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DVB: "Irgendwann Fahrer zu ersetzen, ist nicht nur eine Idee, sondern ein Muss"

Die beiden Chefs der Dresdner Verkehrsbetriebe bleiben fünf weitere Jahre im Amt. Ein Interview mit Andreas Hemmersbach und Lars Seiffert zur Zukunft der DVB.

Von Christoph Springer & Dirk Hein
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Die Umstellung auf Elektroantriebe bei Bussen und die Personalfrage werden Andreas Hemmersbach, Vorstand Finanzen und Technik der DVB (r.) und Lars Seiffert, Vorstand Betrieb und Personal in den nächsten fünf Jahren besonders beschäftigen.
Die Umstellung auf Elektroantriebe bei Bussen und die Personalfrage werden Andreas Hemmersbach, Vorstand Finanzen und Technik der DVB (r.) und Lars Seiffert, Vorstand Betrieb und Personal in den nächsten fünf Jahren besonders beschäftigen. © Marion Doering

Dresden. Bis Ende 2028 bleiben Andreas Hemmersbach und Lars Seiffert als Vorstände der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) im Amt - Hemmersbach für den Bereich Finanzen und Technik, Seiffert für Betrieb und Personal. Obwohl kürzere Laufzeiten denkbar waren, wurde mit beiden so lange verlängert, wie es rechtlich zulässig ist. Ein Interview über aktuelle Probleme, mehr Geld für Mitarbeiter und die Frage, wann Computer Straßenbahnen fahren.

Frage: Was bedeutet dieser Vertrauensbeweis für Sie?

Lars Seiffert: Das ist ein Zeichen des Danks und der Anerkennung für das, was wir in den vergangenen fünf Jahren getan haben. Und es ist ein Zeichen dafür, dass das, was wir in den nächsten fünf Jahren tun wollen, auch der Weg ist, den sich der Aufsichtsrat vorstellt.

Andreas Hemmersbach: Das ist eine Verpflichtung für uns beide, als Diener der Stadt und den Fahrgästen gegenüber in Verantwortung zu stehen.

Es gab auch Kritiker, die der Meinung sind, man hätte eine kürzere neue Amtszeit festlegen können und die DVB könnten kostensparender arbeiten. Kritisiert wird ein vermeintlicher Luxus in den Fahrzeugen, Klimaanlagen seien zum Beispiel nicht nötig.

Seiffert: Wieso eigentlich nicht? Wer kauft sich denn ein Auto ohne Klimaanlage? Wer sagt denn, dass die Menschen, die so klug sind, mit Bus und Bahn zu fahren, auf eine Klimaanlage verzichten sollen? Das ist nicht Luxus, das ist heute Standard.

Hemmersbach: Wir investieren in Fahrzeuge, die 30 Jahre lang fahren sollen. Wenn wir da nicht das kaufen, was heute Stand der Technik ist, wäre das nicht verantwortungsbewusst. Dieser vermeintlich zu hohe Standard entspricht auch den Erwartungen der Fördergeld-Geber. Als Unternehmer tut man gut daran, in Qualität und Langlebigkeit zu investieren und das haben wir getan.

Was ist Ihre Vision mit Blick auf die nächsten fünf Jahre als Vorstände und was ist die größte Herausforderung?

Hemmersbach: Ein großes Thema ist die Antriebswende. Wir sind bei den Bussen dabei, Richtung Elektromobilität zu transformieren, ob es Richtung Wasserstoff weitergehen wird, muss man sehen. Dazu brauchen wir die entsprechende Technik, zum Beispiel in den Werkstätten. Außerdem müssen wir auf den Straßen Platz finden für Autos, Busse, Bahnen und neu für die Radfahrer. Das ist eine gesellschaftliche Diskussion und davon werden wir ein Teil sein.

Seiffert: Wir müssen die Mitarbeiter ins Unternehmen holen, die wir brauchen, um die Mobilität zu bieten, die die Menschen benötigen. Und wir müssen diejenigen, die da sind, halten. Das wird anspruchsvoll. Es werden weniger Menschen in Sachsen im berufsfähigen Alter sein. Da spielen die Arbeitsbedingungen eine Rolle, auch die Bezahlung. Bei der Bezahlung sind wir inzwischen auf einem sehr guten Weg. Wir müssen dazu kommen, dass uns die Mitarbeiter nicht mehr aus finanziellen Gründen verlassen.

Wollen Sie innerhalb der bevorstehenden fünf Jahre also das Verdienstdefizit zwischen Mitarbeitern der DVB und zum Beispiel im Rathaus ausgleichen?

Mein Ziel ist nicht, zu bezahlen wie der öffentliche Dienst. Ich will, dass wir ein Gehaltsgefüge haben, bei dem die Mitarbeiter sagen, dass es passt und sie keinen Grund haben, aufgrund der Bezahlung zu wechseln. Das kann das Niveau des öffentlichen Dienstes sein.

Werden Sie bis 2028 noch Dieselfahrzeuge kaufen?

Hemmersbach: Es ist geplant, dass wir keine Dieselbusse mehr kaufen, sondern komplett auf Elektromobilität umstellen. Wir haben gerade erst 72 Dieselbusse gekauft. Das ist eine stattliche Anzahl, die wird uns auch die nächsten zehn Jahre noch begleiten. Aber das, was jetzt an Ersatz für Busse angeschafft wird, ist elektrisch.