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Gibt es jetzt mehr Freiheiten in Altenheimen?

In Pflegeheimen zwischen Görlitz und Niesky startet das Zusammenleben wieder mit Treffs, Spiel und Bastelei. Nur Besuche sind noch eingeschränkt.

Von Gabriela Lachnit
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Bewohnerinnen des DRK-Pflegeheimes Königshufen bringen zusammen mit Diana Karbe (vorn rechts) Schilder am neuen Gemüsebeet an.
Bewohnerinnen des DRK-Pflegeheimes Königshufen bringen zusammen mit Diana Karbe (vorn rechts) Schilder am neuen Gemüsebeet an. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Der Sonnenschein zwischen zwei Regenschauern gibt an diesem Dienstagvormittag ein paar Minuten Zeit, den neuen Bauerngarten weiter zu vervollkommnen. Waltraud Weigelt bringt mit Teamleiterin Diana Karbe kleine Schilder im Gemüsebeet an. "Dann können alle erkennen, was hier wächst", sagt die Heimbewohnerin, die bei ihrem Tun mit Frau Karbe von Heimbewohnern beobachtet wird.

Für Bewohner des DRK-Alten-und Pflegeheims in Görlitz-Königshufen ist das ein weiteres Stück auf dem Wege zur Rückkehr in die Normalität. Die Corona-Pandemie hatte den Bewohnern von Einrichtungen der Altenpflege wohl die meisten und anhaltendsten Einschränkungen auferlegt.

Doch nun "sind wir wieder fast im normalen Leben angekommen", sagt Rüdiger Neumann, Vorstand beim DRK-Kreisverband Görlitz Stadt und Land. Der Kreisverband betreibt nicht nur das Alten- und Pflegeheim in Königshufen, sondern auch eins im Görlitzer Frauenburg-Karree.

Maria Guibaud aus Avignon, Noémie Wozniak aus Nancy und Florian Brosset aus Versailles absolvieren im Martinshof Rothenburg ihren "Zivildienst".
Maria Guibaud aus Avignon, Noémie Wozniak aus Nancy und Florian Brosset aus Versailles absolvieren im Martinshof Rothenburg ihren "Zivildienst". © André Schulze

Einschränkungen bei Besuchen

Allmählich können die Bewohner in den Altenheimen jene Freiheiten und Alltäglichkeiten wieder nutzen, die sie vor der Corona-Pandemie selbstverständlich in Anspruch nahmen. Die deutlichste Einschränkung ist allerdings, dass Besucher noch nicht kommen können, wie und wann sie wollen, erklärt Rüdiger Neumann. Dementsprechend sind Unterstützungsleistungen von Familienangehörigen ebenfalls noch nicht möglich.

Besucher müssen sich nach wie vor im Heim anmelden und einen Termin vereinbaren. Der Besuch ist Gesunden erlaubt, die einen Nachweis eines Schnelltestes vorlegen. Für Geimpfte und Genesene ist es insofern vereinfacht, als das der negative Testnachweis nur noch einmal wöchentlich erbracht werden muss. Das ist auch im Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt Oberlausitz (Awo) so. Die Wohlfahrtsorganisation betreibt mehrere Pflegeheime in der Oberlausitz, darunter in Görlitz das Zentralhospital in der Krölstraße. "Es gibt einrichtungsspezifische Besuchskonzepte, die auf die Gegebenheiten vor Ort abgestimmt sind", erklärt Carsten Seitz. Er ist der Fachbereichsleiters Altenhilfe bei der Awo. Leben die Bewohner in einem Einzelzimmer, sei der Besuch kein Problem, "da ist der Besuch im Zimmer möglich", erklärt Seitz. Für Bewohner von Doppelzimmern gibt es Besuchsmöglichkeiten außerhalb des Zimmers.

Auch die Diakonie St. Martin mit Sitz in Rothenburg passt das Besuchskonzept für jedes Haus, das die Diakonie betreibt, individuell an. "Das ist erforderlich, weil die baulichen Gegebenheiten überall unterschiedlich sind", erklärt Doreen Lorenz. Sie leitet in der Diakonie St. Martin die Unternehmenskommunikation. Besuche auf dem Zimmer sind gestattet, ebenso dürfen Bewohner mit Angehörigen nach Hause. Henry Burkhardt vom Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), das am Görlitzer Grenzweg ein Altenheim betreibt, betont, dass nach der Rückkehr der Bewohner Vorkehrungen getroffen werden, unter anderem mit einem Test. In den anderen befragten Heimen gilt diese Regel ebenso.

Altenheim der Arbeiterwohlfahrt Oberlausitz an der Krölstraße in Görlitz.
Altenheim der Arbeiterwohlfahrt Oberlausitz an der Krölstraße in Görlitz. © Archivfoto: Nikolai Schmidt

Hoher Aufwand für Dokumentation

Allerdings bestimmt die Besuchsregelung nicht nur das Leben im Heim, sondern bringt eine Menge an zeitaufwendiger Dokumentationspflicht mit sich. Wann Regeln aufgehoben werden oder sich ändern, wird durch die Corona-Schutzverordnung des Freistaates bestimmt. Deswegen gibt es in den Heimen zum Schutz der Bewohner noch immer Vorsichtsmaßnahmen, auch wenn die Impfquote in den Heimen hoch ist.

Unter die Besuchsregelungen fallen auch ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich in Heimen um Bewohner kümmern. Auch sie müssen einen negativen Test vorlegen. Beim DRK sind sie noch nicht im gewohnten Maße im Einsatz. Rüdiger Neumann sagt: "Dies ist für Mitte Juni wieder geplant." Bei der Diakonie St. Martin, bei der Awo und im "Abendfrieden" in Niesky sind sie schon jetzt wieder bei den Senioren. Beim ASB ebenfalls, allerdings in Einzelbetreuung.

Altenpflegeheim "Abendfrieden" von Emmaus in der Plittstraße.
Altenpflegeheim "Abendfrieden" von Emmaus in der Plittstraße. © André Schulze

Rückkehr zum Zusammenleben

Ansonsten bestehen in den meisten Heimen kaum noch Einschränkungen. Auf Hygieneregeln verzichten die Heime auf absehbare Zeit aber nicht. Schon vor der Pandemie gab es strenge Hygieneregeln für Gemeinschaftsunterkünfte, wie es Altenheime sind. Denn es gibt auch andere Infektionen, darunter mit dem Noro-Virus, die in Gemeinschaftseinrichtungen schnell viele Menschen erkranken lassen können.

Sehr froh sind Heimbewohner, dass sie wieder zum normalen Zusammenleben im Heim zurückkehren können. Gemeinsam und nicht mehr allein im Zimmer essen beispielsweise ist für die meisten Heimbewohner eine große Freude. Darüber hinaus können sie sich wieder in kleinen Gruppentreffen treffen, um zu spielen, zu reden und zu basteln. Singekreise gibt es noch nicht überall wieder, darunter im Haus "Abendfrieden", einem Pflegeheim von Emmaus in Niesky. "Eine Klavierspielerin erfreut seit Neustem unsere Heimbewohner", informiert Heimleiterin Viola Knappe.

Es sind Annehmlichkeiten wie Fußpflege und Friseurbesuch, aber auch Therapieangebote, die den Menschen im Heim ihre Lebensfreude zurück bringen. "Viele Erleichterungen, die in Medien genannt werden, treffen in dieser Form oft nicht für Heime zu. Nach wie vor muss es zum Beispiel ein Besuchskonzept geben, das bestimmte Kriterien erfüllt" erklärt Viola Knappe.

Kleine Freiheiten dürfen Heimbewohnern jedoch nicht länger vorenthalten werden. Denn vielen Menschen im Heim bleibt nicht mehr allzu viel Zeit, um die Freiheiten zu genießen.

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