein junger Spieler, der natürlich Leistungsschwankungen haben wird. Das gehört zu seiner Entwicklung dazu.“ Königsdörffers Treffer reicht Dynamo, um am Ende die drei Punkte aus dem Erzgebirge mitzunehmen. „Es war mit Sicherheit nicht schön anzusehen. Es war ein Kampfspiel mit vielen hohen Bällen, aber wir haben uns überall reingehauen“, sagt Löwe. „Am Ende ist das alles egal – wir haben gewonnen.“ Dass Dynamo überhaupt in Führung gehen kann, liegt am Gegner, der seine Chancen nicht nutzt. Die besseren hat der Tabellen-16.

Das Tor des Tages: Ransford-Yeboah Königsdörffer spitzelt den Ball durch die Beine von Martin Männel, Erik Majetschak kommt zu spät.
Das Tor des Tages: Ransford-Yeboah Königsdörffer spitzelt den Ball durch die Beine von Martin Männel, Erik Majetschak kommt zu spät. © Archiv: dpa/PA/Robert Michael

In der 5. Minute scheitert Dimitrij Nazarov aus fünf Metern an Kevin Broll. Während der Dresdner Keeper diese Aktion gut entschärfen kann, leitet er die nächste ein. Nach einem misslungenen Abschlag, nicht seine einzige Unsicherheit im Aufbauspiel, dribbelt Nicolas Kühn an den halbherzig verteidigenden Robin Becker und Königsdörffer vorbei. Auch Abwehrchef Michael Sollbauer und Kapitän Yannick Stark gehen nicht wirklich in den Zweikampf, weshalb Kühn den Ball zum frei stehenden Tom Baumgart schieben kann, der aber aus acht Metern die Auer Führung verpasst. „Da muss ich mal den Finger bei mir in die Wunde legen. Das war fußballerisch in der ersten Halbzeit eine glatte Sechs“, zeigt sich Broll selbstkritisch, und Aues Angreifer Nazarov hadert mit der Chancenverwertung: „Das ist die zweite Liga, die ist nun einmal schwer zu spielen. Wir machen einfach die Chancen nicht rein. Ich glaube nicht, dass Dresden noch mal zurückkommt, wenn wir in Führung gehen.“

Aues Sportdirektor Pavel Dotchev findet: „Uns hat das Quäntchen Glück gefehlt.“ Glück, das Dynamo in der Phase, als von neun Partien in Folge acht verloren gingen, oft nicht hatte. Ohne geht es jedoch nicht, das zeigt auch dieses umkämpfte Derby – und das ist der dritte Grund. In der 80. Minute bekommt Sollbauer den Ball im Strafraum an seinen rechten Arm. Schiedsrichter Felix Brych entscheidet auf Weiterspielen, auch der Video-Assistent-Referee in Köln schaltet sich nicht ein.

Dotchev ärgert sich, dass sich der Unparteiische die Situation nicht noch einmal am Bildschirm anschaut. „Der Schiedsrichter hat ein sehr gutes Spiel gemacht, sehr souverän, wenig Hektik. Aber es war ein klares Handspiel, vielleicht die Distanz jedoch zu kurz.“ Und Schmidt meint zur Szene: „Wir haben mit Felix Brych den derzeit wahrscheinlich besten deutschen Schiedsrichter auf dem Platz. Die Aktion habe ich nicht richtig gesehen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm das durchgegangen ist, wenn es ein klarer Elfmeter war.“

Die Mannschaft und das Trainerteam steigen auf dem Theaterplatz aus dem Bus, applaudieren den zündelnden Fans..
Die Mannschaft und das Trainerteam steigen auf dem Theaterplatz aus dem Bus, applaudieren den zündelnden Fans.. © dpa-Zentralbild/Robert Michael

Und noch einmal müssen die Dresdner durchschnaufen. Nach einem Querschläger von Kevin Ehlers, der seine zweiwöchige Corona-Quarantäne überstanden hat, aber nicht in der Startelf steht, lupft der kurz vorher eingewechselte Antonio Mance den Ball aus kurzer Distanz über Broll, aber auch knapp über die Latte. Erneut hat Dynamo Dusel. Oder das Glück des Tüchtigen.

Die Fans hatten bereits bei der Hinfahrt an die Bedeutung des Derbys erinnert. An drei Autobahnbrücken platzierten sie Banner, um ihre Mannschaft auf der kürzesten Auswärtsfahrt zu motivieren. „Sie haben Alarm gemacht. Ich habe von sämtlichen Seiten Nachrichten bekommen, wie wichtig dieses Spiel ist“, sagt der Trainer und Löwe verrät: „Wir werden das eine oder andere Licht auf der Rückfahrt sehen.“

Auf dem Dresdner Theaterplatz brennen die Fans dann ein Feuerwerk ab, zünden Bengalos. Es kracht und wummert, die Spieler steigen aus dem Bus aus, applaudieren. Ob das Feuerwerk angemeldet war? Und alles coronakonform ablief?

Hier der Liveticker zum Nachlesen