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Dresdner Dampfer dürfen weiter fahren

Flussschifffahrt ist laut neuer Corona-Schutz-Verordnung des Freistaats derzeit untersagt. Warum zwei Dresdner Schiffe trotzdem weiterfahren sollen.

Von Christoph Springer
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Dieses Treffen von Dampfschiff und Dampflok am 20. März war für die Flotte das Zeichen: Es gibt uns noch.
Dieses Treffen von Dampfschiff und Dampflok am 20. März war für die Flotte das Zeichen: Es gibt uns noch. © Archiv/Christian Juppe

Dresden. Mit diesem Anruf hatte Stefan Bloch schon gerechnet. Der Dampfer-Chef war darauf vorbereitet, er hatte sich Argumente zurechtgelegt und die waren überzeugend. Die zwei Schiffe, die seit Mitte April fahren, sind im Linienverkehr unterwegs. Wie Busse und Straßenbahnen bringen sie Menschen von A nach B und C und zurück. "A" ist dabei das Terrassenufer, "B" ist Blasewitz und "C" Pillnitz. An Bord gilt Maskenpflicht und Rundfahrten gibt es nicht. Die Bordküche bleibt kalt und selbst mitgebrachte Speisen und Getränke dürfen auch nicht verzehrt werden.

Als die Corona-Schutz-Regel in Kraft trat, die bis jetzt galt, hatte Geschäftsführer Bloch den Linienverkehr eingeführt. "ÖPNV-Modus" nennt Bloch dieses Angebot, weil es nach den Regeln des Öffentlichen Personennahverkehrs funktioniert. Prompt kam der Anruf aus dem Gesundheitsministerium, bei dem sich ein Mitarbeiter erkundigte, wie das funktioniert. Bloch bekam keine rote Kelle, die Schiffe durften weiter fahren.

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Doch schon damals im April wurde ihm signalisiert, dass die Schifffahrt in der nächsten Corona-Schutz-Verordnung des Freistaats ein Thema sein könnte. Dort ist sie es jetzt auch. Am Donnerstag hat der Freistaat diese Verordnung online gestellt. Dort heißt es nun in Paragraph 22, dass "Fluss- und Seenschifffahrt im Ausflugsverkehr" untersagt ist.

Maskenpflicht an Bord

Bloch sieht sich deshalb weiter auf der sicheren Seite, wenn der Dampfer Pillnitz und das Salonschiff Gräfin Cosel wie seit Mitte April weiter im Linienverkehr unterwegs sind. "Alles gut, wir können weiter fahren", stellte er am Donnerstag nach dem Studium der neuen Verordnung fest.

Die Tickets gibt es weiter nur online, beim Einstieg werden sie nicht kontrolliert, unterwegs bei der Fahrt dagegen schon. Die Küche bleibt weiter zu, Speisen und Getränke sind tabu an Bord. Und die Masken bleiben Pflicht. Immer dann, wenn ein Schiff der Flotte der Wasserschutzpolizei begegnet, werfen die Beamten deshalb einen genauen Blick auf die Gäste. Übrigens auch schon lange vor der Begegnung, denn durch ihre Ferngläser können sie die Passagiere bereits beobachten, wenn die das blau-weiße Schiff der Beamten noch gar nicht bemerkt haben.

Stefan Bloch geht unterdessen davon aus, dass im Juni womöglich auch noch nicht mehr geht, als die Linienfahrten im ÖPNV-Modus. Trotzdem hofft er auf den Sommer und die Zeit, in der wieder Touristen Dresden problemlos besuchen dürfen. Denn die Linienfahrten funktionieren zwar als Signal, dass sich die Flotte Corona keinesfalls geschlagen gibt. Mehr aber auch nicht.

Das deutlichste Signal dieser Art gab der Dampfer Pillnitz bereits am 20. März, als ein Eisenbahnverein und die Flotte ein einmaliges Treffen unter und auf der Marienbrücke organisiert hatten. Der Dampfer traf eine Dampflock, Tausende Menschen verfolgten die Begegnung vom Ufer und von der Brücke aus. Als sich das Schiff und die Lok gegenseitig mit ihren Dampfpfeifen grüßten, klickten Fotoapparate, liefen Kameras und es gab Beifall. Bloch verstand diese Reaktion auch als Sympathiebekundung für die Flotte.

Spätestens da war ihm klar, dass so schnell wie möglich wieder Schiffe mit Passagieren unterwegs sein müssten. Das Ergebnis sind nun die Fahrten im ÖPNV-Modus. Ein einträgliches Geschäft sind sie war nicht. Aber ein Angebot an die Menschen, die von A nach B und C lieber mit dem Schiff fahren als mit dem Auto oder mit Bussen und Straßenbahnen.

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