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Was Dynamo nach den Bayreuth-Krawallen tun will

Der Worte seien genug gewechselt, jetzt müssen auch Taten folgen, sagt Dynamos Geschäftsführer Jürgen Wehlend. Doch konkrete Maßnahmen gibt es bisher nur wenige.

Von Timotheus Eimert
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Für Dynamos Geschäftsführer Jürgen Wehlend müssen nach den Randalen in Bayreuth ernsthafte Konsequenzen folgen. Konkret umgesetzt wird aber wenig.
Für Dynamos Geschäftsführer Jürgen Wehlend müssen nach den Randalen in Bayreuth ernsthafte Konsequenzen folgen. Konkret umgesetzt wird aber wenig. © dpa/Robert Michael

Dresden. Wenn beide Geschäftsführer gemeinsam auf einer extra einberufenen Pressekonferenz sprechen, die wegen der Bombenentschärfung in der Dresdner Friedrichstadt sogar noch von Donnerstag auf Freitag verlegt worden ist, scheint die Lage ernst zu sein bei Dynamo. Und nach den Randalen beim Auswärtsspiel des Fußball-Drittligisten in Bayreuth, bei denen unter anderem 14 Polizisten verletzt, ein Imbissstand überfallen und ein Zug verwüstet wurden, ist sie das auch. Zumindest machen das Jürgen Wehlend und Ralf Becker am Freitagnachmittag mit ihren Aussagen sehr deutlich.

„Es gibt keine Rechtfertigung und nachvollziehbare Erklärung für das, was dort passiert ist. Das wollen wir alle in keinem Fußballstadion sehen und auch an keinem anderen Ort“, sagte der kaufmännische Geschäftsführer Wehlend zu Beginn und entschuldigte sich bei allen Betroffenen. Gleichzeitig sagte er die Unterstützung von Dynamo zu – bei der Aufarbeitung der Geschehnisse und der Täterermittlung.

Auch finanziell wolle Dynamo helfen, „wenn es nötig ist“, erklärte Wehlend. „Wir haben als Verein alle Möglichkeiten dazu, aber es ist nicht immer nur das Geld“, sagte er und appellierte an die eigenen Anhänger. „Vielleicht ist es mal ein Signal zu sagen, dass wir nach Bayreuth fahren und den Imbissstand reparieren. Wir haben 25.000 Mitglieder. Da gibt es doch Installateure und Heizungstechniker. Vielleicht könnten wir da etwas tun. Das wäre ein Signal, was ich mir wünschen würde.“

Verein stoppt den freien Verkauf für Auswärtstickets

Insgesamt beläuft sich der Schaden derzeit auf mehr als 100.000 Euro. Wie Wehlend mitteilt, kommen zum zerstörten Imbissstand (20.000 Euro) und den gestohlenen Tageseinnahmen (bis zu 10.000 Euro) auch 50.000 Euro Schaden, die in dem Zug angerichtet worden sind. Außerdem erwartet Dynamo eine Strafe durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB), der aber nur die Geschehnisse im Stadion sanktionieren kann. „Über die Summe der zerstörten Toilettenanlagen hat uns die Stadt Bayreuth noch nicht informiert“, sagte der 56-Jährige, der beim Fehlverhalten einiger Fans von „blanker Anarchie“ sprach. Auch das könne noch hinzukommen.

Dynamo wolle unter anderem deshalb zukünftig hart gegen Randalierer vorgehen. „Der Worte sind genug gewechselt, jetzt müssen auch Taten folgen“, wurde Wehlend deutlich. Es klingt wie eine allerletzte Drohung an die aktive Fanszene. Die letzte Drohung hatte der Geschäftsführer schon im Juli nach den Vorfällen im Relegationsrückspiel gegen Kaiserslautern und dem Ligaspiel gegen Schalke 04 sowie der anschließenden Anhörung vor dem DFB-Sportgericht ausgesprochen.

Passiert, ist seitdem nicht viel. Und nun? Als erste Konsequenz hat der Verein den freien Verkauf für Auswärtstickets gestoppt. Das wurde schon vor der Pressekonferenz bekannt gegeben. Für die Partie bei Rot-Weiss Essen dürfen nur Vereinsmitglieder Karten erwerben. Dass der Verein danach weiter auf Auswärtsfans verzichtet, liegt laut Wehlend „absolut im Bereich des Möglichen“. Beraten werden soll dies bei einem Sondertreffen am Dienstag mit Vertretern der organisierten Fanszene.

Selbstverwaltung des K-Blocks könnte fallen

Dabei soll laut Wehlend auch die Selbstverwaltung des K-Blocks im heimischen Rudolf-Harbig-Stadion zur Sprache kommen. „Es gibt da keine Tabus“, meint der Geschäftsführer. Unter anderem ginge es dabei um Fan-Utensilien. Das Banner „Lügenpresse“, das regelmäßig links vom K-Block hängt, soll wie das in Bayreuth gezeigte Banner mit der Aufschrift „Kriminelles Leben Dynamo“ verschwinden. „Das ist ein absolutes No-Go“, sagte Wehlend. Außerdem soll darüber hinaus das Sicherheitskonzept im Stadion sowie die Arbeitskarten der aktiven Fanszene geprüft werden.

Das Banner wie dieses mit der Aufschrift "Lügenpresse" soll es zukünftig nicht mehr im Rudolf-Harbig-Stadion geben.
Das Banner wie dieses mit der Aufschrift "Lügenpresse" soll es zukünftig nicht mehr im Rudolf-Harbig-Stadion geben. © dpa/PA/Robert Michael

Die Ultras Dynamo selbst haben als erste Konsequenz alle Vorbereitungen für die Sonderzugfahrt zum 70-jährigen Vereinsjubiläum nach Saarbrücken eingestellt. Das Verhalten einiger Fans in Bayreuth bezeichneten sie in einem Facebook-Post als „dumm und asozial“.

In Zukunft werde ein solches Verhalten von den Ultras „nicht toleriert“. „Zerstörte Toiletten, Imbissbuden oder gar komplett zerlegte Zugabteile haben absolut nichts mit unserer Vorstellung von Fankultur bei der SG Dynamo Dresden zu tun“, schrieben sie, ließen aber offen, inwiefern sie oder Teile von ihnen in Bayreuth beteiligt gewesen sind.

Wehlend will Runden Tisch mit Fans und Politik

Wehlend betonte, dass niemand unter Generalverdacht steht. Vielmehr wolle er einen Runden Tisch mit Vertretern der aktiven Fanszene sowie aus Politik und Verein bilden. Und Sportchef Becker meinte: „Das waren keine Fans von Dynamo Dresden.“

Weitere konkrete Maßnahmen wurden am Freitag nicht verkündet. Dass der Verein neue Ballfangnetze, die vom Tribünendach bis zum Boden reichen, hinter beiden Toren installieren werde, ist bereits seit August bekannt. Finanziert wird das mit dem Teil der DFB-Strafgelder, die Dynamo für sicherheitstechnische oder gewaltpräventive Maßnahmen verwenden darf. Bei Dynamo waren das nach den Vorfällen gegen Schalke und Kaiserslautern 100.000 Euro.

Außerdem will sich der Verein dafür einsetzen, dass die analoge Kameratechnik im Stadion durch digitale ersetzt wird. Auch das ist schon lange im Gespräch.