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Hat Dynamo im Top-Spiel einen Punkt gewonnen oder zwei verloren?

Die Dresdner kommen im Spitzenspiel gegen Freiburgs U23 nicht über ein 1:1 hinaus. Im Aufstiegskampf könnte dieses Ergebnis noch wichtig werden, da die Konkurrenz erneut patzt. Die Analyse mit den ersten Stimmen.

Von Timotheus Eimert
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Ahmet Arslan bejubelt mit den Teamkollegen Manuel Schäffler und Jonathan Meier seinen 21. Saisontreffer. Am Ende reicht sein Tor nur zu einem Punkt.
Ahmet Arslan bejubelt mit den Teamkollegen Manuel Schäffler und Jonathan Meier seinen 21. Saisontreffer. Am Ende reicht sein Tor nur zu einem Punkt. © PICTURE POINT

Freiburg. So richtig freuen konnte sich Dynamo Dresden nach dem 1:1 im Spitzenspiel gegen die zweite Mannschaft des SC Freiburg nicht. „Wir spielen immer Fußball, um zu gewinnen“, sagte Ahmet Arslan, der sein Team vor 5.542 Zuschauern im Freiburger Dreisamstadion nach 28. Minuten zunächst in Führung gebracht hatte. Dass die Schwarz-Gelben am Ende nur mit einem Punkt die weiteste Heimreise der Saison antreten, liegt vor allem auch am Gegner, der durch Erik Oscar Wiklöf in der 54. Minute den Ausgleich erzielte.

Zwar kann der Tabellendritte als zweite Mannschaft nicht in die 2. Bundesliga aufsteigen, gehört aber dennoch zu den besten Teams dieser Liga. „Gerade fußballerisch“, meinte Dynamos Kapitän Tim Knipping. „Wir mussten viel hinterherlaufen. Das war uns bewusst, dass wir heute sehr viel leiden müssen.“

Auch die nächsten Wochen könnten für die Sportgemeinschaft noch sehr herausfordernd werden, wenn man sich den Aufstiegskampf der 3. Fußball-Liga anschaut. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum 1:1:

Gewinnt Dynamo einen Punkt oder verliert zwei?

Dynamo hätte gern drei Zähler aus dem Schwarzwald mitgenommen, aber das 1:1 ist unterm Strich das gerechte Ergebnis für beide Teams. „Wir haben auswärts ein Spiel abgeliefert, bei dem wir den Punkt hart erarbeitet haben“, sagte Trainer Markus Anfang. Knipping meinte deshalb: „Wir haben nicht verloren. Das ist wichtig. Für mich ist es definitiv ein Punktgewinn. Um am Ende drei Punkte mitzunehmen, war es am Ende zu wenig nach vorne.“

Selbst Arslan musste nachher anerkennen, dass mehr als ein Unentschieden nicht drin war. „Einen Punkt in Freiburg zu holen ist keine Schande, mal sehen, wofür der noch gut ist“, sagte er und sprach damit den spannenden Aufstiegskampf an.

Wie geht Dynamo in Führung?

Eigentlich sind die Freiburger in der ersten Halbzeit die spielbestimmende Mannschaft. Sie lassen Ball und Gegner laufen. Dynamo agiert aus einer sicheren Defensive heraus mit zwei Viererketten, kann aber kaum für Entlastung sorgen. „Freiburg hatte viel Ballkontrolle. Das war im Vorfeld auch von uns so gedacht. Wir wollten kompakt stehen und in die Umschaltmomente kommen“, erklärte Anfang.

Ahmet Arslan erzielt in der 28. Minute die Dresdner Führung.
Ahmet Arslan erzielt in der 28. Minute die Dresdner Führung. © PICTURE POINT

Nach 28. Minuten geht das Konzept auf. Quasi die erste Chance der Dresdner ist drin. Jakob Lemmer, der für den verletzten Christian Conteh in die Startelf rutscht, wird auf der rechten Außenbahn freigespielt und behauptet sich gegen zwei Gegenspieler stark. Er dribbelt in den Strafraum und legt den Ball quer auf Ahmet Arslan, der sein 21. Saisontor erzielt.

Danach passiert im ersten Durchgang nicht mehr viel. Freiburgs U23 ist in vielen Aktionen zu verspielt. Gefährlich wird es erst kurz vor der Pause, als Dynamo-Schlussmann Stefan Drljaca gegen Freiburgs Top-Torjäger Vincent Vermeij rettet. „Wir haben im ersten Durchgang nur einen Schuss im 16-Meter-Raum zugelassen“, betonte Anfang.

Warum bringt Dynamo das 1:0 nicht über die Zeit?

Weil sich auch im zweiten Durchgang die Spielanteile nicht ändern. Freiburg kontrolliert Ball und Gegner, Dresden läuft hinterher und lauert auf Konter. Die beste Chance hat Manuel Schäffler in der 50. Minute. Der Routinier stibitzt Freiburgs Innenverteidiger Andi Hoti den Ball und läuft von der Mittellinie alleine auf den Torwart zu. Doch kurz vor dem Tor verlassen ihn seine Kräfte. Sein Schuss trudelt neben das Gehäuse.

Fünf Minuten später fällt dann der verdiente Ausgleich der Breisgauer. Nach einer Hereingabe von der linken Seite, die Claudio Kammerknecht nicht verhindern kann, landet der Ball am zweiten Pfosten bei Eric Oscar Wiklöf. Kyu-hyun Park und Jonathan Meier verlieren den Freiburger Angreifer raus den Augen, der aus zehn Metern zum 1:1 trifft.

Das 1:1 durch Erik Oscar Wiklöf fällt kurz nach der Pause. Stefan Drljaca im Dynamo-Tor ist machtlos.
Das 1:1 durch Erik Oscar Wiklöf fällt kurz nach der Pause. Stefan Drljaca im Dynamo-Tor ist machtlos. © PICTURE POINT

„Ich habe danach gedacht, dass es noch einmal richtig schwer werden könnte“, gab Anfang nachher zu. „Aber mein Team hat gegen eine sehr spielstarke Mannschaft noch einmal eine ordentliche Reaktion gezeigt.“ Knipping betonte: „Freiburg hat eine der besten Fußballschulen in Deutschland, aber viel Ballbesitz schießt auch keine Tore.“

Wie verkraftet Dynamo den Ausfall von neun Spielern?

Insgesamt neun Spieler standen dem Trainer nicht zur Verfügung. „Wir nehmen alles mit, was wir derzeit zur Verfügung haben“, sagte Anfang vor der Partie wechselte seine Startelf im Vergleich zur Vorwoche auf sechs Positionen. Doch auf dem Platz stand immer noch eine Top-Mannschaft, auf die viele Vereine in dieser 3. Liga neidisch wären. Unter anderem kehrten Niklas Hauptmann und Jakob Lewald nach ihren Gelbsperren zurück. Neu waren auch Meier, Kammerknecht, Lemmer und Schäffler.

Dass Dynamo einige wichtige Akteure fehlen, zeigt sich dann erst im zweiten Durchgang. Denn die Dresdner können nicht so richtig frische Kräfte nachlegen, auch wenn Anfang fand: „Wir haben durch den einen oder anderen Wechsel noch einmal Druck nach vorne ausüben können, Standardsituationen herausgeholt.“ Wirklich zwingend ist Dresden aber nicht. „Es war ein Spiel, in dem es wenig Chancen auf beiden Seiten gab“, schätze Anfang ein.

In der 90. Minute wird noch Luca Herrmann eingewechselt. Der Mittelfeldspieler feiert bei seinem Ex-Verein seinen ersten Einsatz nach anderthalbjähriger Verletzungspause. „Dass ich ausgerechnet hier mein Comeback feiern kann, ist sehr cool“, sagte ein sichtlich gelöster Herrmann. „Es war ein bisschen emotional. Ich hätte gern die drei Punkte mitgenommen. Aber alles in allem war es eine geile Auswärtsfahrt.“

Wie wirkt sich der Punktgewinn auf die Tabelle aus?

Es ist sehr eng an der Spitze der 3. Liga. Dynamo verteidigt den Relegationsplatz zunächst, könnte aber von Osnabrück am Sonntag noch verdrängt werden, sollten die Niedersachsen gegen den FSV Zwickau mit fünf Toren Unterschied gewinnen.

Die gute Nachricht: Der Abstand zu den direkten Aufstiegsplätzen ist geringer geworden. Tabellenführer Elversberg verliert 0:2 beim Dortmunds U23 und bekommt es nun mit den Nerven zu tun. Seit vier Spielen sind die Saarländer sieglos. Und auch Wehen Wiesbaden patzt gegen den abstiegsbedrohten SV Meppen. 1:2 verliert das Team von Dynamos Ex-Trainer Markus Kauczinski zu Hause.

„In den letzten Wochen habe ich immer gehört, dass wir das schwerste Restprogramm haben. Jetzt sieht man, dass diese Gegner genauso schwer sind. Es gibt kein einfaches Programm“, sagte Knipping auf die Ergebnisse der Konkurrenz angesprochen. Nächste Woche kommt es in Dresden nun zum direkten Duell mit Wiesbaden. Mit einem Sieg würde Dynamo vorbeiziehen.