SZ + Görlitz
Merken

Görlitzer Zoo kann Bau von Parkplätzen und neuer Brücke jetzt starten

Zwei Jahre nach der Zusage ist der erste Schub des Kohlegeldes da. Der Tierpark kann seine Modernisierung fortsetzen. Ein anderes Projekt wartet indes weiter.

Von Marc Hörcher
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Der Görlitzer Tierparkchef Sven Hammer (links) spricht mit Ministerpräsident Michael Kretschmer über die neuesten Bauprojekte.
Der Görlitzer Tierparkchef Sven Hammer (links) spricht mit Ministerpräsident Michael Kretschmer über die neuesten Bauprojekte. © Martin Schneider

Lange musste das Team des Görlitzer Tierparks warten. Nun ist das Geld endlich da - und die dringend benötigten neuen Parkplätze und eine „Naturbrücke“ können gebaut werden. Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer hat am Dienstag zwei Förderschecks über einen Betrag von insgesamt fast 1,4 Millionen Euro übergeben. Es sind die ersten beiden Teilprojekte, die mit Geld aus dem Kohleausstiegs-Fonds finanziert werden. Der Tierpark soll als „eine der meistbesuchten Kultureinrichtungen und touristischer Magnet der Stadt und des Landkreises Görlitz“ weiter gestärkt werden, so lautet der Plan.

Carsten Liebig, Vorstandsvorsitzender des Trägervereins und ehemaliger Görlitzer Bombardier-Standortleiter, ist Projektleiter für das gesamte Vorhaben. „Endlich besteht damit die realistische Möglichkeit, den beschlossenen Zukunftsplan für den Tierpark umsetzen zu können“, sagt er. An dem Plan wird schon seit 2017 gearbeitet. Damals fing der Tierpark damit an, die Verbesserungen der Infrastruktur und den Bau neuer Gehege voranzutreiben. Die Neuerungen mit dem Kohlegeld sollen bis 2026 fertiggestellt werden.

Parkplatzbau auf Industriegelände startet bald

Schon in den nächsten Tagen soll der Bau des neuen Parkplatzes beginnen. Auf dem Gelände des ehemaligen Leuchtenwerkes an der Zittauer Straße werden 65 Stellplätze entstehen. Über die Ampelkreuzung können Besucher sicher zum Tierpark gelangen. Bislang gab es lediglich einen kleinen Parkplatz mit 14 Stellplätzen. Damit war Görlitz vermutlich der Tierpark mit dem bundesweit kleinsten Parkplatz - ein Alleinstellungsmerkmal, auf das er künftig gerne verzichte, wie Tierpark-Direktor Sven Hammer schmunzelnd erklärt. Er freue sich, dass Besuchern, die von außerhalb kommen, der Zugang zum Park bald erleichtert werde. Bereits Mitte vergangenen Jahres rückten auf dem Industriegelände die Bagger an und rissen die Gebäudereste ab. Seit Herbst allerdings ruhten die Arbeiten, weil der Tierpark auf das bereits zugesagte Geld wartete. In Vorleistung zu gehen war keine Option. Schon den Abriss des Leuchtenwerkes hatte Liebig vorgeschossen.

In enger Zusammenarbeit mit der städtischen Tochtergesellschaft Kommwohnen, von der das Gelände gepachtet ist, wurden die vorbereitenden planerischen Arbeiten erledigt, die Baugenehmigung eingeholt, die Ruinen abgerissen und das Baufeld vorbereitet.

  • Hier können Sie sich für unseren kostenlosen Görlitz-Niesky-Newsletter anmelden.

Der Bau der „Naturbrücke“, die innerhalb des Tierpark-Geländes entstehen soll, wird jetzt konkreter geplant und dann im kommenden Jahr angegangen, erläutert der zuständige Planer Holger Kliemt. Sie überwindet größere Höhenunterschiede - fußgängerfreundlich für die jüngsten und ältesten Gäste. Dadurch wird der Park insgesamt familienfreundlicher und zudem komplett barrierefrei. Die Besucher können auch von verschiedenen Stellen aus luftiger Höhe über den Park blicken. Momentan ist das so nur über das Sonnendeck am Tierpark-Imbiss möglich. Die Planer müssen beachten, dass die gesamte Grünanlage denkmalgeschützt ist und Bäume im Park unter Naturschutz stehen. Deswegen wird die Brücke teilweise drumherum gebaut und verläuft nicht schnurgerade.

Die nächsten Arbeiten werden auch schon geplant. Den ersten Schwerpunkt bildet dabei der Bau einer neuen Gemeinschaftsanlage für Tibetbären und Rhesusaffen entsprechend dem Entwicklungskonzept des Tierparks. Durch die Haltung der bedrohten Tibetbären leistet der Naturschutz-Tierpark laut eigener Aussage einen wichtigen Beitrag zur Arterhaltung.

So soll die Brücke nach dem Entwurf des Görlitzer Ingenieurbüros Kliemt aussehen. Aus Naturschutzgründen kann das Bauwerk nicht geradlinig verlaufen.
So soll die Brücke nach dem Entwurf des Görlitzer Ingenieurbüros Kliemt aussehen. Aus Naturschutzgründen kann das Bauwerk nicht geradlinig verlaufen. © Ingenieurbüro Kliemt

Der Investition im Tierpark war zunächst ein zwei Jahre andauerndes bürokratisches Hin und Her vorausgegangen. Die grundsätzliche Förderzusage über die insgesamt rund fünf Millionen Euro aus dem Kohleausstiegs-Geld kam bereits im Juli 2021. Damit war der Tierpark eines der ersten Lausitzer Projekte, die in diesem Fonds bedacht wurden. Doch dann begann das Drama des langen Wartens und Verhandelns: Der Freistaat rechnete zunächst damit, dass 90 Prozent des Geldes vom Bund kommen und zehn Prozent vom Antragsteller. Der Bund indes war der Ansicht, es sollten zehn Prozent vom Antragsteller getragen werden, zehn Prozent von der Sitzgemeinde und 80 Prozent vom Bund. Erst Anfang dieses Jahres gab der Freistaat nach und akzeptierte diese Sichtweise für alle künftigen Anträge. Sie gilt aber nur für Vereine oder private Institutionen, nicht für Städte oder städtische Einrichtungen. Dort bleibt es bei 90 Prozent.

Nach der Einigung ergab sich allerdings ein weiteres Problem: Der Tierpark hatte die Förderzusage noch unter der alten Vorgabe von 90:10 erhalten, folglich wurde weiter verhandelt. Das Ergebnis für den Görlitzer Zoo: Der Freistaat übernimmt die zehn Prozent der Sitzgemeinde. Sachsens Regionalminister Thomas Schmidt bestätigte das im Mai gegenüber der SZ. Und siehe da, nun ist der Förderbescheid für den Tierparkverein tatsächlich angekommen - und damit die Sicherheit, dass Bund und Land ihren Anteil übernehmen.

Naturschützer in Schloss Niederspree warten noch auf Geld

Bei der Scheckübergabe sprach Kretschmer von den großen Chancen für die Lausitz, die sich durch die insgesamt 40 Milliarden Euro aus dem Kohleausstiegsfonds bieten. Zur Umsetzung brauche es kreative Leute mit "langjähriger Erfahrung" und "unbegrenzter Fantasie", beispielsweise die Verantwortlichen des Tierparks. Zudem hob er die "Verbündeten in der Bundesregierung" positiv hervor, die sich für Projekte wie den Tierpark oder auch das in Görlitz geplante Deutsche Zentrum für Astrophysik engagieren.

Ende gut, alles gut also - zumindest für den Tierpark. Im Schloss Niederspree bei Niesky würde der Verein Naturschutzstation Östliche Oberlausitz gerne ebenfalls mit einer Finanzierung aus dem Kohleausstieg loslegen. Das frühere Naturschutzzentrum soll als Landschulheim neu belebt und wieder zu einem Zentrum für den Naturschutz umgestaltet werden. Auch hier wurde den Machern die Förderzusage lange erteilt. Doch sie haben bisher noch keinen Cent gesehen, denn es gab dieselbe Debatte über die Förderanteile. Und auch hier habe man sich letztlich auf die Lösung geeinigt, dass 90 Prozent des Geldes vom Bund übernommen werden sollen und der kommunale Anteil von zehn Prozent vom Freistaat. Das bestätigt Kretschmer noch einmal gegenüber der SZ am Rande des Pressegesprächs zum Tierpark. Beim Freistaat warte man momentan allerdings noch, „bis alle Unterlagen dazu eingebracht sind“, so der Ministerpräsident.