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Warum eine Dresdner CDU-Rebellin jetzt den Stadtrat verlässt

Gegen den Willen ihrer Partei wollte Petra Nikolov 2020 in Dresden Bildungsbürgermeisterin werden. Jetzt verlässt die CDU-Rebellin endgültig ihre Fraktion.

Von Dirk Hein
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Verlässt den Dresdner Stadtrat vorzeitig: CDU-Politikerin Petra Nikolov.
Verlässt den Dresdner Stadtrat vorzeitig: CDU-Politikerin Petra Nikolov. © Marion Doering

Dresden. Es war ein auf offener Bühne ausgetragener Machtkampf: Obwohl ihre Fraktion sich intern auf den damaligen Fraktionsvorsitzenden Jan Donhauser als neuen Bildungsbürgermeister geeinigt hatte, trat Rätin Petra Nikolov (CDU) gegen Donhauser in einer Kampfabstimmung an. Petra Nikolov hatte von einer parteiinternen "Scheindiskussion" um den Posten gesprochen, sah sich als fachlich deutlich besser geeignet an.

Dresdner CDU-Frau Petra Nikolov drohte ein Parteiausschluss

Bei der Abstimmung im Rat setzte sich Donhauser im Sommer 2020 dennoch durch. Petra Nikolov drohte ein Parteiausschluss. Ein Parteiverfahren wurde jedoch nie eingeleitet. Obwohl sich hartnäckig Gerüchte hielten, Petra Nikolov würde - ähnlich wie ihre Fraktionskolleginnen Daniela Walther und Silvana Wendt - die Fraktion verlassen, blieb Petra Nikolov ihrer Partei treu.

Jetzt, ein halbes Jahr, bevor der Stadtrat ohnehin neu gewählt wird, macht Petra Nikolov Schluss. Am Donnerstag wird der Rat CDU-Urgestein Dietmar Haßler als Nachfolger wählen. Hat das mit noch immer tief sitzendem Frust zu tun?

Warum jetzt Schluss ist

"Nein", sagt Petra Nikolov. "Wir sind am Umzug nach Pesterwitz. Ich hätte es mir sehr gewünscht, die wenigen Monate bis zum Ende der Wahlperiode noch Stadträtin zu bleiben, das war rechtlich durch meinen Wegzug aus Dresden aber nicht möglich." Nochmal angetreten für eine zweite Wahlperiode wäre sie dennoch nicht.

Das hängt zum Teil auch noch mit dem damals tiefen Zerwürfnis mit ihrer Fraktion zusammen. "Ich bin schon lange wieder mit Herrn Donhauser im Reinen, es war nie etwas Persönliches. Es gab auch eine Aussprache mit meiner Fraktion. Wir waren uns einig, dass niemand mehr nachtritt. Aber ich selbst hatte immer das Gefühl, dass es nicht mehr wie vorher war", sagt Petra Nikolov. Ausschlaggebend dafür, nicht nochmal zu kandidieren, sei aber vor allem der permanente Zeitdruck gewesen. "Ich bin auf Arbeit immer weggestürmt, um in den Rat oder in die Ausschüsse zu kommen, ich war überall halb auf dem Sprung."

Enttäuscht war Nikolov auch über das generelle Auftreten des Rates in den zurückliegenden Jahren. "Ich hätte mir mehr Disziplin im Rat gewünscht; dass einige von uns zum Beispiel Gästen, die im Rat sprechen, mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht hätten. Wir sitzen nicht im Rat für das eigene Schaulaufen, sondern für die Dresdnerinnen und Dresdner, die uns gewählt haben."

"Von 100 zurück auf 0 - das kann ich nicht"

Was nimmt Petra Nikolov Positives mit aus dem Rat? "Aus Kultursicht war für mich bedeutsam, dass ich bei der Stellenauswahl für den neuen Dresdner Kreuzkantor mitwirken konnte." Auch die Intendanten der Staatsoperette und vom Theater Junge Generation habe sie mit bestimmt. Die Sportpolitikerin konnte zudem die Entwicklung im Heinz-Steyer-Stadion mit begleiten. "Wir haben im Sportausschuss aber auch die kleinen Vereine immer mit im Blick gehabt."

Auf die Frage, ob sie weiter in der CDU bleibt, zögert Frau Nikolov kurz, um dann zu sagen: "Ja, ich denke doch". In Pesterwitz will sie sich jetzt weiter vor allem ehrenamtlich einbringen. "Erste Anfragen habe ich schon. Von 100 zurück auf 0 - das kann ich nicht und das bin ich nicht."