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Dieser Stürmer ist Dynamos Lebensversicherung

Wenn Christoph Daferner trifft, gewinnen die Dresdner fast immer. Am Sonntag spielt er gegen seinen Ex-Verein Aue.

Von Daniel Klein
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Reichlich Grund zum jubeln hatte Christoph Daferner bisher. Acht Tore in der Liga und einen Treffer im Pokal erzielte er.
Reichlich Grund zum jubeln hatte Christoph Daferner bisher. Acht Tore in der Liga und einen Treffer im Pokal erzielte er. © dpa/Picture Alliance/Jan Woitas

Dresden. Es war ein sehenswerter Treffer, aber ein untypischer für Christoph Daferner. Außerhalb des Strafraums ist der Stürmer zwar sehr häufig als Balleroberer und Ballverteiler unterwegs, seine Tore schießt er jedoch bevorzugt innerhalb der Box. Gegen den Karlsruher SC versuchte er es 20 Minuten vor dem Ende ausnahmsweise mal aus 20 Metern, der Ball schlug zum 3:1 rechts unten ein. Unhaltbar.

Damit war das Spiel so gut wie entschieden. Für diese Einschätzung musste man das Duell nicht live gesehen haben, es genügte ein Blick in die schwarz-gelbe Statistik. Ein Tor von Daferner und trotzdem keinen Sieg für Dynamo – das gab es in dieser Saison bisher erst einmal, bei der 1:3-Niederlage in Regensburg. Sonst gilt: Dynamo gewinnt immer dann, wenn der Stürmer trifft. Auch hier gibt es lediglich eine Ausnahme, beim 3:1-Sieg bei Hansa Rostock ging der 23-Jährige leer aus.

Dass der Schwabe die mannschaftsinterne Torjägerliste mit seinen acht Zweitliga-Treffern mit gewaltigem Abstand anführt, überrascht deshalb nicht. Auf Platz zwei folgt Heinz Mörschel mit drei Toren. Natürlich kennt Daferner all diese Zahlen und vor allem die Abhängigkeiten, die dahinterstecken.

„Ich bin mir der Verantwortung schon bewusst, will mir da aber nicht zuviel Druck aufbauen“, erklärt er. „Das wäre kontraproduktiv. Ich muss locker bleiben, sonst verkrampfe ich. Bisher komme ich damit ganz gut klar.“ Mit seiner 50-Prozent-Quote, acht Treffer in 16 Spielen, ist er „grundsätzlich zufrieden. Man wünscht sich immer mehr, ich hatte auch ein paar weitere Chancen. Aber ich denke, ich bin auf einem guten Weg.“

Das ist zurückhaltend formuliert, schließlich deutet sich an, dass Daferner seine Ausbeute aus der vorigen Saison, als er mit zwölf Toren in der 3. Liga bester Dynamo-Schütze war, noch überbietet. Während es sein damaliger Sturmpartner Philipp Hosiner zuletzt nicht mal mehr in den Kader schaffte, macht er einfach weiter.

Sein Stammplatz geriet auch in der Phase nicht in Gefahr, als er fünf Spiele in Folge unter Ladehemmung litt und Dynamo stets verlor. „Das war keine schöne Zeit, ich leide brutal, wenn wir als Mannschaft keinen Erfolg haben“, sagt er und hat keine schlüssige Erklärung für die persönliche Flaute. „Ab und zu gibt es einfach Phasen, da trifft man, wie man will. Und dann gibt es Phasen, da weiß man nicht, warum der Ball nicht reingeht.“

In den letzten drei Partien musste er nicht grübeln. Und gegen den KSC meldete sich mit Ransford-Yeboah Königsdörffer noch dazu ein Doppel-Torschütze zurück, der fast die gesamte Hinrunde auf sein erstes Erfolgserlebnis warten musste. „Es ist natürlich positiv für uns, wenn die Treffer auf mehreren Schultern verteilt werden“, findet Daferner. Das nimmt auch den Druck von seinen eigenen.

In dem Jahr in Aue musste Daferner einiges einstecken. Trotzdem habe er dort viel gelernt, sagt er.
In dem Jahr in Aue musste Daferner einiges einstecken. Trotzdem habe er dort viel gelernt, sagt er. © Archiv: dpa/Picture Alliance/Robert Michael

Am Sonntag beim Sachsen-Derby steht trotzdem wieder Dynamos Lebensversicherung im Mittelpunkt, schließlich hat der Angreifer eine – wenn auch kurze – Aue-Vergangenheit. Vor seinem Wechsel nach Dresden, für den der Verein im Sommer 2020 geschätzte 150.000 Euro an den SC Freiburg überweisen musste, hatte ihn der FC Erzgebirge für eine Spielzeit vom Bundesligisten ausgeliehen, danach aber kein Interesse an einer Verpflichtung.

Bei seinem Veilchen-Gastspiel stand er lediglich dreimal in der Startelf, erzielte bei 21 Einsätzen ein Tor. „Ich bin keiner, der nachtritt, sondern selbstkritisch zurückblickt“, sagt Daferner zu dieser Saison. „Ich war damals noch nicht weit genug, sehr schüchtern und zurückhaltend. Nach und nach habe ich gelernt, wie das Geschäft läuft und mich immer besser zurechtgefunden. Es war ein Lehrjahr für mich, ich konnte da einiges mitnehmen.“

Auch die Erfahrung, kaum zu spielen, hätte ihn geprägt. „Ich schätze es jetzt umso mehr, dass ich fast immer auf dem Platz stehe“, sagt er. Kontakt zu Ex-Kollegen hat er kaum noch, mit dem heutigen Teamchef Marc Hensel sei er „gut klargekommen. Ich konnte mit ihm gute Gespräche führen“, betont Daferner.

Die Sympathie beruht auf Gegenseitigkeit. Hensel lobt den Stürmer als „fantastischen und fleißigen Fußballer mit großer Emphatie. Schade, dass Chris bei uns nicht eine faire Chance bekommen hat. Es ärgert mich sehr, dass er nicht für uns Tore schießt, sondern bei Dynamo.“

Auf Pfiffe muss sich der Angreifer bei seiner Rückkehr nicht einstellen, die Ränge bleiben leer. „Mit Zuschauern wäre es wahrscheinlich ein bisschen hitziger geworden. Trotzdem ist es ein Derby. Und in Aue zu spielen, ist nie leicht“, dagt er. Es wird also nicht einfach für ihn, die Torstatistik aufzuhübschen. Sieben seiner acht Tore erzielte Daferner im eigenen Stadion. Auch diese Zahl kennt er.