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Warum der Olympiasieger aus Dresden Rouladen rollt

Der Weltklasse-Kanute Tom Liebscher gibt nach einer erfolgreichen Saison für einen Tag den Koch und verabschiedet sich in die Flitterwochen.

Von Alexander Hiller
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Kanu-Olympiasieger Tom Liebscher kocht, brät und bruzelt für seine Partner und Sponsoren in der Kochagentur Dresden..
Kanu-Olympiasieger Tom Liebscher kocht, brät und bruzelt für seine Partner und Sponsoren in der Kochagentur Dresden.. © Sven Ellger

Dresden. Er legt die zarten Fleischscheiben sorgsam auf das vorbereitete Brett, streicht die Rinder-Oberschale mit Senf ein, schnappt sich eine Gewürzgurke und wickelt alles zu einem kleinen Päckchen zusammen - die erste fertige Rinderroulade kann auf den Grill. Kanu-Doppelolympiasieger Tom Liebscher versucht sich für einen Tag als Meister in einem anderen Metier.

Der 29-Jährige vom Kanu-Club Dresden hat Sponsoren, Partner und Freunde am Sonntag zu einem Saisonausklang der besonderen Art geladen. Knapp 30 Leute finden sich auf dem Geländer der Kochagentur ein. Selbst Ulrich Franzen, Chef des Landessportbundes Sachsen, ist der Einladung gefolgt. Und Tom Liebscher rollte eine Roulade nach der nächsten. Für den Ausnahmeathleten eine Verpflichtung. "Für mich war die Weltmeisterschaft der wichtigste Wettkampf, auch wenn die Leichtathleten etwas anderes sagen", erklärt der gebürtige Dresdner und kann sich diesen Seitenhieb nicht verkneifen. Liebscher holte bei der Weltmeisterschaft Silber im Kajak-Vierer und bei der nachfolgenden und sportlich eher unbedeutenden EM, die in München in das Event der European Championships eingebettet war, zwei Titel. "Das haben wir gut mitgenommen, war medial wichtig", sagt er. Die Saison sei damit besser gelaufen als gedacht.

Für Liebscher ist dieser Termin keine reine Pflichtnummer. Für diesen Tag haben seine Frau Dora und er gewissermaßen ihre Hochzeitsreise unterbrochen. Das Paar, das sich im Frühjahr das Ja-Wort gab, war bereits für eine Woche in den USA, so ganz nebenbei konnte der Kanute noch ein Einladungsrennen in Oklahoma bestreiten und ein kleines Preisgeld einstreichen. Das werden die Liebschers auf der weiteren Reise gut gebrauchen können, die Flitterwochen erstrecken sich über weitere vier Wochen. "Wir fahren mit unserem Kleinbus über den Königssee nach Slowenien, dort kennen wir einige Paddler und schöne Seen. Dann geht es nach Venedig - und weiter runter nach Kroatien", erzählt Liebscher. Zum Schluss ist das Paar in den "Club der Besten" eingeladen. Die Deutsche Sporthilfe zeichnet im Verbund mit Sponsoren die besten und erfolgreichsten Athleten Deutschlands des Jahres mit einer Eventwoche aus - diesmal im Aldiana Club Calabria in Italien.

Tom Liebscher und seine ungarische Langzeitfreundin Dora Lucz gaben sich am 30. April 2022 in Dresden das Ja-Wort.
Tom Liebscher und seine ungarische Langzeitfreundin Dora Lucz gaben sich am 30. April 2022 in Dresden das Ja-Wort. © Vivid Symphony Photography

"Dann", sagt Liebscher lachend, "geht die wilde Reise wieder von vorn los." Gemeint ist der stete Kreislauf eines Hochleistungssportlers. Er plant mindestens noch bis zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris. In diesem Kreislauf wird für den gestandenen Weltklasse-Kanuten auch die Ernährung immer wichtiger. Die weinrote Kochschürze für den Eventtag ist also nicht nur Staffage. "Ich koche daheim auch, wir kochen eigentlich immer frisch." Das Leibgericht sind derzeit "selbstgemachte Pancakes sonntags zum Frühstück".

Das Leistungssportler-Paar, auch Dora ist eine Kanutin, liebt zudem einen Bowl-Mix aus Reis, Hühnchen und Gemüse wie Möhren oder Avocado. "Das war so der letzte Step, um die Leistung zu optimieren. Das Thema Kochen gehört da mit dazu - nach meiner Erfahrung bei ganz vielen nach der Coronazeit. Sie machen sich Gedanken, wie man sich bewusster ernährt", sagt Tom Liebscher. Der hat selbst bereits mehrere Kochkurse besucht.

"Ich wollte auf die Art auch einfach mal Danke sagen, nach einer Saison, die nicht so berauschend gestartet, aber am Ende grandios verlaufen ist. Hinter mir stehen einfach ganz viele Personen, die mich in diese Position bringen." Vom Physiotherapeuten, dem Vereins-Vorstand bis hin zu seinen Trainingskollegen. Die können nun auch beurteilen, wie Liebscher-Rouladen schmecken.