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Ist das Dynamos neues Führungstrio?

Sebastian Mai, Yannick Stark und Tim Knipping kommen aus Überzeugung, und jeder hat seine Geschichte. Überzeugen wollen sie aber nicht nur mit Worten.

Von Sven Geisler
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Tim Knipping, Sebastian Mai und Yannick Stark sind drei von bislang acht Neuzugängen bei Dynamo. Jeder von ihnen kann - und will - Führungsspieler sein.
Tim Knipping, Sebastian Mai und Yannick Stark sind drei von bislang acht Neuzugängen bei Dynamo. Jeder von ihnen kann - und will - Führungsspieler sein. © dpa/Robert Michael

Dresden. Es ist ein kurzer, aber kräftiger Schrei. „Ja, das ist wichtig“, brüllt Sebastian Mai und ballt die Fäuste. Er hat gerade getroffen – den Pfosten. Mit dem Zielschießen beginnt am Mittwoch das Training bei Dynamo Dresden, und Mai fällt auf mit seinem kleinen emotionalen Ausbruch. So einer kann eine Mannschaft pushen, sie führen. Und es scheint, als hätte sich die SGD mehrere Spieler mit diesem Anspruch geholt. Jedenfalls sagen zum Auftakt gleich drei Neuzugänge von sich, vorangehen zu wollen beim neuen Anlauf in der 3. Liga.

Mai sowieso. Als Dresdner. Mit neun Jahren kam er zu Dynamo, ist mit der B-Jugend vor zehn Jahren in die Bundesliga aufgestiegen. Und nun zurück. Das weckt Erinnerungen. Wie an die Traglufthalle gegenüber des Rudolf-Harbig-Stadions, in der man nach einem Sprint kaum noch Luft bekam. Oder die Schleifscheiben, die als Trainingsplätze galten. „Da gab es einiges, was die Spieler jetzt nicht mehr kennen, zum Beispiel auf Schotter zu trainieren“, erzählt Mai beim ersten Interview im neuen Trainingszentrum im Sportpark Ostra.

Die moderne Anlage war für Yannick Stark ein Argument, sich für Dynamo zu entscheiden. „Dazu das Stadion, die Fanbase. Es waren immer schöne Spiele hier, es hat Spaß gemacht vor der Kulisse.“ Fehlt eigentlich nur noch der Hinweis auf die schöne Stadt, der prompt folgt. „Hier kann man sich wohlfühlen“, meint er, schiebt allerdings sofort hinterher: „Ich bin nicht hier zur Stadtbesichtigung oder um die Kultur zu erleben, sondern in erster Linie, um vernünftig Fußball zu spielen.“

Stark am Ball: Dieser Neue kennt Dynamo gut. Yannick Stark hat schon oft gegen Dresden gespielt.
Stark am Ball: Dieser Neue kennt Dynamo gut. Yannick Stark hat schon oft gegen Dresden gespielt. © dpa/Robert Michael

Für Dynamo steigt der 29-Jährige, der die Erfahrung von 186 Spielen in der zweiten Liga mitbringt, sogar freiwillig ab. „Natürlich hätte ich andere Offerten eine Liga höher annehmen können, aber es entscheidet auch ein gewisses Bauchgefühl“, meint Stark. „Mir war schnell klar, dass ich mich mit der Aufgabe und dem Verein identifizieren kann.“ Das Ziel heißt Aufstieg, schnellstmöglich.

Stark nennt sich einen „Heimscheißer“, quasi im Gegensatz zu Heimkehrer Mai. Der Dresdner Junge war nach elf Einsätzen für die zweite Mannschaft und drei in Testspielen ausgezogen, um woanders glücklich zu werden. Für Chemnitz, Zwickau, Münster und zuletzt Halle hat er gespielt. „Mit einem Auge habe ich immer auf Dynamo geschielt.“ Ob der Abstieg seine Chance gewesen sei, weil er die 3. Liga kennt, wird er gefragt. „Nein, auf keinen Fall!“, widerspricht Mai energisch: „Es ist sehr schade, dass Dynamo abgestiegen ist. Ich wäre gerne in der zweiten Liga hier gewesen.“

Mai hat sich früh entschieden – für beide Ligen, ist also ein Überzeugungstäter, einer, wie sie Dynamo gesucht hat für den Neustart. Genau wie Stark. „Ich bin die meiste Zeit meiner Karriere im Hessenland geblieben“, erklärt er den „Heimscheißer“. Lediglich anderthalb Jahre bei 1860 in München hat er auswärts gespielt, eine schöne Zeit, wie er sagt. Zuletzt war er für drei Jahre zurück in seiner Geburtsstadt Darmstadt – und zieht nun noch mal aus.

Mit Tim Knipping und Dynamo hat es im dritten Anlauf geklappt. Er wollte unbedingt nach Dresden.
Mit Tim Knipping und Dynamo hat es im dritten Anlauf geklappt. Er wollte unbedingt nach Dresden. © Dynamo Dresden

Als Führungsspieler mag er sich nicht bezeichnen, das zeige sich nur auf dem Platz. Und da sind mehrere gefragt, die den Ton an- und die Richtung vorgeben. Tim Knipping, der dritte Neue in der Interview-Runde am Trainingsplatz, will das auch. Vor allem wollte er unbedingt zu Dynamo. „Ich habe schon lange Sympathien für den Verein, er ist besonders mit dem gesamten Paket: den Fans, dem Stadion, der Tradition“, sagt der 27-Jährige. In Sandhausen und bei Jahn Regensburg habe er zuletzt zwei Jahre erlebt, die für ihn persönlich auch wegen Verletzungen nicht so gut gelaufen sind: Schienbeinbruch, Innenbandverletzung, Bandscheibenvorfall.

Nach Dresden kommt Knipping gesund und entschlossen, es ist schließlich sein dritter Anlauf. „Es gab für mich immer drei Vereine, für die ich gerne mal spielen wollte, weil sie einen gewissen Charme haben: St. Pauli, Union Berlin und Dynamo“, sagt er. „Mit Dresden gab es schon mehrmals Gespräche, aber das sollte dann aus verschiedenen Gründen nicht sein. Jetzt bin ich froh, hier zu sein.“

Mit seiner Erfahrung (72-mal zweite Liga) wolle er vorangehen, kündigt der Verteidiger an, „die jungen Spieler führen und mit einer positiven Ausstrahlung dazu beitragen, dass wir erfolgreich spielen“. Die Mannschaft müsse sich erst finden, aber er sei überzeugt, dass sie einen guten Zusammenhalt hinbekommen. Der wird wichtig sein, um in der 3. Liga bestehen zu können, aber auch eine funktionierende Hierarchie.Die hatte Dynamo in der Vorsaison zu lange gefehlt, weil es anfangs zwar vier Kapitäne, aber zu wenig wirkliche Führungsspieler gab. Das Trio Mai, Stark, Knipping hat das Zeug dazu, auch deshalb, weil alle drei mit der Einstellung gekommen sind, hier etwas aufbauen zu wollen.

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