Riesa. Es ist ein Thema, bei dem jeder mitreden kann und will - und an dem sich die Geister scheiden: Ist Riesa nun eine grüne Stadt, oder eine graue? Die Frage ist ein Politikum, erst recht in Zeiten des Klimawandels, in denen Bäume in der Stadt wichtige Funktionen erfüllen.
Die Mitarbeiterinnen des Stadtmuseums überlassen die Suche nach der Antwort den Besuchern - und lassen die Bilder für sich sprechen. Direkt am Eingang zur neuen Sonderausstellung "Im grünen Bereich" laufen Drohnenaufnahmen aus dem vergangenen Sommer in Dauerschleife: Puschkinplatz, Stadtpark, Elbufer, Alleen, die sich wie ein Band durch die Stadt ziehen.
Blumenerde ist im Museum tabu
Anlass für die Veranstaltung ist ein Jubiläum: 150 Jahre wird der Stadtpark in Riesa dieses Jahr alt. Im Museum haben sie das zum Anlass genommen, eine komplette Ausstellung zu Riesas grünen Oasen zu erarbeiten; zu Parks, Gärtnereien, dem Klostergarten.
Und natürlich zu den Kleingärten. Das Bildmaterial, das nach einem Aufruf des Museums dort eingegangen war, hätte wohl schon alleine eine komplette Ausstellung füllen können, deutet Museumschefin Anja Hirschberg an.
Eine Hürde, an die der Laie dabei überhaupt nicht denkt: Wie gestaltet man eine solche Schau ansprechend, ohne echte Pflanzen zu verwenden? Denn Blumenerde ist im Ausstellungsbereich tabu, erklärt Anja Hirschberg. Aus konservatorischen Zwecken. Stattdessen wurde auf Kunstgrün und andere Dekorationen ausgewichen. Außerdem liegt es wohl in der Natur der Sache, dass es bei diesem Thema wenig Ausstellungsstücke im eigentlichen Sinn zu sehen gibt. Viele Informationen übertragen sich eher über Bilder und den zugehörigen Text.
Ist Riesa nun grau oder grün?
Eintönig wird die Ausstellung trotzdem nicht, weil die Informationen abwechslungsreich präsentiert sind. Da hängen Lehrpläne aus dem Schulgarten-Unterricht, wachsen Fotos wie Pflanzen aus Blumentöpfen, zeigen getrocknete Pflanzen, was im Stadtpark wächst. In einem Wohnzimmer läuft die DDR-Sendung "Du und dein Garten".
Die Abbildungen reichen von Gemälden und Kupferstichen bis hin zu Pressefotos und privaten Schnappschüssen. Und Gießkannen, die in der Ausstellung verteilt sind, verraten Überraschendes zur Gegenwart der Grünanlagen, das nicht jeder weiß. Etwa, dass sich die Kosten für den Unterhalt der Grünflächen binnen 20 Jahren drastisch erhöht haben - von rund 608.000 Euro auf mehr als 928.000 Euro.
Wie das alles bei den Besuchern ankommen wird und welche Erinnerungen sie selbst mit dem Stadtgrün verbinden - das wird sich am Ende auch in der Ausstellung zeigen: Wer möchte, kann seine Eindrücke zu Papier bringen und als Blätter an einem dafür vorgesehenen "Baum" anheften. Bis zum Ausstellungsende am 28. Juni 2024 ist dafür Gelegenheit. Und vielleicht ergibt sich dann auch ein Meinungsbild, ob Riesa nun grau oder grün ist.
- Zur Sonderausstellung gibt es auch ein umfangreiches Begleitprogramm. Nächster Termin ist eine naturkundliche Führung mit dem Naturschutzbeauftragten Klaus Dünnebier am 12. Mai. Details gibt es auf der Internetseite des Museums.