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Frostnächte: Enorme Schäden bei Obst und Wein in Sachsen

Der Frost hat beim sächsischen Obst Schäden in Millionenhöhe hinterlassen. Der Landwirtschaftsminister bezeichnet die Situation als "dramatisch" und sucht nach Hilfsgeldern. Noch schlimmer sieht es beim Wein aus.

Von Luisa Zenker
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Äpfel, Sauerkirschen, Süßkirschen, Pflaumen, Birnen und Beerenobst - sie alle trifft der Frost. Selbst Feuertöpfe halfen nicht mehr.
Äpfel, Sauerkirschen, Süßkirschen, Pflaumen, Birnen und Beerenobst - sie alle trifft der Frost. Selbst Feuertöpfe halfen nicht mehr. © dpa/Thomas Schulz

Die eisigen Nächte haben für die Obstbauern in Sachsen verheerende Folgen. Wegen der Frostschäden fällt mehr als die Hälfte der Ernte aus, teilt der sächsische Obstverband auf SZ-Nachfrage mit. "Die Kirschen werden außen schwarz, die Äpfel werden innen schwarz, die Birnen werden matschig, zwischen 50 und 100 Prozent des Obstes ist betroffen", erklärt Geschäftsführer und Obstbauer Udo Jentzsch. Er vertritt die Interessen von mehr als 70 Obstbaubetrieben in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Zudem betreibt er das Obstgut Jentzsch in Dohna.

Die Minusgrade haben ihm zufolge flächendeckend in ganz Sachsen zu Verlusten geführt. Auch andere Bundesländer haben mit den Frostschäden zu kämpfen. Die Schadenshöhe belaufe sich allein in Sachsen auf mehrere Millionen Euro, so der Geschäftsführer.

"Äpfel aus Sachsen werden dieses Jahr zur Rarität."

Eine genaue Zahl könne Jentzsch aber erst im Laufe der nächsten Wochen nennen. Doch eines weiß er sicher: "Äpfel aus Sachsen werden dieses Jahr zur Rarität." Der Verband fordert deshalb Gelder vom Landwirtschaftsministerium, damit die Betriebe überleben können. Seit der Wende habe es 1991 und 2017 ähnliche Frostschäden im Obstanbau gegeben. Doch dieses Jahr sei besonders extrem. "Es ist das früheste Jahr." Der milde Winter und die hohen Temperaturen zu Ostern haben dazu geführt, dass die Natur drei Wochen früher dran ist. Die Minusgrade haben dann das Gewebe der jungen Äpfel und Kirschen zerstört, führt Jentzsch aus. In den Höhenlagen hat es die Blüten erwischt, im Flachland die zarten Früchte. Die Folgen sind gleichermaßen gravierend.

Viele Betriebe haben Jentzsch zufolge dagegen gesteuert, um die Schäden abzufangen. Die Obstbauern haben den Boden gemulcht und Hagelnetze aufgespannt, damit die Wärme am Boden bleibt. Feuer wurden angezündet oder eine Frostschutzberegnung durchgeführt. Hierbei werden die Obstbäume stark bewässert, damit sie vereisen und vor den niedrigen Temperaturen geschützt sind. Dennoch habe es "unheimliche Schäden" gegeben, sagt Jentzsch.

Obstbau Ebenheit: Fast alle Süßkirschen erfroren

Das bestätigt auch Katrin Neises vom Obstbau Ebenheit in Borthen bei Dohna. Beinahe alle Süßkirschen seien erfroren, sagt sie am Telefon. Solch einen Frost von minus 5 Grad habe sie seit der Wende nicht erlebt. Wie hoch die Schäden beim Apfel sein werden, kann sie erst in den nächsten Tagen schätzen. Doch auch hier rechnet sie mit drei Viertel Ernteverlust.

Einzig bei der Erdbeerernte sehe es gut aus, so der Obstverband. Hier konnten die Pflanzen abgedeckt werden. Eine zweite Blütezeit gibt es dem Obstverband zufolge auch nur bei den Erdbeeren.

Weinbauern trifft es besonders hart

Noch schlimmer als beim Obst sieht es im sächsischen Weinbau aus. Durch die niedrigen Temperaturen von bis zu minus 6 Grad vor allem in der Nacht von Montag auf Dienstag sind die Frostschäden in den Weingebieten des Freistaats immens. Felix Hößelbarth, Vorsitzender des Weinbauverbandes Sachsen, geht davon aus, dass die Weinernte etwa im sächsischen Elbland in diesem Jahr zum größten Teil ausfallen wird. Die Winzer hätten in den jüngsten Frostnächten alles versucht, um ihre Rebstöcke zu schützen. Doch selbst Feuer zum Frostschutz versagten, weil auch die Reben aufgrund der warmen und sonnigen letzten Wochen zeitiger als üblich ausgetrieben haben.

Auch Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) fasst die Lage als „dramatisch“ zusammen. Das Ministerium werde in den nächsten Wochen die Schadenshöhe beziffern. Man prüfe inwiefern Fördergelder unterstützen können. Solche starken Frostschäden, in denen Hilfen durch den Freistaat notwendig waren, habe es in den vergangenen Jahren nicht gegeben. Die harten Nachtfröste zeigen für den Minister aber auch: „Der menschengemachte Klimawandel ist ein existenzielles Risiko für Landwirtschaft, Obst-, Wein-, Gartenbau. Wir brauchen entschlossenen Klimaschutz.“ (mit SZ/mja)