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Vorbild DSC - Stuttgarts Blick auf Dresdens Volleyballerinnen

Die Rollen vor dem zweiten Play-off-Halbfinale zwischen den DSC-Volleyballerinnen und Stuttgart scheinen klar verteilt. Deren Sportdirektorin sieht das anders und erwähnt ein brisantes Detail.

Von Alexander Hiller
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Kim Oszvald-Renkema findet auch Spielerinnen aus dem aktuellen DSC-Kader für ihren Verein interessant.
Kim Oszvald-Renkema findet auch Spielerinnen aus dem aktuellen DSC-Kader für ihren Verein interessant. © picture alliance / Pressefoto Baumann

Dresden. Siegen oder fliegen – unter dem Motto steht für die Volleyballerinnen des Dresdner SC das zweite von drei möglichen Halbfinals am Mittwoch, 19 Uhr, in der Margon-Arena gegen Titelverteidiger Stuttgart. Der Favorit führt nach dem 3:0 vom Samstag in der Play-off-Serie mit 1:0 und kann mit einem weiteren Erfolg ins Finale einziehen. Für den DSC wäre die Saison dann beendet. Die Rollen sind vermeintlich klar verteilt – oder doch nicht? Stuttgarts Sportdirektorin Kim Oszvald-Renkema (35) antwortet im Gespräch mit saechsische.de darauf – und auf das Interesse an DSC-Profis.

Frau Oszvald-Renkema, laut dem DSC sind die Rollen auch im Rückspiel klar verteilt. Stuttgart gilt als haushoher Favorit. Sehen Sie das ähnlich?

Wir sehen das schon enger. Das erste Halbfinale war auch eng, sehr eng sogar. Ich tue mich mit solchen Rollen schwer. In den Play-offs ist alles wieder bei null. Aber wir führen jetzt in der Serie und wollen natürlich ins Finale einziehen.

Aber für Ihr Team als Titelverteidiger, Doublegewinner wäre es eine Enttäuschung, nicht ins Finale einzuziehen?

Natürlich, denn das ist das klare Ziel. Aber ich glaube nicht, dass Dresden am Mittwoch antritt mit der Maßgabe: „Wir wollen in den Urlaub.“ Der DSC ist ein starker Gegner, ist das immer gewesen. Aber wir werden auch alles geben.

2021 ließ sich Stuttgart im Finale trotz einer 2:0-Führung in der Best-of-Five-Serie noch den Meistertitel vom DSC wegschnappen. Spielt diese Erfahrung eine Rolle in der Vorbereitung auf das Duell am Mittwoch?

Ich glaube, dass die Vergangenheit keine Rolle spielt, sowohl bei uns nicht als auch beim DSC. Dresden hat uns häufig geschlagen, aber das spielt jetzt keine Rolle für die aktuellen Teams. Da denkt keiner drüber nach. Beide Mannschaften werden alles reinhauen, um zu gewinnen. Punkt.

Sie könnten dank Ihrer Spielstärke auch auf ein drittes Halbfinale am Sonntag in Stuttgart zocken – und bei voller Arena und vor eigenen Fans ins Finale ziehen.

(lacht) Wir hätten am Wochenende sehr gern spielfrei. Wir haben zu viel Respekt vor Dresden, um uns das zu erlauben. Das wird schon schwierig genug, in Dresden zu gewinnen. Aber ich sehe ein drittes Entscheidungsspiel nicht als ausgeschlossen.

"Natürlich hat der DSC für uns interessante Spielerinnen"

Sie haben in einem früheren Interview gesagt, dass Stuttgart sich auf dem Weg an die deutsche Spitze viel von Vereinen wie Schwerin und Dresden abgeschaut habe. Was denn zum Beispiel?

Für uns sind Dresden und Schwerin immer noch Beispielvereine, die haben mehr Titel als wir auf dem Konto, sind auch viel länger in der Bundesliga. In manchen Bereichen sind wir jetzt oben angekommen, in manch anderen nicht. Ich habe Dresden immer für seine Nachwuchsstrukturen gelobt, auch im Marketing guckt man schon noch auf die beiden Klubs. Mittlerweile machen wir das auch sehr gut, gehören da zu den Top-Vereinen der Bundesliga. Aber wir schauen uns immer noch viel ab, haben großen Respekt vor diesem Verein.

Mit Lara Berger spielt eine Ex-Stuttgarterin beim DSC, mit Barbara Wezorke und Michelle Petter zwei Ex-Dresdnerinnen in Ihrem Team. Finden Sie auch Profis aus dem aktuellen DSC-Kader interessant?

Es gibt beim Dresdner SC immer interessante Spielerinnen. Die gibt es aber auch bei Teams wie Potsdam, Schwerin oder natürlich bei uns. Wir müssen zuerst auch innerhalb der Bundesliga schauen, können uns nicht nur Profis leisten, die wir aus dem Ausland zu uns holen. Also natürlich hat auch der Dresdner SC für uns interessante Spielerinnen.

Ihr Cheftrainer Tore Aleksandersen leidet an Prostatakrebs im Endstadium, saß am Samstag dennoch in der Halle, aber nicht auf der Bank. Mutet er sich die Reise nach Dresden zu?

Nein, er wird nicht dabei sein.

Wie geht es ihm aktuell?

Ich kann da nicht mit „gut“ antworten. Es geht ihm nicht gut genug, um bei uns an der Seitenlinie zu stehen. Das ist schlimm genug.

Sie sind seit elf Monaten Mutter einer kleinen Tochter. Arbeiten Sie schon wieder in Vollzeit?

Ich arbeite in Vollzeit, natürlich sind meine Zeiten jetzt anders eingeteilt. Die Aufgaben, die ich zu erledigen habe, die erledige ich weiterhin – mit der Hilfe von Kollegen, die mich da ganz toll unterstützen und auch mal sagen: Wir übernehmen. Mein Ziel ist es, in der kommenden Saison, wenn meine Tochter in die Kita geht, doch wieder ein paar mehr Stunden Volleyball zu haben. Aber ich bekomme die Aufgaben mit meinen Kollegen gemeistert.