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Wie sich Dynamo einen Punkt in Paderborn erkämpft

Dynamo Dresden zeigt nach dem blamablen Auftritt im Ost-Klassiker eine Reaktion. Im Auswärtsspiel gegen den SC Paderborn entführt Dynamo einen Punkt. Das sagen Trainer und Spieler zur Nullnummer.

Von Timotheus Eimert & Oscar Jandura
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Dynamos Kapitän Yannick Stark behauptet gegen Paderborns Philipp Klement den Ball. Es war ein umkämpftes Spiel mit einem gerechten Ergebnis.
Dynamos Kapitän Yannick Stark behauptet gegen Paderborns Philipp Klement den Ball. Es war ein umkämpftes Spiel mit einem gerechten Ergebnis. © dpa

Paderborn. Die Niederlage gegen Hansa Rostock habe geschmerzt. „Wir konnten nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, sagte Dynamos Trainer am Donnerstag. Zwei Tage ist Alexander Schmidt deutlich glücklicher. Vor 3.614 Zuschauer, davon knapp 300 Dresdner Anhänger, zeigte seine Mannschaft im Auswärtsspiel gegen den SC Paderborn eine deutlich bessere Leistung.

Durch das 0:0 entführt Dynamo Dresden einen Punkt aus Ostwestfalen. Es war die erhoffte Reaktion nach dem blamablen Auftritt in der Vorwoche im Ost-Klassiker. „Es war bei weitem nicht alles perfekt heute, aber es war gut für uns. Wir haben hier auf einem schwierigen Platz in Paderborn einen Punkt geholt“, sagt der Trainer.

Welche Reaktion zeigte das Team nach dem blamablen 1:4 gegen Rostock?

Die ersten 20 Minuten hat Dynamo im Gegensatz zur Vorwoche, als man innerhalb von zwölf Minuten vier Gegentore kassierte, dieses Mal nicht verschlafen. Im Gegenteil: Die Dresdner waren die bessere Mannschaft. „Wir wollten und mussten eine Reaktion zeigen“, sagt Yannick Stark. Das ist der Mannschaft gut gelungen. „Wir standen defensiv gut. Wir hatten sehr gute Umschaltmomente und Umschaltaktionen, gerade in der ersten Halbzeit“, meint der Dynamo-Kapitän.

Oft stimmte jedoch der letzte Pass nicht, wie in der 11. Minute. Morris Schröter, Vaclav Drchal und Brandon Borello haben gegen zwei Paderborner Verteidiger Überzahl, können es jedoch nicht ausspielen. Schröter verschleppt das Tempo und verpasst das Abspiel auf den völlig freien Borello.

Anton Mitryushkin verhindert mit einer Glanzparade die Paderborner Führung.
Anton Mitryushkin verhindert mit einer Glanzparade die Paderborner Führung. © dpa

Vor der Halbzeit gerät Dynamo noch einmal richtig unter Druck. In der 36. Minute bewahrt Anton Mitryushkin seine Mannschaft mit einer Glanzparade vor einem Rückstand. Florent Muslija zieht aus 20 Metern einfach mal ab. Der russische Ersatzmann sieht den Ball spät, taucht aber schnell in seine rechte untere Ecke ab und kratzt den Schuss mit den Fingerspitzen noch aus der Ecke.

In der Folge hat der Paderborner Philipp Klement noch mehrere gute Abschlüsse. Diese gehen jedoch knapp neben das Tor. Mitryushkin muss nicht eingreifen. So geht es mit einem 0:0 in die Pause.

Wie bringt Dynamo das 0:0 über die Zeit?

In der zweiten Halbzeit zieht sich die Mannschaft von Alexander Schmidt immer weiter zurück. „Ich hätte es genauso gemacht“, sagt Paderborns Trainer Lukas Kwasniok nach dem Spiel auf die Frage, ob er Dynamo so defensiv erwartet habe. In der Offensive geht bei Dynamo durch den Rückzug aber nicht mehr viel. Paderborn wird immer besser, doch auch bei den Gastgebern stimmt oft der letzte Pass nicht.

Zum Ende des Spiels geriet Dynamo noch einige Male unter Druck. Wie schon gegen Hannover 96 war die Mannschaft nach einer guten ersten Halbzeit platt, kann dem Gegner nichts mehr entgegensetzen. Doch die Mannschaft verteidigt geschlossen, und wenn mal ein Ball durchrutscht, ist Anton Mitryushkin da.

„Die Schlussphase war schon sehr ekelhaft für uns, weil Paderborn gut gedrückt hat“, muss auch Verteidiger Michael Akoto nach dem Spiel gestehen. „Wir haben uns als Mannschaft festgesetzt, dass wir in den letzten Minuten alles daransetzen, das Tor zu verteidigen und hier mit einem Punkt herausgehen.“

In der 86. Minute wird es noch einmal richtig brenzlig, als Paderborn-Stürmer Felix Platte aus fünf Meter den Ball nicht ins Tor, sondern über das Gehäuse von Mitryushkin schießt. Dresden hat also auch das Quäntchen Glück. „Kompliment an die Mannschaft, die alles gegeben hat und verdient einen Punkt mitgenommen hat“, sagt Akoto.

Was sagt der Trainer zum Ergebnis und zum Spiel?

Der ist zufrieden ­– mit dem Ergebnis und mit dem Punkt. „Unterm Strich war es aus unserer Sicht leistungsgerecht“, sagt Alexander Schmidt. „Wir hatten in dieser Woche nach dem sehr enttäuschenden Spiel gegen Rostock eine schwierige Situation. Wir haben uns vorgenommen, dass wir eine Reaktion zeigen und nach der Analyse unter der Woche Taten folgen lassen. Das ist uns in Teilen ganz gut gelungen heute.“

War mit dem Ergebnis und dem Auftritt seiner Mannschaft zufrieden: Dynamo Trainer Alexander Schmidt.
War mit dem Ergebnis und dem Auftritt seiner Mannschaft zufrieden: Dynamo Trainer Alexander Schmidt. © dpa/Friso Gentsch

Es sei „bei weitem nicht alles perfekt“ gewesen. Vor allem von den Umschaltsituationen, von denen Dynamo einige hatte, versprach er sich mehr. „Wenn wir die besser ausgespielt hätten, dann wäre es möglich gewesen, ein Tor zu erzielen. Dann hätten wir noch mehr mitnehmen können.“

Doch er betont auch: „Paderborn ist eine sehr spielstarke Mannschaft, es war ein ganz enges Spiel für uns. Der Gegner ist immer in der Lage, einen Lucky Punch zu setzen mit der Qualität, die sie haben.“

Wie verhalten sich die Fans nach der Kritik des Trainers?

Am Donnerstag hatte Alexander Schmidt noch die eigenen Fans kritisiert. Er meinte damit diejenigen Anhänger, die im Netz die Spieler nach der schlechten Leistung gegen Hansa Rostock mit Hasskommentaren überhäuften. „Wenn man in der Anonymität alles in den Dreck zieht, das geht nicht. Da soll sich jeder hinterfragen, ob er wirklich der große Fan ist. Wenn Heinz Mörschel ein Tor schießt, ist er der Super-Heinz, und wenn er mal ein schlechtes Spiel macht, wird er gleich ausgepfiffen.“

Rund 300 Dynamo-Fans unterstützen die Mannschaft in Paderborn.
Rund 300 Dynamo-Fans unterstützen die Mannschaft in Paderborn. © dpa

Die mitgereisten 300 Anhänger unterstützen ihre Mannschaft dieses Mal durchgehend. Nach dem Spiel feierten sie ihr Team mit Sprechchören. Immer wieder skandierten sie: „Dynamo, Dynamo, Dynamo.“ Es war die Reaktion, die sich auch Alexander Schmidt gewünscht haben dürfte. Insgesamt waren 7.500 Zuschauer in der Benteler-Arena in Paderborn zugelassen, 3.614 waren letztendlich gekommen.

Wie reagierte der Trainer auf die 1:4-Klatsche gegen Hansa?

Alexander Schmidt stellte zum einen sein taktisches System um. Mit zwei Sechsern versuchte er die Defensive zu stabilisieren und verzichtete dafür auf einen zweiten Stürmer. „Wir wollten kompakt stehen und im Mittelfeld pressen“, erklärt er.

Vaclav Drchal, der den gelbgesperrten Top-Torjäger Christoph Daferner ersetzte, agierte als einzige Spitze. Dahinter spielten im offensiven Mittelfeld Morris Schröter, Oliver Batista-Meier und Brandon Borello. Die Doppelsechs bildeten Yannick Stark und Julius Kade. In der Viererkette durften der nach seiner Sperre zurückgekehrte Michael Akoto, Michael Sollbauer, Kevin Ehlers und Chris Löwe von Beginn an ran.

Verzichten musste Alexander Schmidt erneut auf seinen Stammtorwart. Kevin Broll laboriert noch immer an einem Haarriss in der Hand, den er sich vor der Länderspielpause gegen Hannover zugezogen hatte. Für ihn stand erneut Anton Mitryushkin im Tor und machte ein in Schmidts Augen „sehr gutes Spiel“.

Insgesamt wechselte der Trainer seine Startaufstellung im Vergleich zur Vorwoche auf vier Positionen. Heinz Mörschel, Robin Becker und Ransford-Yeboah Königsdörffer mussten nach der Heim-Pleite gegen Hansa Rostock vorerst auf der Bank Platz nehmen. Top-Torschütze Christoph Daferner fehlte gelbgesperrt. Für die Partie gegen Heidenheim am kommenden Freitag steht der Stürmer wieder zur Verfügung.