SZ + Dynamo
Merken

Die 100-Tage-Bilanz des neuen Dynamo-Chefs

Seit etwas mehr als drei Monaten ist David Fischer bei Dynamo Dresden als Geschäftsführer Kommunikation tätig. Bereits jetzt ist klar, dass er anders agiert als seine Vorgänger.

Von Timotheus Eimert
 6 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Seit 100 Tagen ist David Fischer bei Dynamo Dresden Geschäftsführer Kommunikation.
Seit 100 Tagen ist David Fischer bei Dynamo Dresden Geschäftsführer Kommunikation. © dpa/PA/Robert Michael

Dresden. Viel Zeit für andere Sachen blieb David Fischer in den letzten Wochen nicht. "Dynamo ist momentan allgegenwärtig", sagt Dynamos Geschäftsführer Kommunikation im Podcast Schwarz-Gelb von Sächsische.de und Radio Dresden. Selbst die Vorbereitung für den Dresden-Marathon stellte der Hobbyläufer für seine neue Aufgabe bei der Sportgemeinschaft hinten an.

"In den letzten Monaten lag die Priorisierung auf etwas Anderem, als darauf, laufen zu gehen. Ein bisschen Vorbereitung wäre für den Marathon aber gut gewesen", meint er – und ärgert sich über seine Zeit von 4:03 Stunden. Nach einem Viertel des Rennens lief Fischer schließlich noch vor dem 3:15-Stunden-Tempomacher.

"Letztes Jahr bin ich den Marathon in Berlin in drei Stunden und neun Minuten gelaufen", sagt der 39-Jährige, für den das Laufen aber nur Mittel zum Zweck ist. "Um auf andere Gedanken zu kommen, mich körperlich zu betätigen – und um weiterhin Gummibärchen essen zu können."

Seit exakt 100 Tagen ist Fischer nun bei Dynamo Dresden als Geschäftsführer Kommunikation tätig. Die Schonfrist, wie sie Politikern zugestanden wird, um anzukommen und sich einzuarbeiten, ist damit abgelaufen. "Man sieht, wie schnell 100 Tage vergehen. Ich wurde von allen sehr herzlich aufgenommen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Es war eine sehr große Offenheit da", zeigt sich der gebürtige Pirnaer begeistert von seinen ersten Monaten, die er in dem Podcast als sehr arbeitsreich beschreibt.

David Fischer ist bei Dynamo einer von drei Chefs

"Ich hatte sehr viele Termine und Gespräche. Der Hammer fiel dann nicht um 16 oder 17 Uhr, sondern es ging jeden Tag etwas länger", sagt er. "Es ging darum, weitere Kontakte zur Politik und zu Sponsoren aufzubauen sowie sich schnell in alle Themenfelder einzuarbeiten. Wo kannst du die Dinge harmonisieren und effektiver gestalten. Da haben wir in den letzten Wochen sehr viel Aufbauarbeit geleistet."

Sportlich kann Fischer mit seinem Start in Dresden durchaus zufrieden sein. Nach einem Drittel der Saison führt Dynamo die Tabelle der 3. Liga souverän an. "Vor der Saison hätte das jeder unterschrieben. Zudem ist das Stadion voll mit über 29.000 Zuschauern im Durchschnitt", sagt er.

Bei Dynamo ist Fischer einer von drei Chefs, mit Ralf Becker (Sport) und Stephan Zimmermann (Finanzen) hat er noch zwei gleichberechtigte Geschäftsführer an seiner Seite hat. "Es ist ein sehr positives Miteinander", beschreibt er die Arbeit mit seinen Kollegen. "Die Aufgabenverteilung haben wir für uns jetzt erstmal gemacht. Das ist aber immer ein dynamischer Prozess." Dass das viel Arbeit bedeutet, weiß er. "Das nehme ich gerne in Kauf."

David Fischer gilt als bodenständig, fleißig und ehrgeizig

Fischer gilt als extrem fleißig und ehrgeizig. "Wir sind alle Sportler, da gehört ein wenig Ehrgeiz dazu. Das ist auch bei mir der Fall. Wenn du im Sport nicht ehrgeizig bist, kannst du deine Ziele nicht erfüllen. Wir alle werden am Erfolg gemessen", sagt er im Podcast – für Fischer nach seiner Antrittspressekonferenz am 27. Juli erst das zweite Mal, dass er ausführlich in der Öffentlichkeit spricht. Das mag für einen Geschäftsführer Kommunikation verwunderlich sein, aber nichts Schlechtes heißen.

Fischer, das lässt er durchblicken, kommunizierte bislang zunächst vor allem innerhalb des Vereins. In den letzten Monaten ist dennoch zu sehen, dass Fischer eher ein zurückhaltender, ruhiger, bodenständiger Typ ist. Das wird auch während der knapp einstündigen Aufnahme deutlich. "Es ist meine Grundnatur", sagt er und betont: "Es nützt dir nichts, wenn du viele Zampanos hast. Es geht darum, dass du die Menschen mitnimmst und eine gemeinsame Überzeugung entwickelst. So verstehe ich mich als Geschäftsführer."

In einem stets unruhigen Umfeld wie bei Dynamo mit seinen emotionalen Extremen mag das keine schlechte Eigenschaft sein. Die Aufgabe bei den Schwarz-Gelben ist auch deshalb eine Berufung für Fischer, der in Glashütte aufgewachsen ist. Das betonte er schon bei seinem Amtsantritt.

Für David Fischer ist Dynamo sein Traumjob

Nun sagt er: "Ich sehe es als großes Privileg an, im Fußball tätig sein zu dürfen und dann noch für Dynamo. Das ist mein Traumjob. Da gibt es ehrlicherweise nichts Besseres." Zuletzt arbeitete Fischer gut sieben Jahre als Geschäftsführer für Dynamos Ligakonkurrenten Saarbrücken. Zuvor war der diplomierte Sportmanager dreieinhalb Jahre in gleicher Funktion für die Offenbacher Kickers tätig.

"Dynamo ist noch einmal ein ganzes Stück größer", gibt er jetzt zu. "Es gibt mehr Interessengruppen, die sich im und um den Verein herumbewegen. Die Größe der Stadt ist etwas anders. Und die Strahlkraft der SGD ist um ein Vielfaches größer als bei den anderen beiden Vereine." Das bedeutet aber auch, dass es mehr Konfliktpotenzial gibt.

Es braucht daher einen guten Kommunikator. Vieler seiner Vorgänger sind daran gescheitert. Sie rieben sich in Auseinandersetzungen mit den Gremien und der organisierten Fanszene auf. Ob Fischer dieser Aufgabe gewachsen ist, wird sich erst in den nächsten Monaten zeigen. Seine erste Bewährungsprobe wird die Mitgliederversammlung am 18. November sein.

David Fischer fordert respektvollen Umgang bei Dynamo

"Wir werden nicht immer nur einfache Themen haben, sondern müssen uns manchmal auch mit kritischen Themen auseinandersetzen", weiß Fischer und betont: "Dabei ist es wichtig, dass wir vernünftig miteinander umgehen. Das möchte ich intern wie extern ausstrahlen, um ein Vertrauen aufzubauen."

Um einen noch tieferen Einblick zu bekommen, ist Fischer bei Heimspielen schon lange vor dem Anpfiff im Rudolf-Harbig-Stadion und kümmert sich am Spieltag um viele organisatorische Fragen. "Das habe ich bereits bei meinen vorherigen Stationen gemacht und wollte das in Dresden gern beibehalten", erklärt er. "Aber noch suche ich nach dem richtigen Platz im Stadion, um das Spiel in aller Ruhe schauen zu können." Als Kinder und Jugendlicher stand Fischer über zehn Jahre im Fanblock. In seiner neuen Aufgabe als Geschäftsführer ist das keine Option.

Das nächste Heimspiel bestreitet Dynamo erst in zwei Wochen gegen Jahn Regensburg. Ob das reicht, um den passenden Platz im Stadion zu finden? Die Vorbereitung auf den nächsten Marathon hat dagegen jetzt schon begonnen. Am 28. April 2024 will Fischer beim Oberelbe-Marathon mitlaufen. "Dafür werden jetzt die Grundlagen gelegt."