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BASF baut in Schwarzheide Solarpark mit Batterie

Die BASF-Fabrik in Südbrandenburg lässt 52.000 Solarmodule neben ihr Kraftwerk stellen. Dazu beitragen sollen Envia-M - und eigene Chemikalien.

Von Georg Moeritz
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Hier ist Platz für 52.000 Solarmodule: Neben der Chemiefabrik lässt die BASF Schwarzheide einen Teil ihrer Strom-Erzeugung aufbauen. Die Firma hat auch ein Gaskraftwerk.
Hier ist Platz für 52.000 Solarmodule: Neben der Chemiefabrik lässt die BASF Schwarzheide einen Teil ihrer Strom-Erzeugung aufbauen. Die Firma hat auch ein Gaskraftwerk. © BASF Schwarzheide

Schwarzheide. Die Kunden verlangen danach, also wird es gemacht: Die Chemiefabrik BASF Schwarzheide mit über 2.000 Beschäftigten in Südbrandenburg lässt einen der größten Solarparks im Land bauen. Geschäftsführer Jürgen Fuchs sagte am Donnerstag in einem Online-Pressegespräch, der Solarstrom solle im kommenden Frühjahr fließen.

Die Chemiefabrik wird allerdings zunächst nur einen kleinen Teil ihres Energiebedarfs aus Ökostrom decken. Sie hat schon ein Gaskraftwerk für 200 Tonnen Dampf pro Stunde und 110 Megawatt Stromleistung. Der Solarpark soll 24 Megawatt Leistung schaffen, bei gutem Licht.

Der Ökostrom soll vor allem in die neue Produktionsanlage fließen, die gerade gebaut wird: die Herstellung von Kathodenmaterial für Elektro-Autobatterien. Diese Anlage soll auch nächstes Jahr in Betrieb gehen und 150 Arbeitsplätze schaffen. Die Solaranlage sorgt laut Fuchs nur während des Baus direkt für Arbeit, trägt aber "zur Sicherung des Standorts durch den Wettbewerbsvorteil" bei. Die Kunden verlangten nach nachhaltigen, klimaschonenden Chemieprodukten.

BASF stellt selbst entwickelten Batteriespeicher auf

BASF stellt in Schwarzheide eine ganze Palette von Chemikalien her: Kunststoffe und Pflanzenschutzmittel, Lacke und künftig auch Kathodenmaterial für Batterien. Ein Teil des Stroms aus der neuen Solaranlage soll laut Geschäftsführer Fuchs in einen Speicher fließen können: In den Solarpark werde eine Natriumschwefelbatterie integriert, eine Eigenentwicklung des Konzerns. Die BASF-Zentrale in Ludwigshafen kümmere sich darum, später vielleicht weitere Speichertechnologien einzusetzen.

Falls die Chemiefabrik nicht den ganzen Strom der Solaranlage benötigt, fließt er ins Netz des Energiekonzerns Envia-M mit Sitz in Chemnitz. Dessen Vorstandschef Stephan Lowis sagte, in seinem Netzgebiet in Brandenburg würden schon 350 Prozent des Stromverbrauchs durch Erneuerbare Energien abgedeckt. Dort kommt also mehr als dreimal soviel Strom aus Wind-, Solar- und Biogasanlagen wie in der Region benötigt wird. Er wird über Leitungen weitertransportiert.

Lowis sagte: "Wir sitzen auf einem wertvollen Schatz, den es noch besser zu nutzen gilt." Erneuerbare Energien seien ein wichtiger Standortfaktor. Brandenburg habe damit einen Wettbewerbsvorteil und sei "deutlich weiter als andere Bundesländer". Sachsens Energieminister Wolfram Günther (Grüne) hatte Mitte November eine Werbekampagne gestartet, um mehr Akzeptanz für den Aufbau von Windkraftanlagen zu erreichen. Auch Günther betont regelmäßig, die Unternehmen seien zunehmend auf Ökostrom angewiesen.

Sie wollen Industrieproduktion mit weniger Klimagasen: Jürgen Fuchs (links), Vorsitzender der Geschäftsführung der Chemiefabrik BASF Schwarzheide, und Stephan Lowis, Vorstandschef des Energieversorgers Envia-M.
Sie wollen Industrieproduktion mit weniger Klimagasen: Jürgen Fuchs (links), Vorsitzender der Geschäftsführung der Chemiefabrik BASF Schwarzheide, und Stephan Lowis, Vorstandschef des Energieversorgers Envia-M. © BASF Schwarzheide

Windkraft wäre betriebswirtschaftlich besser

BASF will mit Envia-M ein Gemeinschaftsunternehmen gründen, um den Solarpark zu bauen. Fuchs sagte, der Partner aus der Energiewirtschaft sei fachlich nötig für das Projekt. 13 Millionen Euro werden in den Solarpark investiert. Fuchs betonte, es gebe keine Subventionen vom Staat dafür. Die geplante Produktionsanlage für Kathodenmaterial dagegen wird nach früheren Angaben von Bund und Land mit 175 Millionen Euro gefördert, die Gesamtkosten wurden nicht veröffentlicht.

Die 52.000 Fotovoltaikmodule kommen von einem chinesischen Hersteller, sagte Lowis auf Nachfrage. Windkraftanlagen wären nach seinen Angaben "betriebswirtschaftlich die beste Lösung", doch der nötige Abstand zur Chemiefabrik kann laut Fuchs nicht eingehalten werden. Der Solarpark entsteht auf einer werkseigenen Fläche von 24 Hektar Größe. Im Norden des Fabrikgeländes sind laut Fuchs dann immer noch Flächen frei, auf denen später gebaut werden könnte.

Vom neuen Solarpark erwarten die Partner eine Stromproduktion von 25 Gigawattstunden pro Jahr. Das vermeide den Ausstoß von 9.150 Tonnen Kohlendioxid und reiche rechnerisch, um etwa 10.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Den gesamten Energieverbrauch von BASF Schwarzheide bezifferte Fuchs auf Nachfrage auf 200 bis 400 Gigawattstunden. Im Mai sei es gelungen, den Standort mehrere Wochen lang vollständig mit Erneuerbaren Energien zu versorgen. Das Unternehmen habe auch Verträge mit Vattenfall und RWE zum Bezug von Strom aus Windkraftanlagen im Meer, "im Gigawattbereich".

Leag plant einen größeren Solarpark

Mit 24 Megawatt maximaler Leistung wird der Solarpark in Schwarzheide groß, aber kein Rekordhalter. Die Leag plant beispielsweise einen Energiepark Bohrau bei Forst mit 400 Megawatt, der 2024 auf ehemaligen Flächen des Tagebaus Jänschwalde in Brandenburg in Betrieb gehen soll.

Die Zusammenarbeit von BASF und Envia-M basiert auch auf einem "Zukunftsbündnis" für den Strukturwandel in der Lausitz, das 2019 in Cottbus gemeinsam mit anderen Unternehmen geschlossen wurde. Die Partner sagten, grüne Energie "zu wettbewerbsfähigen Preisen" sei der Schlüssel für eine zukunftsfähige Industrieproduktion - und damit für Beschäftigung in der Lausitz.

Der BASF-Konzern will laut Pressemitteilung bis 2030 seine Treibhausgasemissionen um 25 Prozent senken und bis 2050 Netto-Null-Emissionen erreichen - trotz jährlichem Wachstum. Lowis betonte, die Chemieindustrie sei einer der energieintensivsten Industriezweige in Deutschland und spiele eine Schlüsselrolle für die angestrebte Klimaneutralität. Das Projekt in Schwarzheide sei ein Grundstein für klimaneutrale Produktion.