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Ärztekammer warnt vor bald möglicher Triage in Sachsen

Erik Bodendieck, Präsident der Landesärztekammer, im CoronaCast über Triage-Pläne sächsischer Kliniken und wie Ärzte jetzt darauf vorbereitet werden.

Von Fabian Deicke
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Im CoronaCast spricht der Präsident der Landesärztekammer Sachsen, Erik Bodendieck, über die aktuelle Lage des Gesundheitssystems.
Im CoronaCast spricht der Präsident der Landesärztekammer Sachsen, Erik Bodendieck, über die aktuelle Lage des Gesundheitssystems. © [M] Robert Michael/dpa/Sächsische.de

Dresden. Der Präsident der Landesärztekammer Sachsen rechnet mit einer weiteren Zuspitzung der ohnehin bereits dramatischen Lage an den Kliniken im Freistaat. "Wir rechnen damit, dass in einzelnen Kliniken nächste Woche der Fall eintreten wird, dass Triage-Entscheidungen getroffen werden müssen", sagt Erik Bodendieck im CoronaCast bei Sächsische.de.

Bodendieck verweist auf Anfragen einzelner Kliniken, die sich zur Abstimmung für das medizinisch heikle Thema an die Landesärztekammer gewendet hätten. Trotz der vorübergehenden Möglichkeit des Verlegens in andere Bundesländer seien vielerorts die Kapazitäten in absehbarer Zeit erschöpft.

Muster sind diskriminierend

Inzwischen sei die Lage so weit fortgeschritten, dass sachsenweit in Krankenhäusern Triage-Pläne besprochen werden müssten. Die Landesärztekammer habe deshalb für diesen Donnerstag die ärztlichen Direktoren der Kliniken sowie den Ärztekammer-Vorsitzenden des Arbeitskreises Ethik und einen Juristen zu einer Videokonferenz eingeladen. Ziel sei es, Triage-Regeln zu finden, damit Mediziner bei schwierigen Fragen nicht allein gelassen würden.

Bodendieck betont, ihm sei die Tragweite des Triage-Begriffs bewusst, und schränkt ein: "Es geht immer um die Einzelfallentscheidung." Es gebe keine Muster, die auf bestimmte Patientengruppen immer gleich angewendet werden könnten. "Das wäre Diskriminierung", so der Kammerpräsident. Wenn Ärzte die Überlebenschancen ihrer Patienten gegeneinander abwägen müssten, spielten weder Alter, Herkunft, sozialer Status oder die Krankenversicherung eine Rolle. "Auch die politische Gesinnung oder der Impfstatus nicht."

Kommt der Lockdown?

Um die Überlastungssituation an den Kliniken wieder zu lösen, fordert Bodendieck von der Politik eine weitere Verschärfung. "Die aktuellen Maßnahmen greifen zu kurz, um das Gesundheitssystem wirklich zu entlasten." Der Kammerpräsident hält ein weiteres Reduzieren von Kontakten für notwendig, um die Welle brechen zu können.

Zu dieser Überzeugung scheint inzwischen auch Sachsens Regierung gekommen zu sein. Am Mittwoch sprach Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) im CoronaCast bei Sächsische.de auch über einen Lockdown. Am Donnerstag legte Gesundheitsministerin Petra Köpping nach: "Ich sehe im Moment keine andere Variante", sagte sie bei einer Pressekonferenz in Dresden.

Außerdem Thema im Podcast-Gespräch mit Erik Bodendieck:

  • Was das Problem beim Impfen in Sachsen ist
  • Sollten jetzt auch Apotheken beim Impfen mitmachen?
  • Wieso der Ärztekammerpräsident eine Impfpflicht für bestimmte Berufgruppen ungerecht empfindet

Das Podcast-Gespräch wurde über einen Videoanruf aufgezeichnet. Alle am Gespräch beteiligten Personen saßen ausreichend weit voneinander getrennt an verschiedenen Orten.

Hier sind ergänzende Links zu Themen, auf die in der Folge Bezug genommen wird:

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