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Wo werden es mehr Windräder?

Auf vier Flächen zwischen Löbau und Zittau sollen demnächst Windkraftanlagen wachsen dürfen. Dabei gibt es eine Überraschung und drei Altbekannte.

Von Anja Beutler & Holger Gutte
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Die vier derzeitigen Windkraftanlagen auf dem Schanzberg in Oberseifersdorf. Die drei neuen sollen drei Mal so hoch sein.
Die vier derzeitigen Windkraftanlagen auf dem Schanzberg in Oberseifersdorf. Die drei neuen sollen drei Mal so hoch sein. © Matthias Weber/photoweber.de

Nirgendwo werden die Windräder derzeit so heiß diskutiert wie in Mittelherwigsdorf. Der Grund: Der Gemeinde liegen gleich zwei Anträge auf den Ausbau der Windparks am Schanzberg in Oberseifersdorf sowie hinter der Miku Agrarprodukte GmbH auf Eckartsberger Flur vor. Beide Betreiberfirmen wollen die bestehenden Anlagen durch wesentliche größere ersetzen. Gute Chancen dazu gibt es aktuell aber nur beim Windpark auf Eckartsberger Flur, denn er wird auch künftig als sogenanntes Vorranggebiet offiziell im neuen Regionalplan aufgelistet sein. Und nur dort, hat die Windkraft künftig Vorrang.

Insgesamt vier solcher Vorrang-Flächen soll es künftig zwischen Löbau und Zittau geben: Neben dem benannten in Oberseifersdorf sind das die ebenfalls bereits bestehenden Gebiete in Leuba und Bernstadt. Hinzu kommt - gänzlich neu - eine Fläche in Schlegel. Was dazu genau vorgesehen ist, hier in der Übersicht:

Mittelherwigsdorf: Ein oder zwei Windparks?

Mittelherwigsdorf ist mittendrin in der Diskussion: Am Montagabend stellte die Firma Enercon ihre Repoweringpläne für den - offiziell als Vorranggebiet anerkannten - Windpark Oberseifersdorf/Eckartsberg dem Gemeinderat vor und bekam kritische Fragen gestellt. Was macht die Firma, um im Ort mehr Akzeptanz  zu erhalten, hieß es unter anderem. Die Vertreter von Enercon verwiesen darauf, dass das Unternehmen von 2013 bis 2019 an die Gemeinde reichlich 264.500 Euro an Steuern gezahlt hat. Enercon ist zudem bereit, sich im Ort zehn Jahre lang mit jährlich 15.000 Euro für soziale Belange zu engagieren.

Die Repoweringpläne der Firma sehen vor, die bestehenden acht Anlagen durch drei neue zu ersetzen. Die könnten reichlich doppelt so viel Leistung bringen und 10.300 Haushalte mit Strom beliefern. Laut Enercon werden Schall-Immission und Schattenbildung durch die höheren Anlagen künftig sogar geringer als bisher sein. Mit 160 Metern Narben- und 230 Meter Gesamthöhe sind die neuen Anlagen etwa doppelt so hoch, als die bisherigen.

Über die Zukunft vier bestehenden Windräder am Schanzberg in Oberseifersdorf - die nicht offiziell als Vorranggebiet gelten - wird auf der Juni-Gemeinderatssitzung entschieden. Seit über 20 Jahren stehen sie dort. Geht es nach den Betreibern, kommen die vier etwa 60 Meter hohen Windräder weg und dafür drei neue auf den Berg. Die wären mit einer Gesamthöhe von 200 Metern mehr als drei Mal so hoch. Noch gilt für diesen Windpark nur ein Bestandsschutz. Stimmt die Gemeinde einer Erweiterung auf dem Schanzberg zu, müsste sie in den Regionalplan aufgenommen werden und die Fläche wäre dauerhaft als Windparkfläche vorgesehen.

Bernstadt: Klare Regeln von Stadt

Das Windfeld von Bernstadt erstreckt sich - vom Ortskern aus in Richtung Herrnhut gesehen - links an der S128. Sechs Windräder drehen sich hier, die zu den Altanlagen zählen, weil sie bereits  1997, 1998 und 2006 gebaut wurden. Die Fortschreibung des Regionalplanes bestätigt diesen Standort, ändert aber nicht viel: Bernstadt hat bereits 2002 in einem Bebauungsplan sehr genau vorgeschrieben, was auf dieser Fläche gebaut werden darf. "Was hier künftig möglich ist, wäre der Ersatz der bestehenden durch neue Anlagen an gleicher Stelle - aber auch das nur nach den Vorgaben der Stadt", erklärt Regionalplaner Jörg Weichler. Dass die Größe der Vorrangfläche dennoch von 80 auf 91 Hektar angewachsen ist, hat mit neuen Abstandsregelungen zu tun - mehr Platz für Anlagen entsteht dadurch nicht. Bernstadt sieht deshalb mit Blick auf dieses Windfeld keine Diskussionspunkte. Auch auf der Tagesordnung des Stadtrates ist dieses Thema bislang noch nicht, bestätigt auch Bauamtsleiter Marko Fröhlich.

Leuba: Kampf um verlässlichen Plan

So einen Bebauungsplan, der alles zum Thema Windenergie genau regelt, den hätte Ostritz auch gern. Der erste Versuch in dieser Richtung scheiterte aber vor Gericht. Nun arbeitet die Stadt aktuell an einer neuen Variante, die eng mit dem Regionalen Planungsverband abgesprochen ist, bestätigte die Ostritzer Verwaltungsleiterin Manuela Aedtner. Schließlich wäre es fatal, wenn sich das am Ende widersprechen würde. Das Areal ist etwas größer geworden - 121 Hektar - allerdings liegen nun drei der derzeit bestehenden Windräder außerhalb der Fläche, die sich nun ein Stück weiter nach Süden zieht und etwas von Leuba abrückt. Sieben Anlagen sollen am Ende hier maximal stehen können: "Zwei neue sind bereits in Planung und zwei weitere könnten auf der Fläche noch errichtet werden", skizziert Regionalplaner Weichler die Lage. Alle Windräder außerhalb des Vorranggebietes hätten Bestandsschutz, müssten nach Ende der Nutzung aber zurückgebaut werden.

Schlegel: Neubau nur bei Abriss in Dittelsdorf

Ein einzelnes Windrad steht bis jetzt in Schlegel - nun könnten es mehr werden. Der Regionale Planungsverband hat in seinem neuen Entwurf für Schlegel eine 32 Hektar große Fläche vorgesehen, auf der drei Räder entstehen könnten - das bisher vorhandene befindet sich nicht auf diesem Terrain. Allerdings sind diese neuen Räder an Bedingungen geknüpft, erklärt Regionalplaner Jörg Weichler: "Dort können nur neue Anlagen errichtet werden, wenn gleichzeitig im selben Umfang Anlagen in Dittelsdorf zurückgebaut werden." In Dittelsdorf stehen aktuell fünf Windkraftanlagen. Auf 35 Hektar war dort in der alten und derzeit noch geltenden Version des Regionalplanes eine Vorrangfläche eingezeichnet, die so nun nicht mehr ausgewiesen wird. Die Stadt Zittau wollte sich öffentlich zu diesen Plänen auf Anfrage noch nicht äußern - man habe noch Zeit für eine Stellungnahme und sei im Prozess.

Was wird aus Windrädern außerhalb der Gebiete?

Heißt das nun aber, dass außerhalb dieser vier definierten Gebiete nirgendwo mehr Windanlagen stehen dürfen? "Nein, die derzeit vorhandenen Anlagen haben Bestandsschutz, dürfen weiterlaufen, jedoch nicht ersetzt oder erneuert werden", erklärt Regionalplaner Weichler. Und so werden sich - abgesehen von den 19 Windkraftanlagen, die sich innerhalb der vier Vorranggebiete drehen - noch eine Menge weiterer Rotoren in der Region weiterdrehen.

Insgesamt 50 Windräder stehen aktuell über die Gemeindegebiete und Ortsteile von Löbau (6), Zittau (5), Mittelherwigsdorf (13), Ostritz (7), Bernstadt (8), Herrnhut (4), Leutersdorf (6) und Lawalde (1) verteilt. Entstanden sind sie zum Teil schon in Zeiten, in denen der Bau solcher Anlagen eben noch nicht zentral gesteuert wurde. Andere Standorte werden ihren Status als Vorranggebiet für die Windkraft verlieren und haben somit keine Zukunft: Die drei Räder in Laucha bei Kittlitz zum Beispiel. So wie bei ihnen sind inzwischen die Abstände zur Wohnbebauung nach den nun geltenden Maßstäben nicht mehr ausreichend. Damit gibt es für sie keine Zukunft.

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