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Holt der Sportchef einen Ex-Dynamo nach Dresden?

Der Zweitliga-Absteiger sucht nach Verstärkungen auch in der 3. Liga und wird wohl in Halle fündig. Der erste Abgang steht bereits fest.

Von Daniel Klein & Tino Meyer
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Ralf Becker sondiert den Transfermarkt und ist offenbar in Liga drei fündig geworden.
Ralf Becker sondiert den Transfermarkt und ist offenbar in Liga drei fündig geworden. © dpa-Zentralbild/Robert Michael

Dresden. Kurz nach dem Saisonende erlebt der Konjunktiv eine Blütezeit. Die Namen möglicher Ab- oder Zugänge werden mit den Wörtern „sollen“, „könnten“ und „wohl“ verbunden. Das Internet und soziale Netzwerke vervielfältigen Transfergerüchte meist ungeprüft, und je öfter ein Name in Verbindung mit einem Verein ausgespuckt wird, desto größer scheint die Wahrscheinlichkeit zu sein, dass die Meldung tatsächlich stimmt. Dabei wollen mitunter Spielervermittler nur ihre Klienten ins Gespräch bringen.

Auch bei Neu-Drittligist Dynamo Dresden kündigen sich inzwischen täglich Neuzugänge an. Ganz oben auf der Gerüchtehitliste steht Sebastian Mai, 26-jähriger Innenverteidiger vom Drittliga-Konkurrenten Hallescher FC. Er wie sein jüngerer Bruder Lukas, der beim FC Bayern schon in der Bundesliga zum Einsatz kam, haben eine Dynamo-Vergangenheit. Ihr Vater Lars saß bei den Schwarz-Gelben zudem im Aufsichtsrat. Neben Mai soll auch Stürmer Pascal Sohm vom HFC kommen. Pressesprecher Lars Töffling bestätigte dem MDR, dass beide die Angebote des Vereins für eine Vertragsverlängerung nicht angenommen hätten. An Mai soll aber auch der 1. FC Kaiserslautern interessiert sein.Der gebürtige Dresdner könnte nicht der einzige Rückkehrer bleiben. Vom Drittliga-Absteiger Chemnitzer FC wird ebenfalls ein Duo mit Dynamo in Verbindung gebracht: Paul Milde und Philipp Hosiner. Milde, 25-jähriger Linksverteidiger, bekam 2013 einen Profivertrag, konnte sich aber nicht durchsetzen. Sein Vater Rocco Milde spielte in drei Phasen für Dynamo, zuletzt bis 2003. Stürmer Hosiner ist zwar schon 31, erzielte für Chemnitz aber 19 Tore in 23 Spielen. Die Quote weckte inzwischen auch das Interesse von Aufsteiger Lübeck.

Dort spielt gerade ein anderer Ex-Dresdner zur Probe vor: Justin Eilers. Der 32-Jährige, 2016 einer der Aufstiegshelden, ist nach mehreren langwierigen Verletzungen und einer Privatinsolvenz derzeit vereinslos. Vergangene Woche war er auch in Dresden, allerdings nicht, um Vertragsgespräche zu führen. Er kickte mit beim inoffiziellen Abschiedsspiel von Ex-Sportchef Ralf Minge im Großen Garten.Dass sich Minges Nachfolger Ralf Becker und Trainer Markus Kauczinski unterhalb der 2. Bundesliga nach Verstärkungen umschauen, verwundert nicht. Man setze auf wirtschaftliche Vernunft, betont Becker. Finanziell sei der Verein zwar gut aufgestellt (das Eigenkapital liegt trotz Corona-Krise immer noch bei gut zehn Millionen Euro), befinde sich im Vergleich mit anderen Drittligisten aber nicht etwa in anderen Sphären. „Und wir werden auch nicht alles auf eine Karte setzen. Es wäre ein Fehler, die gute Arbeit der letzten Jahre einzureißen“, erklärt der 49-Jährige.

Dynamo-Begeisterung ist ab sofort Pflicht

Sein Credo: „Wir müssen jetzt weniger über eine Spielphilosophie reden, sondern wollen aus unseren Möglichkeiten das Beste machen.“ Dass die 3. Liga in den Gesprächen argumentativ alles andere als vorteilhaft ist, weiß Becker. „Das wird die Herausforderung sein.“Die nächste ist, geduldig zu bleiben. Transfers sind bis zum 5. Oktober möglich. Nicht wenige Erst- und Zweitligisten werden sparen müssen und deshalb ihre Kader verkleinern. Es könnten also noch einige Schnäppchen auf den Markt kommen. Für Becker sind das finanzielle und das sportliche aber nicht die beiden einzigen Kriterien. Es sollen ausschließlich Spieler verpflichtet werden, die sich für Dynamo und die 3. Liga begeistern können. „Wenn ich Dresden wahrnehme, sehe ich ein fantastisches Stadion, viele Fans, eine gute Atmosphäre. Also brauchen wir eine Mannschaft auf dem Platz, die Ausstrahlung hat und weiß, für welchen Verein sie spielt. Diese Bereitschaft will ich sehen“, sagt Becker.

Der Kader soll eine Mischung sein aus Persönlichkeiten und emotionalen Typen, die in kritischen Situation vorangehen, sowie jungen Spielern. „Wir brauchen wieder eine gute Struktur, und da haben wir jetzt genügend zu tun, die richtigen Leute zu finden“, betont der Sportchef. Es müssen vor allem viele Leute sein, denn die ersten Abschiede kündigen sich bereits an. So wird Abwehrchef Florian Ballas mit dem Erstligisten AEK Larnaka aus Zypern in Verbindung gebracht. Patrick Ebert, Baris Atik und Leihspieler Marco Terrazzino bekommen keine neuen Angebote. René Klingenburg hat zwar angekündigt, in Dresden bleiben zu wollen, allerdings konnte er sich diese Saison nicht dafür empfehlen.

Kevin Broll, Jannis Nikolaou und Kevin Ehlers – Leistungsträger also mit weiter gültigen Verträgen – will Dynamo gerne halten, nur haben bei dem Trio längst auch andere Klubs Interesse signalisiert. Bei Torwart Broll soll der 1. FC Köln angefragt haben, Nikolaou auf der Wunschliste von Erzgebirge Aue stehen und Ehlers gleich von mehreren Vereinen umworben sein.

Bleiben sollen zudem Ex-Kapitän Marco Hartmann und Patrick Schmidt. Der kehrt erst mal nach Heidenheim zurück, nach dem verpassten Aufstieg könnte er dort allerdings eine Perspektive in der 2. Bundesliga haben. „Wenn wir da eine Lösung finden würden, wäre das eine gute Geschichte“, betont Becker. Auch er benutzt in diesen Tagen gern den Konjunktiv.

Eine Personalie steht dagegen fest: Torwarttrainer Bransilav Arsenovic hört nach fünf Jahren in Dresden „auf eigenen Wunsch“ auf, um sich „künftig einer neuen Herausforderung“ zu widmen, wie es auf der Dynamo-Homepage heißt.

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