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Wieler ist optimistisch fürs Nostromo

Der Görlitzer Kulturbürgermeister räumt Fehler ein. Doch am Ende könnte alles gut ausgehen, der Club erhalten bleiben.

Von Ingo Kramer
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„Wir wollen bleiben“ steht auf einem großen Schild am Club Nostromo im alten Schlachthof an der Cottbuser Straße in Görlitz.
„Wir wollen bleiben“ steht auf einem großen Schild am Club Nostromo im alten Schlachthof an der Cottbuser Straße in Görlitz. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Michael Wieler zeigt sich reumütig. „Im Nachhinein hätte ich das anders gemacht“, sagt der Görlitzer Kulturbürgermeister mit Blick auf die Entwicklungen rund um das frühere Görlitzer Schlachthofgelände, in dem der Club Nostromo seit 22 Jahren ansässig und nunmehr in seiner Existenz bedroht ist.

Im Dezember war Wieler mit dem Vorstoß vorgeprescht, im Schlachthof-Gelände ein Zivilschutzzentrum bauen zu wollen, für das der Club weichen müsste. Damals sollte der Stadtrat eine Machbarkeitsstudie auf den Weg bringen. Zuvor hatte er darüber jedoch nicht mit dem Schall-und-Rauch-Verein gesprochen, der das Nostromo betreibt. Kurz darauf bekam der Verein die Kündigung von der Landeskrone Fleisch GmbH, der Besitzerin des Geländes.

Höherer Preis ohne Mieter

Der Verein sah einen Zusammenhang: Wenn das Nostromo nicht mehr da wäre, stände das Gelände komplett leer. Dann ließe sich ein höherer Verkaufspreis erzielen als mit einem „störenden“ Mieter. Der Eigentümer sah das anders: Im Dezember hätten die Nostromo-Betreiber bewusst Stimmung gemacht gegen den Bau der neuen Feuerwehr auf dem Gelände. Das habe das Vertrauensverhältnis zu den Betreibern massiv erschüttert.

Aus fast allen Stadtratsfraktionen – von ganz rechts bis ganz links – bekam Wieler damals zu hören, dass die Stadt sensibler vorgehen müsse. Sowohl der Verein als auch viele Stadträte wollen beides: Das Zivilschutzzentrum und das Nostromo. Schließlich ist das Gelände 30.000 Quadratmeter groß, sodass beides möglich sein könnte.

Inzwischen gibt sich Wieler optimistisch, dass alles ein gutes Ende nimmt. „Wir haben einen potenziellen Käufer für das Gelände, der wirklich verlässlich ist“, bestätigte er am Donnerstag auf SZ-Anfrage erneut. Den Namen könne er nach wie vor nicht nennen, nur so viel: „Es handelt sich um keine natürliche Person.“ Gemeint ist also wohl eine Firma oder dergleichen. Wieler hält große Stücke auf den Käufer: „Seine Absicht ist absolut verlässlich.“

Käufer wäre Zwischenerwerber

Er versteht sich als Zwischenerwerber. Das heißt, sollte die Stadt sich dazu entschließen, ein Zivilschutzzentrum zu bauen, bekäme sie ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Zudem wäre der Käufer bereit, den Mietvertrag des Nostromo weiterzuführen. Und – falls es die Situation eines Tages erfordern sollte – wäre er auch bereit, die Fläche, die das Nostromo benötigt, später an den Verein zu verkaufen.

Derzeit werde ein Verkehrswertgutachten für das Gelände erstellt. Das sei zwischen der Landeskrone Fleisch GmbH und dem Käufer so vereinbart. Auf der Basis dieses Gutachtens soll anschließend über den Kaufpreis verhandelt werden. „Ich hoffe, dass das zum Ziel führt“, erklärt Wieler. Garantieren könne er es natürlich nicht: „Beide müssen sich am Ende einig werden.“

Verkauf zum Selbstkostenpreis

Franz Josef Gausepohl, Geschäftsführer der Landeskrone Fleisch GmbH, hatte bereits im Februar erklärt, nicht auf großen Profit aus zu sein: „Wir haben sowohl der Stadt Görlitz als auch den Betreibern des Nostromo, dem Verein Schall und Rauch, angeboten, das gesamte Schlachthof-Gelände zum Selbstkostenpreis, der sich am Bodenrichtwert orientiert, zu kaufen“, sagte er damals. Allerdings griffen beide nicht zu: Die Stadt, weil der Bau eines Zivilschutzzentrums noch nicht beschlossen ist, und der Verein, weil er nicht das ganze Gelände benötigt und nicht genug Geld hat, alles zu kaufen. Die von ihm benötigte Fläche würde er aber gern erwerben.

Zum aktuellen Sachstand sagt Gausepohls Vertreter Karl Sandmann nicht allzu viel. „Wir können bestätigen, dass es Gespräche gab und etwas Bewegung in die gesamte Sache gekommen ist“, erklärt Sandmann auf Nachfrage. Und: „Ob es allerdings wirklich zu einer für alle Seiten zufriedenstellenden Lösung kommt, können wir aktuell noch nicht absehen.“ Zu weiteren Fragen werde er sich nicht äußern, da es laufende Verhandlungen seien.

Eigentümer will schnell Klarheit

Im Februar war Gausepohl deutlicher geworden. „Sollte ein Verkauf erneut nicht zustande kommen, werden wir das Gelände absperren und die nächsten Jahre brach liegen lassen – mit allen daraus folgenden Konsequenzen“, sagte Gausepohl damals. Und ansonsten: „Wir gehen davon aus, dass alle möglichen Käufer kurzfristig Stellung beziehen und es dann ein klares Szenario für das Gelände in diesem Jahr geben wird.“ Beim Kaufpreis wolle seine Firma „dem möglichen Käufer fair entgegenkommen.“ Konkrete Preisvorstellungen nannte er jedoch nicht. Das Gelände misst 30.000 Quadratmeter. Im Gewerbegebiet Schlauroth wurden kürzlich Flächen für 12 Euro je Quadratmeter verkauft. Setzt man diesen Preis an, so wären das 360.000 Euro.

Der Schall-und-Rauch-Verein kennt keinen neuen Sachstand: „Wir hatten vor etwa drei Wochen den letzten Kontakt zum Eigentümer“, so Vereinsvorsitzender Dirk Kählig. Dieser habe erneut mit Räumungsklage gedroht, weil der Verein die gesetzte Räumungsfrist am 31. Januar verstreichen ließ. „Nach 22 Jahren geben wir nicht einfach auf“, sagt der Vereinsvorsitzende.

Verein zahlt Miete weiter

Stattdessen zahle der Verein seine Miete regulär weiter – und arbeite aktuell an der Toilettenerweiterung: „Das hatten wir einmal angefangen und bringen es jetzt auch zu Ende.“ Nachdem der Vermieter zuletzt mit Räumungsklage gedroht hat, habe er sich „erneut an Herrn Dr. Wieler gewandt“, sagt Dirk Kählig. Der habe sehr schnell geantwortet und mitgeteilt, dass er noch einmal mit Gausepohl reden wolle.

Jetzt hoffen alle auf eine Einigung zwischen Eigentümer und potenziellem Käufer. „Wir erwarten, dass das Nostromo bis dahin nicht rausgeschmissen wird“, sagt Wieler. Doch mehr als das, was er bisher getan habe, könne er aktuell nicht tun.

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