SZ + Meißen
Merken

So geht es dem Meißner Wald

Der für die Stadt zuständige Revierleiter hat jetzt einen Überblick zum Zustand der Bäume gegeben. Der fällt zwiespältig aus.

Von Peter Anderson
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Stellt dem Meißner Wald ein gutes Zeugnis aus: Förster Thomas Nikol sieht eine gute Basis, der jedoch geholfen werden muss, sich zu verjüngen und anzupassen.
Stellt dem Meißner Wald ein gutes Zeugnis aus: Förster Thomas Nikol sieht eine gute Basis, der jedoch geholfen werden muss, sich zu verjüngen und anzupassen. © Claudia Hübschmann

Meißen. Die gute Nachricht servierte der Meißner Stadtwald-Förster vom Staatsbetrieb Sachsenforst, Thomas Nikol, den aufmerksam lauschenden Stadträten gleich zu Anfang seines Vortrages. Zwischen 2016 und 2020 ist der Waldbestand der Stadt von 105 Hektar auf 111 Hektar gewachsen.

Woher kommen die neuen Flächen?

Die wichtigste Ursache dafür: Oberhalb des Triebischtals hat die Stadt im Raum Korbitz mit einem über mehrere Jahre laufenden Programm, das unter anderem in einer Erstaufforstung früher anderweitig genutzter Flächen bestand, für mehr Schutz vor Schlammfluten von den Feldern gesorgt. Südlich von Korbitz entstand beispielsweise ein Streifen aus Stieleichen, Linden und Ahornbäumen sowie über 200 Sträuchern auf einem neuen Wall. Ergänzend legte die Stadt auf eigenen Flächen in einem Halbrund oberhalb des Hanges einen breiten Baumgürtel an. Auf mehreren Hektar Fläche wachsen hier mittlerweile Bergahorn, Esskastanien, Stieleichen, Vogelkirschen und Winterlinden, dazu Sträucher wie Schlehen. Bis dieser natürliche Schutzstreifen seine volle Wirkung entfalten kann, wird es noch einige Jahre dauern. Die Arbeiten sind die Konsequenz der Schlammflut vom Mai 2014, welche nach Starkregenfällen Bereiche des Stadtteils Triebischtal regelrecht verwüstet hatte.

Wie steht es um die Bäume?

Was wie ein Nachteil klingt, gereicht dem Meißner Wald zum Vorteil: Da die Böden rund um die Stadt oft fruchtbar sind und gut bewirtschaftbare Hänge für den Wein- und Obstanbau genutzt werden, bleiben für den Wald nur sehr schroffe Flächen. Förster Nikol spricht von einem Anteil in Höhe von 80 Prozent. Diese wiederum sind nicht intensiv zu bewirtschaften. Klassische Forsttechnik kann kaum zum Einsatz kommen. Dadurch ist ein weitgehend naturnaher Wald gewachsen, der sich wechselnden Bedingungen über längere Zeiträume hinweg von selbst anpasst. Ein großer Waldumbau wie andernorts – etwa im Erzgebirge – ist daher voraussichtlich nicht nötig. Auf Nachfrage des bündnisgrünen Stadtrats Heiko Schulze benennt Nikol die Überalterung als ein allerdings existierendes Problem. Bäume auf über 50 Hektar seien mehr als 100 Jahre alt. Die drei trockenen Jahre machten sich ebenfalls durch Stresssymptome bemerkbar. Die Basis jedoch stimme.

Welche Aufgaben stehen an?

Vor dem Hintergrund der Überalterung muss der Stadtwald stetig verjüngt werden. Dies gestaltet sich allerdings schwierig, da es Engpässe beim Saatgut gibt, die Trockenheit das Anwachsen erschwert und Mäuse sehr aktiv sind. In nächster Zukunft anstehende Vorhaben sind die Aufforstung am Kanonenweg und die weitere Pflege des Parks in Siebeneichen. Die Probleme am Kapitelholzsteig wurden erst kürzlich zusammen mit der Stadt besichtigt. Die Waldpflege gerät dort in einen Konflikt mit dem Naturschutz, da Vorkommen des geschützten Juchtenkäfers entdeckt wurden. Hierzu soll es Gespräche mit der Unteren Naturschutzbehörde geben. Prinzipiell spricht sich der Meißner Stadtwaldförster dafür aus, den in der Pandemie sehr deutlich gewordenen Freizeitwert des Forstes stärker in den Blick zu nehmen. Hierzu gebe es immer wieder Anfragen von Mountainbikern, Geocachern und Wandergruppen. Solche Interessen würden oftmals verschiedene Schutzvorgaben im Wege stehen und müssten in einem komplizierten Prozess gegeneinander abgewogen werden.

Weshalb sind weiterhin Wege gesperrt?

Fehlende Ressourcen haben in den letzten drei Jahren dazu geführt, dass Schäden durch Stürme und den Borkenkäfer nur schrittweise abgearbeitet werden konnten. Hier sind weiterhin Baustellen offen. Hinzu kommt, dass die sich seit 2015 in Mitteleuropa verbreitende Rußrindenkrankheit vor allem dem Bergahorn zu schaffen macht. Auf eine Frage von Stadtrat Karl Forberger (Bürger für Meißen) antwortete der Meißner Revierförster, dass die betroffenen Bäume vor Ort gefällt werden sollten. Anschließend würde die Weißfäule das Holz schnell zersetzen, sodass sich die Gefahr von möglichen allergischen Reaktionen aufgrund der Pilzsporen der Rußrindenkrankheit vermindere. Ein Abtransport und die Beseitigung der kranken Bäume als Sondermüll seien letztlich unbezahlbar. Aktuell sind Wege im Bereich der hohen Eifer aufgrund der Baumkrankheit gesperrt.