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Wer wird der neue Trainer bei Dynamo?

Nach der Entlassung von Markus Kauczinski favorisiert der Sportdirektor eine Interimslösung, erklärt er in einem Interview. Es gibt bereits einen Kandidaten.

Von Daniel Klein
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Nach seiner Beurlaubung verabschiedet sich Markus Kauczinski (l.) am Sonntagvormittag auf dem Parkplatz des Trainingszentrums von seinem Assistenten Ferydoon Zandi.
Nach seiner Beurlaubung verabschiedet sich Markus Kauczinski (l.) am Sonntagvormittag auf dem Parkplatz des Trainingszentrums von seinem Assistenten Ferydoon Zandi. © Foto: Lutz Hentschel

Dresden. Als Markus Kauczinski am Samstag eine Stunde nach dem Abpfiff in sein Auto steigt und nach Hause fährt, tagen seine Vorgesetzten wenige Meter entfernt in den Vip-Räumen des Rudolf-Harbig-Stadions. Es wird eifrig telefoniert und debattiert. Die Frage, ob Markus Kauczinski nach dem desaströsen 0:3 gegen den Halleschen FC weiter Trainer bei Dynamo bleiben soll, ist am Abend entschieden. Am Sonntagmorgen teilt Sportdirektor Ralf Becker die Entscheidung dem 51-Jährigen dann „in einem persönlichen Gespräch“ mit, wie es in einer Mitteilung des Vereins heißt, die um 9 Uhr verbreitet wird: Kauczinski ist „mit sofortiger Wirkung beurlaubt“.

Überraschend kommt die Nachricht nicht. Nach der Niederlage gegen den HFC rutscht Dynamo auf den vierten und damit einen Nichtaufstiegsplatz ab. Vier Spiele in Folge konnte die Mannschaft nicht gewinnen. „Bis Ende März haben wir gut gepunktet. Es fing an mit der unglücklichen Niederlage bei 1860 München, dann kam der Bruch“, erklärt Becker am Sonntag in einem MDR-Interview. Er spricht auch die Verletzungsmisere an und den Trainingsausfall durch die Corona-Fälle. „Wir haben aber immer gesagt, dass wir keine Ausreden zulassen. Denn trotzdem haben wir einen Kader beisammen, mit dem wir die Spiele so angehen können, dass wir sie gewinnen. Das haben wir zuletzt nicht mehr hinbekommen.“

Becker zögert bei der Vertragsverlängerung

Die Niederlage gegen den HFC hätte sogar noch höher ausfallen können, was Dynamo-Torhüter Kevin Broll verhindert. Dass Torschütze Antonios Papadopoulos beim ersten Treffer rund einen Meter im Abseits steht, interessiert nach der Partie kaum, weil der noch gegen den Abstieg kämpfende HFC, der in diesem Jahr kein Auswärtsspiel gewonnen hatte, in nahezu allen Belangen besser ist. Nur Kauczinski wütet nach dem Abseitstor an der Seitenlinie, weil er wohl ahnt, dass nach einer weiteren Pleite für ihn Schluss sein würde.

Die Reaktionen der Spieler nach dem Schlusspfiff vermitteln nicht den Eindruck, dass sie noch volles Vertrauen in die Arbeit ihres Trainers haben. „So geht es einfach nicht weiter. Was wir hier treiben in den vergangenen sieben Spielen – das ist einfach nur bodenlos. Das ist einfach nicht Dynamo Dresden“, poltert Broll, ohne Kauczinski persönlich anzugreifen.

Der Sportdirektor schien schon länger nicht mehr von seinem wichtigsten Angestellten überzeugt gewesen zu sein. Auf eine Verlängerung des zum Saisonende auslaufenden Trainer-Vertrages verzichtete er. Man wolle das nach der Saison und nach dem Aufstieg regeln, hieß es immer wieder. Das klang nicht wie ein Vertrauensbeweis – und das bekam natürlich auch die Mannschaft mit. Dass nach der Saison auf jeden Fall ein neuer Trainer verpflichtet wird, schien beschlossene Sache zu sein. Nur kommuniziert wurde das nicht. Nach der Niederlage gegen Unterhaching hatte Becker eine Interviewanfrage der SZ abgelehnt. Womöglich wollte er keine Treueschwüre mehr abgeben.

Alexander Schmidt war bis Februar Trainer bei Drittliga-Konkurrent Türkgücü München.
Alexander Schmidt war bis Februar Trainer bei Drittliga-Konkurrent Türkgücü München. © Foto: Fotostand

Nun geriet auch noch das große Ziel, die Rückkehr in die 2. Bundesliga, in Gefahr. Der Aufstieg wäre vor allem aus wirtschaftlicher Sicht enorm wichtig – gerade in Corona-Zeiten mit leeren Rängen und schwindenden Einnahmen. „Es sind für uns jetzt noch sechs Spiele, in denen wir unbedingt unser Ziel, den Zweitliga-Aufstieg, erreichen wollen“, so Becker. Vor der Saison hatte er im Zusammenhang mit dem Aufstieg stets von einem Zwei-Jahres-Plan gesprochen. Davon ist nun keine Rede mehr, was angesichts des zwischenzeitlich komfortablen Vorsprungs in der Tabelle verständlich ist, andererseits aber zum Bruch zwischen Becker und Kauczinski geführt haben könnte.

„Wir wollten in der wichtigsten Phase der Saison noch mal einen neuen Impuls setzen, um unser Ziel zu erreichen“, wird Becker zitiert. Damit ist klar, dass die beiden Co-Trainer Heiko Scholz und Ferydoon Zandi nur das Auslaufen am Sonntagvormittag geleitet haben. Beim nächsten Spiel, der Nachholpartie am Mittwoch gegen den MSV Duisburg, wird bereits ein Nachfolger auf der Bank sitzen. Und das wird nach SZ-Informationen Alexander Schmidt sein, zumindest ist der 52-Jährige ein Kandidat. Der gebürtige Augsburger war bis zum Februar Trainer bei Türkgücü München. Becker und Schmidt kennen sich aus den Jahren 2015 und 2016, als beide beim VfB Stuttgart arbeiteten – Becker als Chefscout und Schmidt als Scout. „Der neue Trainer muss die Liga gut kennen, zur Verfügung stehen und bereit sein, die Aufgabe für die vier Wochen anzugehen“, umreißt Becker das Anforderungsprofil. Alles trifft auf Schmidt zu. Um die Einheiten bei Dynamo leiten zu können, fehlt nur noch ein negativer PCR-Test. Der sollte aber am Montag vorliegen.

Ist der Nachfolger schon die Dauerlösung?

Becker deutet damit auch an, dass Schmidt womöglich nicht als Dauerlösung verpflichtet wird. Für den Fall, dass die Schwarz-Gelben tatsächlich noch den Aufstieg verspielen, wäre das ein denkbar schlechter Start für den Neuen. Und die Ausgangslage ist gar nicht so schlimm, wie es scheint: Gewinnt die Mannschaft die beiden Nachholspiele gegen Duisburg und Uerdingen, steht sie am Samstag wieder an der Tabellenspitze.

Scheitert Schmidt jedoch, käme im Sommer auch eine andere Lösung infrage: Tim Walter. Den 45-Jährigen kennt Becker ebenfalls bestens. 2018 holte er Walter zu Holstein Kiel, es war quasi sein Abschiedsgeschenk, der Sportdirektor ging unmittelbar danach zum Hamburger SV, Walter ein Jahr später zum VfB Stuttgart, wo er im Dezember 2019 entlassen wurde. In Dresden könnten beide nun zusammenarbeiten.

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