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Demo gegen Rechtsextremismus in Dresden: Das sind die Pläne für Samstag

Von CDU über jüdische Gemeinde bis Uniklinik: Ein breites Bündnis steht hinter dem Protest gegen Rechtsextremismus am Samstag in Dresden. Wer dazu aufruft und was geplant ist.

Von Theresa Hellwig
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Tausende kamen am 21. Januar zum Protest gegen die AfD, die in Sachsen gesichert rechtsextrem ist, nach Dresden. Am Samstag soll es den nächsten Protest geben.
Tausende kamen am 21. Januar zum Protest gegen die AfD, die in Sachsen gesichert rechtsextrem ist, nach Dresden. Am Samstag soll es den nächsten Protest geben. © xcitepress

Dresden. Vor knapp zwei Wochen waren es Tausende, die in Dresden auf die Straße gingen, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und die AfD zu setzen. Seitdem Pläne, Menschen mit Migrationshintergrund im großen Stil des Landes zu verweisen, an die Öffentlichkeit gekommen sind, gibt es deutschlandweit Proteste. Konkret sollen mindestens 20.000 Menschen an dem Protest am 21. Januar in Dresden beteiligt gewesen sein. Der nächste Großprotest in der Stadt ist für diesen Samstag geplant. Wer die Demonstration unterstützt und wie viele Teilnehmer diesmal erwartet werden - das sind die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wer organisiert den Protest am 3. Februar in Dresden?

Den Protest vor knapp zwei Wochen hatte die Dresdner Ortsgruppe von "Fridays for Future" organisiert. Damals waren 3.000 Menschen angemeldet - es kamen mindestens siebenmal so viele. Hinter dem Protest an diesem Samstag steht ein größeres Team. Der Protest findet, wie auch viele andere Demonstrationen in Deutschland, unter dem Motto "Wir sind die Brandmauer" statt. Angemeldet sind diesmal 10.000 Menschen.

Eine Gruppe von "etwa 20 jungen Menschen", so erklärt eine Sprecherin, organisiert den Protest. Mit Namen und Gesicht wollen sie derzeit nicht für die Aktion stehen: "Wir sind viele und wollen keine einzelnen Menschen in den Vordergrund stellen", sagt die Sprecherin. "Wir sind kein Verein, wir sind eine deutschlandweite Bewegung." Unter den Organisatorinnen und Organisatoren befinden sich Studierende, Mitglieder von Fridays for Future, Familienväter, Mitglieder diverser Vereine, zählt die Sprecherin auf.

Wer sind die Unterstützer?

An die 150 Unterstützerinnen und Unterstützer hatten sich bis Donnerstagmittag bereits zusammengefunden. Darunter sind bei weitem nicht nur "alte Bekannte", die auch sonst auf Demonstrationen gegen Rechts zu finden sind. So steht neben der SPD, den Linken und den Grünen beispielsweise ebenso der CDU-Kreisverband auf der Unterstützerliste wie auch jener der FDP. Auch die Stadt Dresden, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Diakonie, die AWO, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Fridays for Future und die Frauenkirche sind darunter. Religionsgruppen sind ebenso dabei wie Kultureinrichtungen und Vertreter der Wissenschaft.

Warum ist den Unterstützern der Protest wichtig?

"Als Juden in Dresden haben wir Sorge, dass rechtsextreme oder populistische Parteien das Klima des Zusammenlebens weiter vergiften und dass die Grundlage von jüdischem Leben in Deutschland ausgehöhlt wird", sagt Ekaterina Kulakova, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Dresden. "Daher unterstützen wir die Initiative für die Demonstration am 3. Februar."

"Es muss allen Beschäftigten klar sein: Ohne Demokratie gibt es keine Mitbestimmung und auch keine starken Arbeitnehmerrechte", sagt André Schnabel. Er ist Regionalgeschäftsführer des DGB Dresden. Aus diesem Grund freue sich der Gewerkschaftsbund über all jene, die am 21. Januar auf der Straße waren. "Diesen Schwung gilt es, aufrecht zu halten - mit Blick auf die anstehenden Wahlen. Wir lassen uns unsere Demokratie nicht kaputt machen", sagt er.

"Das Theater ist einer der wichtigen frei gestaltbaren Räume unserer Demokratie, ein Labor sozialer Fantasie", sagt Joachim Klement, Intendant des Staatsschauspiels Dresden. "Deshalb stehen wir für eine Zivilgesellschaft, die ihre Demokratie, ihre Weltoffenheit und das solidarische Miteinander verteidigt", erklärt er.

"Es ist ein Fehlweg, Menschengruppen und Hilfsbedürftigkeit politisch gegeneinander auszuspielen", sagt Pfarrer Thomas Slesazeck, Geschäftsführer der Diakonie Dresden. "Zusammen sollten wir für etwas unterwegs sein, so verschieden wir sind. Für Vielfalt, für Gemeinschaft, für Toleranz und für Nächstenliebe", erklärt er die Gründe für die Teilnahme der Diakonie Dresden am Protest.

"Als Awo werden wir nicht müde werden, für unsere so wertvoll errungene Demokratie und Menschlichkeit zu kämpfen", sagt Ulrike Novy von der Arbeiterwohlfahrt. Auch ihr ginge es darum, keine bedürftigen Gruppen gegeneinander auszuspielen, "wie es von rechtspopulistischer Seite immer wieder und immer verschärfter geschieht".

Als Vertreter der Wissenschaft unterstützt beispielsweise das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf den Aufruf. "Diversität, Chancengleichheit und Inklusion", sagt der Wissenschaftliche Direktor, Professor Sebastian M. Schmidt, "bilden den Kern unseres Handelns am Helmholtz-Zentrum". Diese Werte seien "von zentraler Bedeutung für unsere Aufgabe: Unterschiedliche Perspektiven bringen uns zu besseren Ideen, um die komplexen Probleme einer sich verändernden Welt zu lösen." Die "wissenschaftliche Exzellenz" des Zentrums hänge davon ab, ob es sich offen und aufgeschlossen gegenüber Neuem und vermeintlich Fremden zeige.

Auch das Dresdner Uniklinikum unterstützt den Protest. "Für unsere 9.000 Mitarbeitenden aus 92 Nationen und unsere 3.000 Studierenden möchten wir ein Umfeld bieten, in dem sie ungeachtet ihrer Herkunft, ihres Geschlechtes oder ihrer sexuellen Identität behandeln, forschen, lernen und lehren können", erklärt Professor Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Universitätsklinikum Dresden.

"Wie die weite Mehrheit der Deutschen, wollen auch wir weiter in Freiheit, Demokratie und Weltoffenheit leben", erklärt Klemens Schneider, Stadtvorstandssprecher der Grünen, die Unterstützung seiner Partei für den Protest. Auf dem Parteienspektrum weit entfernt steht die Partei auf derselben Unterstützerliste wie die CDU. "Wir setzen uns gegen Extremisten jeglicher Art ein", sagt Markus Reichel vom Dresdner CDU-Kreisverband. "Mit dem Protest setzen wir ein klares Statement aus der Mitte der Gesellschaft: Wir sind nicht spaltbar", sagt er.

Was sind die konkreten Pläne für Samstag?

Der Protest startet um 13 Uhr auf dem Theaterplatz. Alles weitere sei noch nicht zu 100 Prozent sicher, sagt die Sprecherin von "Wir sind die Brandmauer Dresden".

Es soll Redebeiträge geben, auch Bands treten auf. So ist "Revolverheld" angekündigt. "Es soll ein buntes Programm mit verschiedenen Sichtweisen werden", sagt sie. Parteien sollen dabei nicht auf der Bühne stehen: "Wir sind überparteilich."

Zum Beispiel das Staatsschauspiel hat aber bereits angekündigt, als Mitglied der Initiative #WOD (Weltoffenes Dresden) mit einer Rednerin auf dem Podium vertreten zu sein. Auch Landesbischof Tobias Bilz wird nach Angaben seines Sprechers eine Rede halten, vermutlich in einem Redeblock mit Vertretern anderer Religionsgemeinschaften. Wie schon beim letzten Großprotest will zudem die Banda Comunale auftreten.

Nach den Redebeiträgen soll der Demozug durch die Stadt ziehen. "Gemeinsam loszulaufen, ist ein starkes Zeichen. Das ist sehr empowernd", sagt die Sprecherin. Die Route stehe aber noch nicht fest. Ankunftsort solle aber wieder der Theaterplatz sein.

Alle Menschen sollten vorbeikommen können, sagt sie. So soll es einen Familienbereich geben. Für Menschen, die nicht gut lange stehen können, werden Sitzgelegenheiten organisiert. "Auch, wenn jemand nur kurz da ist, hilft es. Wir wollen zeigen, dass wir für Demokratie und Respekt sind."