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27. Januar 2024: So gedenkt Sachsen der Opfer des Nationalsozialismus

Am 27. Januar wird in vielen sächsischen Städten der Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Ein Überblick, wann was wo geplant ist.

Von Tobias Winzer
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Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker legte vor zwei Jahren am Mahnmal am Klieneberger Platz Blumen nieder.
Zittaus Oberbürgermeister Thomas Zenker legte vor zwei Jahren am Mahnmal am Klieneberger Platz Blumen nieder. © Matthias Weber/photoweber.de

Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Seit 1996 steht der 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Nach den Enthüllungen rund um das Potsdamer Geheimtreffen und den bundes- und sachsenweiten Massendemonstrationen gegen Rechtsextremismus und die AfD steht der Gedenktag in diesem Jahr besonders im Fokus. Sächsische.de mit einem Überblick, was in den größten sächsischen Städten wann und wo geplant ist.

Dresden: Gedenkrundgang in der Innenstadt

Los geht es 13 Uhr auf dem Neumarkt mit einem Gedenkrundgang mit Redebeiträgen unter anderem von Jüdischer Kultusgemeinde, Bündnis gegen Antisemitismus in Dresden und Ostsachsen sowie Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein. Ziel ist der Bahnhof Neustadt. Im ehemaligen Richthof der Gedenkstätte Münchner Platz findet 18 Uhr die Feierstunde der Landeshauptstadt Dresden zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt - unter anderem mit einer Rede von Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP). Anschließend ist ein Gespräch zur Erinnerung an die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma im Nationalsozialismus geplant mit Dotschy Reinhardt, Mitglied des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.

Chemnitz: Konzert im Opernhaus

10 Uhr findet am Mahnmal im Park der Opfer des Faschismus die diesjährige Gedenkveranstaltung statt. Oberbürgermeister Sven Schulze (SPD), weitere Vertreter der Stadt Chemnitz sowie Vertreter der Stadtratsfraktion gehen vom Rondell vor dem Georgius-Agricola-Gymnasium Chemnitz zum Mahnmal und legen Kränze nieder. Schulze und Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, werden Gedenkreden halten. Kulturell und musikalisch umrahmt wird die Veranstaltung von Schülerinnen des Georgius -Agricola-Gymnasiums, einer Studentin und zwei Auszubildenden von VW Chemnitz sowie von einem Trompetentrio der Städtischen Musikschule Chemnitz.

Im Opernhaus Chemnitz folgt 11 Uhr ein kostenloses Konzert. Mit "Seiltänzerin ohne Netz" laden die Dresdner Musikerinnen des Ensembles Youkalí in die humorvolle wie tiefgründige Poesie der jüdischen Lyrikerin Mascha Kaléko ein.

Leipzig: Ausstellungseröffnung über Anne Frank

Am Querbahnsteig (Ostseite) des Leipziger Hauptbahnhofs eröffnet Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Linke), Kulturbürgermeisterin, um 14 Uhr die Ausstellung "Gegen das Vergessen". Diese zeigt 140 großflächige Porträts von Überlebenden der NS-Verfolgung, die der Fotograf und Filmemacher Luigi Toscano seit 2014 aufgenommen hat.

Um 15 Uhr beginnt die zentrale Gedenkveranstaltung der Stadt Leipzig am Denkmal für die Opfer des "Massakers von Abtnaundorf". Oberbürgermeister Burkhard Jung hält die Gedenkrede, außerdem kommen John Crosby, US-Generalkonsul in Leipzig, sowie Susanne Siegert, Social-Media-Aktivistin für Gedenk- und Erinnerungskultur, zu Wort.

Im Neuen Rathaus, Untere Wandelhalle, schließt sich um 16.30 Uhr die Eröffnung der Ausstellung "Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte" durch Oberbürgermeister Jung an. Große Bildwände erzählen vom Leben des jüdischen Mädchens Anne Frank und ihrer Zeit – von der glücklichen Kindheit bis hin zu den schrecklichen letzten Monaten in den Lagern Westerbork, Auschwitz und Bergen-Belsen.

Freital: Gedenkrede kurzfristig abgesagt

In Freital sorgte eine geplante Rede zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar für politische Diskussionen. Die Rede dazu kommt eigentlich jedes Jahr von einer anderen Stadtratsfraktion - dieses Jahr war die AfD an der Reihe. Doch einen Tag vor der Rede sagte Oberbürgermeister Uwe Rumberg (Konservative Mitte) die Gedenkveranstaltung ab. Mehr dazu im Artikel:

Görlitz: Gedenken am Wilhelmsplatz

Um 11 Uhr findet die zentrale Gedenkveranstaltung am Mahnmal auf dem Wilhelmsplatz statt. Die Gedenkansprachen halten Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) und Frank Seibel, Leiter des Kulturforums Görlitzer Synagoge. Die musikalische Umrahmung gestaltet das Görlitzer Bläserquartett.

Bautzen: Demo auf dem Hauptmarkt

Am Gedenkstein für die Opfer des KZ-Außenlagers Groß Rosen (Neusche Promenade/Eingang Alstom-Werk) findet ab 11 Uhr eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung statt. Umrahmt wird die Veranstaltung von Mitgliedern des Jugendblasorchesters Bautzen, sowie durch Redebeiträge.

Unter anderem der DGB ruft von 14 bis 16 Uhr zu einer Demo "Gemeinsam gegen Rechtsextremismus" auf dem Hauptmarkt auf. "Wir stellen uns den rassistischen und demokratiefeindlichen Bestrebungen entschlossen entgegen und rufen die Menschen dazu auf, sich an den Demonstrationen in Sachsen zu beteiligen", heißt es. Als Redner kommt unter anderem Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU). Daneben sind am Wochenende auch Demos in weiteren sächsischen Städten geplant. Hier gibt es die Übersicht.

Zittau: Foto-Ausstellung ehemaliger jüdischer Gemeinden

Zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus wird Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) um 14 Uhr am Denkmal auf dem Klienebergerplatz gemeinsam mit Stadträten einen Kranz niederlegen. Bereits ab 25. Januar ist im Rathaus Zittau die Ausstellung "Unsichtbare Synagogen" des Künstlers Štepán Bartoš, zu sehen, die kunstvoll bearbeitete Fotografien von Orten in Tschechien zeigt, an denen einst Synagogen standen.

Meißen: Lieder auf Jiddisch am Markt

Um 13 Uhr gibt es zunächst am Denkmal Kerstingstraße die offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt Meißen. 14 Uhr folgt in der Nikolaikirche eine Andacht der Kirchgemeinde St. Afra. Am Markt 10 gibt es ab 19.30 Uhr außerdem Lieder auf Jiddisch zu hören. Sänger Olaf Ruhl stammt aus dem Rheinland, ist christlich erzogen und aufgewachsen, aber mit dem Bewusstsein, eine jüdische Urgroßmutter gehabt zu haben. Seit 2007 tritt er mit seinem Programm "Singt ojf Jiddisch! – Jiddische Lieder & Geschichten" auf. Der Verein Buntes Meißen ist der Veranstalter.

Döbeln: Tagebuch der Anne Frank im Theater

Am Holocaust-Gedenktag gibt es im Döbelner TiB des Mittelsächsischen Theaters eine außergewöhnliche Premiere: "Das Tagebuch der Anne Frank" als Musiktheater für eine Sängerin und Klavier von Grigori Frid. Von 13 bis 16 Uhr startet am Café Courage, Bahnhofstraße 56, der Stadtrundgang "Niemand kam zurück – Jüdisches Leben in Döbeln" der AG Geschichte des Treibhaus-Vereins. Außerdem findet 14 Uhr eine Kundgebung gegen Rechtsextremismus statt, die auf die Initiative von Marika Tändler-Walenta, Landtagsabgeordnete der Linken, zurückgeht. "Wir hatten mit der Initiative ‚Zusammen gegen rechts‘ Kontakt", sagte sie. "Wir rufen alle Parteien, die Zivilgesellschaft und die Kirchen auf, sich an der Kundgebung zu beteiligen. Wir reden im Jahr 2024 über Deportationslisten. Bei den Menschen steigt die Angst und viele wollen damit nicht allein sein. Und auf so einer Kundgebung ist man nicht allein." Dass die Kundgebung auf den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus fällt, hält Tändler-Walenta für angemessen. "Am Vormittag können die Gedenkveranstaltungen stattfinden und am Nachmittag setzen wir ein starkes gesellschaftliches Zeichen."

Hoyerswerda: Gedenken schon am 26. Januar

Aus Anlass des nationalen Gedenktages rufen die Stadt Hoyerswerda, der Stadtverband der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten und die RAA Hoyerswerda/ Ostsachsen zur Teilnahme an einer Gedenkveranstaltung. Um insbesondere Schülern die Möglichkeit der Teilnahme zu geben, wurde die Veranstaltung in diesem Jahr auf den Freitag, 26. Januar, vorverlegt. Den Auftakt bildet um 13 Uhr eine Veranstaltung im Martin-Luther-King-Haus, welche kulturell durch die Christliche Schule Johanneum gestaltet wird. Die Gedenkworte wird Diana Karbe, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung und Beauftragte für Sorbische Angelegenheiten der Stadt Hoyerswerda, sprechen. Anschließend wird es eine gemeinsame Krankniederlegung am benachbarten Ehrenhain geben.

Radebeul: Ausstellung zu Krankenmorden

Ab 14 Uhr findet ein stilles Gedenken auf dem Rosa-Luxemburg-Platz statt.

Anlässlich des Gedenktages haben sich Schüler der Oberschule Radebeul-Kötzschenbroda, unter Beteiligung der Anne-Frank-Schule Radebeul, mit der Thematik der nationalsozialistischen Krankenmorde beschäftigt. Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung präsentieren Schüler ihre Ergebnisse am 29. Januar um 17.00 Uhr in der Turnhalle der Oberschule Kötzschenbroda.

Zwickau: Kraniche falten und Konzert

In Zwickau laden das Theater Plauen-Zwickau, der Verein Altes Gasometer und das Zwickauer Demokratiebündnis unter dem Motto "Kraniche in Zwickau" zu einer Gedenkveranstaltung ein. Dabei werden ab 14 Uhr Kraniche gefaltet im Gewandhaus. Ab 15 Uhr gibt es das offizielles Gedenken vorm Rathaus im Beisein von Constance Arndt, Oberbürgermeisterin der Stadt Zwickau. 16 Uhr folgt eine Lesung im Gewandhaus mit Generalintendant Dirk Löschner und musikalischer Begleitung von Sebastian Undisz. Ab 19 Uhr gibt es das Konzert "Kein Bock Auf Nazis" im Alten Gasometer.

Aue: Kranzniederlegung am Ehrenmal

Um 11 Uhr findet am Ehrenmal unterhalb der Bockauer Straße eine kleine Feierstunde mit Kranzniederlegung statt.

Plauen: Gedenken am Hauptfriedhof

Auf dem Hauptfriedhof findet um 11 Uhr eine stille Kranzniederlegung in Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Oberbürgermeister Steffen Zenner (CDU) wird an der Gedenkstätte den Kranz niederlegen. Auch die Plauener Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, der Opfer der nationalsozialistischen Diktatur zu gedenken.

Mehrere Organisationen und Parteien haben außerdem ab 13 Uhr auf dem Plauener Altmarkt zu einer Kundgebung unter dem Motto "Zusammen gegen Rechts" aufgerufen, wie die Freie Presse berichtet. Anschließend soll es ein Friedensgebet in der Lutherkirche geben. Veranstalter der Kundgebung ist die Linksjugend und damit die Jugendorganisation der Linkspartei.