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Hilft Click&Collect den Händlern im Rödertal?

Ab 15. Februar soll der Abholservice Gewerbetreibenden im Rödertal mehr Umsatz bringen. Eine Geschäftsfrau hat eigene Ideen entwickelt.

Von Thomas Drendel
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Ab Mitte Februar soll auch in Sachsen ein Bestell- und Abholservice im Einzelhandel möglich sein. Thomas Tiebel vom Gewerbeverein Radeberg befürwortet den Schritt.
Ab Mitte Februar soll auch in Sachsen ein Bestell- und Abholservice im Einzelhandel möglich sein. Thomas Tiebel vom Gewerbeverein Radeberg befürwortet den Schritt. © Symbolfoto: Marijan Murat/dpa

Radeberg. Seit Mitte Dezember geht in vielen Geschäften nichts mehr. Sie sind wegen der Corona-Pandemie geschlossen. In Sachsen sind die Vorkehrungen besonders regide. Während es in anderen Bundesländern erlaubt ist, den Pullover, das Buch oder die Winterjacke im Internet oder telefonisch zu bestellen und dann an der Ladentür abzuholen, ist das in Sachsen untersagt.

Jetzt hat Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) angekündigt, das zu lockern und Click&Collect zuzulassen. „Wir haben uns für den 15. Februar fest vorgenommen, dass ‚Click & Collect‘ als erste Erleichterung für den Einzelhandel zugelassen werden soll“, sagte er.

Doch was sagen Inhaber von Geschäften im Rödertal? Lohnt sich der Aufwand überhaupt? Für Thomas Tiebel vom Vorstand des Gewerbevereins in Radeberg ist das grundsätzlich eine gute Sache. „Alles, was hilft, etwas Umsatz zu machen, ist willkommen. Seit Wochen kommt ja bei vielen kein Geld in die Kasse. Das kann ein Anfang sein“, sagt er.

Baumarkt-Betreiber für erweiterten Abholservice

Natürlich muss jeder Geschäftsinhaber selbst abschätzen, ob sich der Aufwand lohnt. „Für ein Modegeschäft ist es vielleicht etwas schwieriger. Dort will man den Pullover anfassen, ihn mal anprobieren. Da müssten vielleicht drei Größen ausgeliefert werden. Einfacher ist das eventuell bei einer Parfümerie. Da sage ich, ich möchte das Parfüm XY, das benutze ich schon immer, da weiß ich, wie es duftet“, sagt der Radeberger Händler.

Einer, der sich diesen Abholservice für Bürger lieber früher als später wünscht, ist Mike Helbig, Betreiber des Toom-Baumarktes am Silberberg Center in Radeberg. „Es gibt sicher eine Nachfrage. Zurzeit kann kein Hobbyhandwerker beispielsweise zu Hause sein Wohnzimmer renovieren, weil er im Baumarkt nichts kaufen kann. Mit Click&Collect wäre das anders.“

Jeder könnte sich auf der Internetseite des Marktes die geeigneten Baumaterialien aussuchen und sie dann im Markt zur Abholung bereitstellen lassen. Eine Einschränkung im Sortiment gebe es nicht. „Egal, ob kleine Schraube oder dicker Holzbalken, alles, was im Markt vorhanden ist, kann gekauft werden. Nach einer Bestätigungsmail liegt sie bei uns bereit“, sagt Mike Helbig.

Einen größeren Aufwand würde das für den Markt auch nicht bedeuten. „Wir haben ja sowieso für die Handwerksfirmen geöffnet. Sie bekommen ihr Baumaterial schon jetzt bei uns.“ Eine kleine Einschränkung gibt es aber dennoch. „Die Ware müsste zwischen 8 und 16 Uhr abgeholt werden. Wegen der Corona-Beschränkungen haben wir nur zu diesen Zeiten geöffnet.“

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Eine Händlerin, die sich die Möglichkeit zur Abholung dringend wünscht, ist Annett Ullmann, Inhaberin des gleichnamigen Sportgeschäfts im Hohenbusch-Center in Weixdorf. „So könnten wir am Geschäft die bestellten Sportschuhe, den Fußball oder das Trikot direkt übergeben“, sagt sie.

Allerdings hat sie Ideen entwickelt, um den Verkauf wenigstens zum Teil aufrecht zu erhalten. „Wir liefern bestellte Ware aus, so wie jeder andere Paketdienst auch. Man kann bei uns auf der Internetseite bestellen, dann bringen wir das Paket nach Hause. Bei Jacken oder Schuhen stellen wir mehrere Größen zur Verfügung“, sagt die Ladeninhaberin. Nach einer Viertel- oder halben Stunde wird die nicht benötigte Ware wieder abgeholt.

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Bezahlt wird per Rechnung oder EC-Karte. Die Kunden kommen aus der Umgebung aus Weixdorf, Ottendorf, Radeburg oder Radeberg. Der Aufwand ist groß, sagt die Inhaberin. „Wir haben mit Plakaten und mit Flyern für unser Angebot geworben, jetzt das Einpacken und das Ausliefern, damit haben wir ordentlich zu tun.“

Hinzu kommt, dass sie und ihre Mitarbeiter eine Live-Video-Beratung anbieten. „Wir zeigen dem Interessenten mit der Kamera beispielsweise die Jacke und probieren sie auch schon mal an, so hat er einen besseren Eindruck. Dieser Service wird gut genutzt. Der Link ist auch auf unserer Internetseite zu finden.“

Abgesehen vom Umsatz ist die Arbeit auch für den Kopf gut, sagt Annett Ullmann. „So sitzen wir nicht untätig zu Hause.“ Besonders jetzt, wo der Winter im Rödertal angekommen ist, ist der Paketdienst gefragt. „Wir haben bis auf ein Paar alle unsere Langlaufski verkauft“, sagt sie. Alpinski dagegen will keiner haben. „Verständlich, es sind ja auch alle Skilifte geschlossen.“

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