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„Ich setze mich nicht mit Extremisten an den Tisch“

Karsten Vogt will OB in Bautzen werden. Er hat jetzt Teilnehmer und Gegner der Corona-Proteste zum Gespräch eingeladen. Im Interview erklärt er seine Beweggründe.

Von David Berndt
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Karsten Vogt (CDU) will sich um das Amt des Bautzener Oberbürgermeisters bewerben. Sein Gesprächsangebot bei den Corona-Protesten auf dem Kornmarkt sieht er auch als Wahlkampf.
Karsten Vogt (CDU) will sich um das Amt des Bautzener Oberbürgermeisters bewerben. Sein Gesprächsangebot bei den Corona-Protesten auf dem Kornmarkt sieht er auch als Wahlkampf. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Bei der Versammlung gegen die Corona-Maßnahmen auf dem Bautzener Kornmarkt am 10. Januar hat auch Karsten Vogt zu den Teilnehmern gesprochen - und ein Gesprächsangebot unterbreitet. An jenem Montag war es erneut zu unerlaubten Aufzügen in der Bautzener Innenstadt gekommen, bei denen Steine und Flaschen auf Polizisten geworfen wurden. Die Polizei leitete 19 Ermittlungsverfahren ein, unter anderem wegen Landfriedensbruch und Widerstand gegen Polizeibeamte.

Karsten Vogt (CDU) ist Schulleiter des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums, er will sich bei der OB-Wahl im Juni um das Amt des Oberbürgermeisters bewerben. Im Interview mit Sächsische.de sagt er, warum er auf dem Kornmarkt gesprochen hat, wem sein Gesprächsangebot gilt und wie diese Diskussion stattfinden soll.

Herr Vogt, Sie haben sich auf dem Kornmarkt als Schulleiter vorgestellt. Aber haben Sie nicht vor allem als Kandidat für die OB-Wahl in Bautzen gesprochen?

Ich habe auch als potenzieller Kandidat für die Wahl gesprochen, es aber für den Auftakt nicht als gegeben empfunden, damit einzusteigen.

Also ist das jetzt auch Wahlkampf?

Absolut. Wenn ich mich zur Wahl stelle und die Stadt ein solches Thema bewegt, kann ich nicht untätig danebenstehen und versuchen, mich ohne Positionierung durchzulavieren. Die Bautzenerinnen und Bautzener haben dadurch auch die Möglichkeit, sich eine Meinung von meiner Person und meinem Agieren in der Zeit bis zur Wahl zu bilden.

Wieso haben Sie bei der Versammlung auf dem Kornmarkt gesprochen?

Ich denke, dass beide Seiten, also die Personen, die für und die gegen die Impfung sind, ihre Sichtweise umfänglich dargelegt haben: auf Demonstrationen, in Petitionen und in den sozialen Netzwerken. Wir dürfen dort aber nicht stehenbleiben, sondern wir müssen miteinander ins Gespräch kommen, um trotz dieser sehr unterschiedlichen Positionen einen Konsens zu erarbeiten. Ich bin Erstunterzeichner der Erklärung „Bautzen gemeinsam“ und habe mich dadurch positioniert, aber ich habe den Eindruck, dass sich verschiedene Seiten bilden und auf ihrem Standort verharren.

"Nicht mit der Diskussion um Begriffe aufhalten"

Sie sprachen auf dem Kornmarkt von einem Gesprächsangebot. Wie soll das aussehen?

Ich habe Kontakt mit dem Landratsamt aufgenommen, das den Kreistagssaal für das Gespräch zur Verfügung stellen wird. Vizelandrat Udo Witschas (CDU) wird vonseiten des Landratsamtes mit am Tisch sitzen. Es sollen sowohl Teilnehmer der Versammlungen gegen die Corona-Maßnahmen als auch Bautzener Bürger, die nicht zu diesen Versammlungen gehen, am Gespräch beteiligt werden. Die Organisatoren der Mahnwache, Veit Gähler und Eckhard Schumann, werden ebenfalls bei dem Gespräch dabei sein. Es sollen insgesamt 20 bis 25 Personen teilnehmen.