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Anfangs etwas eigene Analyse nach dem Dynamo-Sieg

Dynamo liegt gegen den VfL Osnabrück zur Pause 0:2 hinten, doch der Trainer sagt nach dem 3:2-Erfolg, dass seine Mannschaft 90 Minuten lang guten Fußball gespielt hat.

Von Daniel Klein
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Große Erleichterung: Trainer Markus Anfang schreit die Freude heraus.
Große Erleichterung: Trainer Markus Anfang schreit die Freude heraus. © dpa/Robert Michael

Dresden. Die Botschaft, die von diesem Heimsieg ausgehen soll, unterstrich Markus Anfang mit Nachdruck. Dazu korrigierte Dynamos Trainer auf der Pressekonferenz selbst die Analyse seinen Kollegen Tobias Schweinsteiger. „Ich habe das Spiel komplett anders gesehen“, erklärte Anfang, um dann seine Sicht zu präsentieren: „Wir haben richtig guten Fußball gespielt und die Partie komplett beherrscht.“ Also über 90 Minuten, dabei lagen die Dresdner zur Halbzeit mit 0:2 hinten.

Die Vehemenz, mit der Anfang seine Mannschaft lobte – und damit natürlich auch ein Stück weit sich selbst –, fiel auf nach dem 3:2-Heimerfolg gegen den VfL Osnabrück. Man könnte die 90 Minuten nämlich auch ein bisschen anders interpretieren. Zwei Gesichter hat Dynamo nicht gezeigt, da liegt der Cheftrainer absolut richtig, doch die erste Hälfte warf zumindest Fragen auf.

Ahmet Arslan, der mit seinem Anschlusstreffer kurz nach der Pause die Wende einleitete, erklärte, dass sie es versäumt hätten, in der ersten Halbzeit die Tore zu machen. Die Aussage verwunderte, schließlich hatten er und seine Nebenleute bis dahin kein einziges Mal gefährlich aufs VfL-Tor geschossen. Zwar dominierte die Dynamo-Elf auch vor der Pause die Partie und zeigte durchaus gute Ansätze, doch dabei blieb es. Viele einfache technische Fehler verhinderten, dass sich die Mannschaft Chancen erarbeitete.

Und hinten leistete sie sich einen Aussetzer und einen groben Fehler. Eine harmlose Flanke aus dem Halbfeld köpfte Michael Akoto zum eigenen Torhüter zurück, erwischte Stefan Drljaca jedoch auf dem falschen Fuß. Der rutschte aus, der Ball landete im Netz. „Das war natürlich unglücklich. Ich versuche, es schön zu lösen, beim nächsten Mal köpfe ich den Ball besser ins Aus“, erklärte Akoto, der angesichts der geglückten Aufholjagd über das Missgeschick lachen konnte.

Beim 0:2 genoss Robert Tesche nach einem Freistoß im Dresdner Strafraum viele Freiheiten, er wurde bei seinem Kopfballtreffer überhaupt nicht bedrängt. Das hatte aus Dresdner Sicht nichts mit Pech zu tun, sondern war ein klarer Abstimmungsfehler. Die 21.762 Zuschauer – deutlich weniger als beim Frauenländerspiel am Freitagabend an gleicher Stelle – verabschiedeten die Mannschaft mit lauten Pfiffen in die Kabine. Das wiederum, berichtete Anfang später, habe bei ihm „ein paar Fragezeichen“ aufgeworfen, „weil ich fand, dass wir nicht schlechten Fußball gespielt haben. Ganz im Gegenteil.“

Technisch ganz fein: Dynamo-Verteidiger Claudio Kammerknecht (l.) erzielt den 3:2-Siegtreffer gegen Osnabrück mit der Hacke.
Technisch ganz fein: Dynamo-Verteidiger Claudio Kammerknecht (l.) erzielt den 3:2-Siegtreffer gegen Osnabrück mit der Hacke. © dpa/Robert Michael

Wichtig war dem Trainer auch zu betonen, dass man nach der Pause taktisch nichts geändert habe. „Wir haben uns nicht aus dem Konzept bringen lassen. Mit dieser Moral ein 0:2 gegen eine Mannschaft zu drehen, die vergangene Woche noch 5:0 gewonnen hatte, ist ein bisschen ein Ausrufezeichen von den Jungs.“ Geändert wurde bereits vor dem Anpfiff etwas. „Der Trainer hatte zu uns unter der Woche gesagt: Männer, wir wollen wieder Fußball spielen und zeigen, was uns ausmacht“, berichtete Akoto. Dazu kehrte die Mannschaft zur Vierer-Abwehrkette zurück.

Es war bereits die zweite Anpassung in der noch jungen Saison. Nach den vielen Gegentoren und den Niederlagen zu Beginn wurde der Fokus auf die Defensive gelegt, was sich – gemessen an den Ergebnissen – auszahlte. Nun also sollte das Spielerische wieder in den Vordergrund treten. Diese erneute Umstellung wollte Anfang unbedingt als Erfolg verkaufen, damit nicht gleich wieder Zweifel aufkommen am System.

Doch so stabil, wie es die Beteiligten in Schwarz-Gelb am Sonntagnachmittag beschrieben haben, ist das Gefüge offenbar nicht. Noch nicht. Der Trainer wie auch Sportdirektor Ralf Becker mahnten zuletzt immer zur Geduld, man stecke mitten in einem Prozess. Doch wenn nach dem ernüchternden 1:1 in Bayreuth auch das Heimspiel gegen Osnabrück verloren gegangen wäre, hätte man es mit dem Geduld-Appell schwer gehabt – vor allem mit dem Blick auf die Tabelle.

Nach dem Sieg ist Dynamo nun bis auf drei Punkte herangerückt an einen direkten Aufstiegsplatz. Ermöglicht hatte dies ein Doppelpack kurz nach der Pause. Nach einer Eingabe von Patrick Weihrauch drückte Arslan den Ball am zweiten Pfosten über die Linie. Nur drei Minuten später landete ein Kopfball von Stefan Kutschke an der Latte, den zweiten Versuch hämmerte Paul Will in die Maschen. Und schließlich veredelte Claudio Kammerknecht, der als Innenverteidiger nicht vorrangig für technische Kabinettstücke bezahlt wird, eine Eingabe mit der Hacke zum umjubelten 3:2-Siegtreffer. Damit bleibt Dynamo im sechsten Spiel in Folge unbesiegt.

„Heute haben alle mitgezogen und dran geglaubt. Wir waren alle überzeugt“, erklärte Arslan in den Katakomben des Harbig-Stadions. Und in den Spielen davor?