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Dynamo: Mannschaft stellt sich gegen gewaltbereite Fans

Vor dem Auswärtsspiel in Essen liest Dynamo Dresdens Kapitän Tim Knipping eine Erklärung vor. Darin verurteilt auch die Mannschaft das Verhalten der gewalttätigen Fans, die zuletzt in Bayreuth randalierten.

Von Tino Meyer & Timotheus Eimert
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Die Mannschaft stellt sich geschlossen gegen einen Teil seiner eigenen Anhänger. In einer Erklärung, die vor dem Auswärtsspiel in Essen von Kapitän Tim Knipping verlesen wurde, lehnten sie jede Form von Gewalt ab.
Die Mannschaft stellt sich geschlossen gegen einen Teil seiner eigenen Anhänger. In einer Erklärung, die vor dem Auswärtsspiel in Essen von Kapitän Tim Knipping verlesen wurde, lehnten sie jede Form von Gewalt ab. © Picture Point / Gabor Krieg

Essen. Nach den Randalen beim Auswärtsspiel in Bayreuth haben sich die Fußballer von Dynamo Dresden erstmals öffentlich gegen das Fehlverhalten ihrer eigenen Fans positioniert. Kurz vor dem Anpfiff des Spiels bei Aufsteiger Rot-Weiss Essen, welches 1:1 endete, las Kapitän Tim Knipping eine Erklärung seines Teams vor. "Liebe Fußballfans, die SG Dynamo Dresden stellt sich entschieden gegen jede Art von Gewalt und Vandalismus. Sowohl im Stadion, als auch außerhalb davon", sagte er.

Es ist das erste Mal, dass sich die Spieler in einer solchen Angelegenheit unmittelbar an die eigenen Anhänger gewendet haben. "Was am Rande unseres Auswärtsspiels in Bayreuth passierte, widerspricht allen Grundsätzen, für die wir als Sportgemeinschaft stehen und haben absolut nichts mit unserem Selbstverständnis als Traditionsverein mit einer großartigen Fankultur zu tun", erklärte Knipping.

Gemeinsame Erklärung war abgesprochen

Die Aktion, an der sich auch der Essener Kapitän Daniel Heber beteiligte, wurde teilweise von Pfiffen begleitet, überwiegend aber beklatscht. Bei Rot-Weiss Essen wurden unter der Woche 76 Stadionverbote gegen auffällig gewordene Anhänger verhängt.

"Diese Aktion war mit den Verantwortlichen aus Dresden und unseren Verantwortlichen abgesprochen. Es sollte ein Statement sein. Ich denke, dass es auch eine Wirkung erzielt hat. Wir alle lieben den Fußball und wollen den Fußball in den Vordergrund stellen. Aggressivität und Randale gehören nicht dazu. Deswegen distanzieren wir uns davon", sagte Essens Trainer Christoph Dabrowski anschließend dazu. "Dem habe ich nichts hinzuzufügen", meinte Dynamo-Coach Markus Anfang.

Knipping forderte in dem Appell zudem, die Täter zu identifizieren und mit Stadionverboten zu belegen. "Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass gewaltbereite Straftäter aus unserer Mitte und dem Stadion verschwinden und unsere Spiele wieder von dem geprägt werden, für das sie in der Vergangenheit so oft standen: pure Leidenschaft und bedingungslose gegenseitige Unterstützung. Im Klub und auf dem Platz. Niemand ist größer als der Verein, forza SGD", so Knipping.

Dynamo arbeitet Randale weiter auf

Im Verein werden die Ereignisse derzeit weiter aufgearbeitet und über Konsequenzen diskutiert. Am vergangenen Dienstagabend trafen sich Vertreter des Präsidiums und Aufsichtsrats, Dynamos Geschäftsführer Jürgen Wehlend und Ralf Becker sowie die Fan- und Sicherheitsbeauftragten des Vereins mit Vertretern von Ultras Dynamo, dem Fanprojekt sowie weiteren Fangruppen, um über das Geschehene zu sprechen. Am Mittwochvormittag traf sich zudem erstmals eine von Dynamo initiierte neue Arbeitsgruppe mit Vertretern von Verein, Stadt, Polizei und Ordnungsdienst, die sich jetzt in regelmäßigen Abständen mit sämtlichen sicherheitsrelevanten Themen rund um Dynamo-Spiele beschäftigen soll.

Nachmittags folgte die Aufsichtsratssitzung, auf der Dynamos Kontrollgremium zusammen mit der Geschäftsführung gut fünf Stunden die Vorfälle von Bayreuth auswertete und über Maßnahmen beriet. Zudem gab es Gespräche mit Sachsens Innenminister Armin Schuster sowie Dresdens Polizeipräsidenten Lutz Rodig. „Ich begrüße die aktuellen Vorschläge von Dynamo Dresden zur Schaffung von mehr Sicherheit sowie die angestrebte engere Kooperation mit der Dresdner Polizei und der Stadt“, erklärte Minister Schuster auf SZ-Anfrage.

Dynamo hatte als erste Konsequenz den Ticketverkauf für das Spiel gegen Essen nur für Mitglieder erlaubt. Eine Entscheidung, ob auch bei den zwei noch folgenden Auswärtsspielen bis zur Winterpause, weiterhin nur Mitglieder Tickets erwerben können, soll ebenfalls diese Woche fallen, teilte der Verein mit. Am Dienstag werde man sich zudem erneut mit der aktiven Fanszene zusammensetzen.