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Bilanz der Dresdner Verkehrsbetriebe: Neue Fahrzeuge, mehr Fahrgäste und Kampf ums Geld

Die DVB blicken zurück. 2022 hat das Unternehmen eine Ära beendet und Neuigkeiten eingeführt. Doch monatelang stand ein anderes Thema im Mittelpunkt.

Von Christoph Springer
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20 solche Elektrobusse haben die DVB 2022 bekommen. Sie läuten das Ende der Diesel-Zeit ein.
20 solche Elektrobusse haben die DVB 2022 bekommen. Sie läuten das Ende der Diesel-Zeit ein. © René Meinig

Dresden. Eine ganze Flotte neuer Elektrobusse und fünf neue Straßenbahnen haben die Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) im vergangenen Jahr bekommen, dazu wieder eine Spitzenbewertung von den Fahrgästen. Der Vorstand wurde für fünf Jahre im Amt bestätigt und wertet das als Anerkennung der Arbeit in den vergangenen Jahren, der Streckenausbau geht voran, insbesondere mit Blick auf den Einsatz der neuen, breiteren Straßenbahnen. War 2022 also ein voller Erfolg? Die DVB ziehen Bilanz.

Fahrgastzahl noch unter Vor-Corona-Niveau

Ende 2021 registrierten die DVB für das abgelaufene Corona-Jahr insgesamt zwei Drittel der Fahrgäste, die noch vor der Pandemie mitgefahren sind. Dann stieg die Zahl, vor allem wegen des 9-Euro-Tickets. "Sie lag im Juli gar über den Vergleichswerten von 2018 und 2019, also vor der Pandemie", berichten die DVB-Verantwortlichen. Doch dieses Niveau konnten die DVB nicht halten. Nach dem Boom in den drei 9-Euro-Monaten ging die Zahl der Fahrgäste wieder zurück.

In Zahlen: Rund 164 Millionen Fahrgäste registrierten die Verkehrsbetriebe 2019. Im ersten Corona-Jahr 2020 waren es dann 116 Millionen, 2021 nutzten 110 Millionen Menschen das DVB-Angebot. Im vergangenen Jahr waren es schließlich 143 Millionen, also 21 Millionen weniger als im letzten Vor-Corona-Jahr.

Die DVB-Verantwortlichen erklären das mit der noch immer geltenden Maskenpflicht, die laut einem aktuellen Beschluss ab Montag nun auch in Sachsen wegfällt. Außerdem sei der Veranstaltungskalender in Dresden noch nicht wieder so gut gefüllt wie vor Corona und es gebe eine verstärkte Tendenz zum Homeoffice.

Fünf der neuen Straßenbahnen hat Alstom bisher nach Dresden geliefert. Vier davon können bereits im Linienbetrieb fahren.
Fünf der neuen Straßenbahnen hat Alstom bisher nach Dresden geliefert. Vier davon können bereits im Linienbetrieb fahren. © Archiv/Sven Ellger

20 Elektrobusse und fünf breitere Straßenbahnen

20 neue Elektrobusse haben die Dresdner Verkehrsbetriebe im Juni bekommen. Die Linie 68 (Cossebaude - Leubnitzer Höhe/Goppeln) ist damit zur reinen Elektrobuslinie geworden. Die 20er-Flotte läutet das Ende der Dieselbusse bei den DVB ein. Zwar haben die Verkehrsbetriebe 2022 auch noch einmal neue Busse mit Dieselmotoren bekommen, doch das war die letzte derartige Bestellung, versicherten die Vorstände Andreas Hemmersbach und Lars Seiffert kurz vor Weihnachten in einem Interview mit Sächsische.de. Ab sofort würden nur noch Busse mit Elektromotoren geordert.

Parallel dazu haben die Verkehrsbetriebe 2022 fünf neue, breitere Straßenbahnen bekommen. Es sind die ersten fünf von 30, die die DVB bei Alstom bestellt haben. Bis zum Herbst dieses Jahres sollen alle geliefert und einsatzbereit sein. Zehn weitere sind optional vereinbart, auch diese Option haben die DVB schon gezogen und drei Bahnen bestellt.

Der Linienstart der Neuen verzögerte sich mehrfach, weil die neue Straßenbahngeneration Probleme hatte, die die DVB als "Kinderkrankheiten" bezeichneten. Vier Bahnen sind inzwischen fahrbereit und für den Verkehr mit Fahrgästen zugelassen, eine steht aktuell noch im Depot und wird mit den für Dresden typischen Gerätschaften und Symbolen ausgestattet.

Höhere Ausgaben als im Jahr zuvor

85 Millionen Euro haben die Verkehrsbetriebe 2022 nach eigenen Angaben investiert. Das sind etwa 15 Millionen Euro mehr als im Jahr zuvor.

Für Bauarbeiten und die neuen Fahrzeuge wurde der Löwenanteil des Geldes ausgegeben. Die wichtigsten Baustellen waren im vergangenen Jahr die Berthold-Haupt-Straße samt der Gleisschleife Kleinzschachwitz, wo jetzt auch die breiteren Bahnen fahren können. Außerdem wurde die Zentralhaltestelle in der Mitte des Albertplatzes erneuert, gemeinsam mit der Stadt bauen die DVB derzeit noch auf der Hansastraße am Bahnhof Dresden-Neustadt und der "Großenhainer". In den Sommerferien bekam die Antonstraße neue Gleise.

Für die Fahrgäste nicht sichtbar: Auch in den Betriebshöfen wurde gebaut. In Gruna musste die Ausstattung an den Betrieb der Elektrobusse angepasst werden, in Gorbitz, Reick und Trachenberge an Wartung und Pflege der neuen Straßenbahnen.

Wochenlang war die Antonstraße im Sommer wegen Gleisbauarbeiten nur einspurig.
Wochenlang war die Antonstraße im Sommer wegen Gleisbauarbeiten nur einspurig. © Archiv/Sven Ellger

Kleine Transporter kurven durch Randgebiete

Mit sogenannten Mobishuttles wollen die Verkehrsbetriebe ihr Angebot in Randgebieten der Stadt verbessern. Seit Anfang Juni läuft deshalb ein Test mit Elektroautos. Sie fahren in Pieschen, der Neustadt und Klotzsche. Bis Ende 2024 wollen die DVB damit Erfahrungen sammeln und dann entscheiden, ob das Projekt fortgesetzt wird.

Genug Erfahrungen gesammelt haben die Dresdner inzwischen mit Leihfahrrädern. Sie sind gefragt, mehr als fünfmal pro Tag wird jedes Fahrrad genutzt, ergab der Blick in die DVB-Statistik. 300 zusätzliche Räder haben die DVB Ende des Jahres aufgestellt und damit einen Teil von Striesen ins System integriert. Insgesamt 1.300 solche gelben Fahrräder sind jetzt in Dresden im Einsatz.

Mit solchen Autos wollen die DVB ihr Angebot in Randgebieten der Stadt verbessern. Aktuell läuft ein Test.
Mit solchen Autos wollen die DVB ihr Angebot in Randgebieten der Stadt verbessern. Aktuell läuft ein Test. © Archiv/Sven Ellger

Kampf ums Geld

Der Kampf um die finanzielle Zukunft des Öffentlichen Personennahverkehrs bestimmte monatelang die politische Diskussion im vergangenen Jahr. Musste bislang pro Jahr ein Verlust von rund 40 Millionen ausgeglichen werden, rechnen die Verantwortlichen nun mit einem Anstieg dieser Summe um wenigstens 100 Prozent. Personal- und Energiekosten spielen dabei ebenso eine Rolle wie gestiegene Baukosten und hohe Preise beim Fahrzeugkauf. Bisher hat Sachsen-Energie die DVB-Verluste ausgeglichen, doch das reicht nicht mehr. Maximal 55 Millionen Euro sind drin, erklärte das Unternehmen. Deshalb musste geklärt werden, wer künftig mitzahlt.

Fest steht inzwischen: Ein Millionenbetrag kommt direkt aus der Stadtkasse, Sachsen-Energie wird seine finanziellen Möglichkeiten voll ausschöpfen, neue Parkgebühren werden diskutiert. Außerdem werden in diesem Jahr die Ticketpreise deutlich steigen, nicht nur bei den DVB. Das haben die Verantwortlichen im Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) für das gesamte Verbundgebiet beschlossen.