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Winzer im sächsischen Elbland erhöhen ihre Preise

Die Preiserhöhungen betragen im Durchschnitt etwa zehn Prozent. Gründe sind stark gestiegene Kosten. Die Weinbaubetriebe sehen zwei neue Trends.

Von Ulf Mallek
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Das Weinjahr war schwierig, doch die Qualität ist gut: Kellermeister und Weinbauleiter des Weingutes Hoflößnitz in Radebeul, Felix Hößelbarth, in der Vinothek des Weingutes. Die Preise steigen hier bei einigen Weinen zwischen drei und 10 Prozent.
Das Weinjahr war schwierig, doch die Qualität ist gut: Kellermeister und Weinbauleiter des Weingutes Hoflößnitz in Radebeul, Felix Hößelbarth, in der Vinothek des Weingutes. Die Preise steigen hier bei einigen Weinen zwischen drei und 10 Prozent. © Norbert Millauer

Meißen. Wer einen guten Wein aus dem Elbland entkorken möchte, der muss jetzt deutlich mehr dafür bezahlen. Fast alle sächsischen Winzer heben ihre Preise an. Der größte Weinerzeuger Sachsens, die Winzergenossenschaft Meißen, kündigte gegenüber sächsische.de eine Preiserhöhung von zehn Prozent zum 1. April an. Bereits zum 1. März erhöhte der zweitgrößte Wein-Produzent, das Radebeuler Staatsweingut Schloss Wackerbarth, seine Preise sortimentsübergreifend um drei Prozent. Das Meißner Weingut Schloss Proschwitz Prinz zur Lippe steigert ebenfalls ab 1. April den Flaschenpreis um 1 bis 1,50 Euro, was etwas weniger als zehn Prozent sein dürfte.

Zu Begründung teilte Alexandra Prinzessin zur Lippe mit: "Damit haben wir zum ersten Mal seit über acht Jahren unsere Flaschenpreise etwas angehoben. Wir haben in den letzten zwei, drei Jahren eine deutliche Kostensteigerung von rund 20 Prozent, bei Flaschen und Papier erlebt, und die Teuerung geht in Folge des Ukraine-Krieges weiter nach oben." Das betreffe vor allem die Preise für Energie und Diesel sowie für Glas. Diese Entwicklung werde das Unternehmen beobachten und notfalls noch einmal eine Anpassung vornehmen.

Ähnlich sehen das die anderen sächsischen Winzer. So sind Pflanzenschutzmittel, vor allem biologische, im Vergleich zum Vorjahr um 10 bis 15 Prozent teurer und knapper geworden, sagt der Vize-Vorsitzende des sächsischen Weinbauverbandes Felix Hößelbarth. Für Dünger müssen Weinbaubetriebe etwa 25 Prozent mehr bezahlen. "Wie es mit dem Dieselpreis weitergeht, ist auch eine wichtige Frage", sagt Hößelbarth. Er schätzt die aktuellen Preiserhöhungen bei den Weinen der Winzer sachsenweit im Durchschnitt auf etwa 10 Prozent.

Die Ernte im Vorjahr erbrachte in Sachsen 2,3 Millionen Liter Wein. Das liegt unter dem Schnitt der Vorjahre. So waren es 2019 fast 2,6 Millionen Liter, im Jahr 2020 allerdings nur 2,1 Millionen Liter. Hößelbarth betrachtet das vorige Jahr als ein schwieriges für den Weinbau. Zwar gab es mehr Regen, doch war es am Ende zu viel für eine gute Ernte. Allerdings stellte er lokal große Unterschiede fest. So hat das Weingut von Tim Strasser in Meißen (Rothes Gut) etwa 25 Prozent Verlust aufzuweisen, das Weingut Jan Ulrich in Diesbar-Seußlitz dagegen meldet quantitativ keine Verluste. Ulrich: "Die Qualität war auch nicht so schlecht, nur die Säurewerte waren etwas zu hoch. Aber dadurch sind unsere Weine dieses Jahr nicht so alkohollastig, sondern frisch, fruchtig mit einer spritzigen Säure." Die Preiserhöhung beträgt bei den Großhandelspreisen fünf Prozent. Das Weingut feiert am 3. April mit einem Tag der offenen Tür das 30-jährige Bestehen.

Für viele Winzer ist auch die Lage auf dem Arbeitsmarkt und die Entwicklung des Mindestlohns ein Problem. Martin Junge von Schloss Wackerbarth: "Das Weinjahr 2021 hat uns vor deutlich andere Herausforderungen gestellt, als die heißen und trockenen Vorjahre." Das bedeutete einen höheren Aufwand für das Weingut. Die Lesemenge 2021 lag trotz des Aufwands witterungsbedingt etwa 10 Prozent unter der Menge des sehr guten Jahrgangs 2019.

Vor allem Rotweine werden nach Ansicht von Schloss Wackerbarth von den klimatischen Veränderungen im Elbtal profitieren. Während Rotweine in Deutschland bereits auf rund einem Drittel der Rebfläche wachsen, sind rote Trauben im Elbtal nur auf 18 Prozent der Weinberge zu finden. Mit einem Versuchsanbau auf dem Johannisberg in Radebeul sowie einer Neupflanzung auf der Seußlitzer Heinrichsburg testet Wackerbarth seit letztem Jahr das Potenzial weiterer Rotweinsorten wie Gamay – die Leitrebsorte im französischen Beaujolais – oder der Neuzüchtung Pinotin für das Gebiet.

Mit Zuversicht in die neue Saison

Auch Schloss Proschwitz bezeichnete das letzte Weinjahr als eines der schwierigsten der letzten Jahre. Prinzessin zur Lippe teilte einen Ertragseinbruch von ca. 30 Prozent auf die Durchschnittsernte mit. Dennoch ist das Weingut mit der Qualität der neuen Weine zufrieden. Gut vorangekommen ist Schloss Proschwitz mit der Umstellung auf Bio-Weine. Zugleich haben sie die Pandemie-Zeit genutzt für wichtige Investitionen. Zum einen wurde in der Kellerei in Ockrilla ein neues Kelterhaus gebaut, zum anderen in Proschwitz die Sanierung des ehemaligen Pferdestalls im Schlosshof abgeschlossen und die gutseigene Vinothek eingerichtet.

Der nächste Schritt werde die Errichtung eines neuen Gästehauses für das Schloss sein. Aktuell wird die Schlossmauer aus DDR-Zeiten durch einen dem Original nachempfundenen, denkmalgerechten Zaun ersetzt. Insgesamt sind rund 2 Millionen Euro investiert worden.

Das Radebeuler Weingut Hoflößnitz schaffte mit 62.000 Litern sogar ein Ergebnis über den Plan von 49.600 Litern, so Geschäftsführer Jörg Hahn. Die Preiserhöhung ist sehr moderat. Von insgesamt 46 Produkten werden nur 6 Produkte zwischen 3 und 10 Prozent erhöht.

Was Sachsens Winzer für dieses Jahr hoffen, trotz Ukraine-Krieg, Lieferschwierigkeiten und heftiger Inflation, bringt Prinzessin zur Lippe so zum Ausdruck: "Jetzt schauen wir voller Zuversicht auf den Beginn der neuen Saison."

Gesamtweinernte im Weinanbaugebiet Sachsen

  • 2017: 26.192 hl
  • 2018: 25.519 hl
  • 2019: 25.609 hl
  • 2020: 21.187 hl
  • 2021: 23.124 hl