SZ + Dynamo
Merken

Sponsoren, Tickets, TV-Gelder - wie finanziert Dynamo seinen Millionen-Etat?

Knapp 26 Millionen Euro nimmt Dynamo Dresden pro Saison ein. Woher kommt das Geld? Ist es schwer, Sponsoren zu finden? Und welche Herausforderungen gibt es bei Vereinen in Sachsen?

Von Ulrich Wolf & Daniel Klein
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Geld ist im Profi-Fußball ein großes Thema - auch bei Dynamo. Doch aus welchen Quellen fließt eigentlich das Geld?
Geld ist im Profi-Fußball ein großes Thema - auch bei Dynamo. Doch aus welchen Quellen fließt eigentlich das Geld? © dpa/PA/Robert Michael

Dresden. Der eingetragene und gemeinnützige Verein wird im sächsischen Spitzensport zum Auslaufmodell. Die Volleyball-Frauen des Dresdner SC, die Handballer des HC Elbflorenz, die Titans-Basketballer, die Eishockey-Klubs aus Dresden, Weißwasser und Crimmitschau – sie alle haben ihre Profiabteilungen in Spielbetriebs-GmbH´s ausgegliedert. Das ist nur konsequent, schließlich geht es in diesen Ligen nicht allein um Tore und Punkte, sondern auch um Umsatzerlöse, Abschreibungen, Aktiva und Passiva. Vereine gleichen mittelständischen Firmen und werden auch so geführt.

Doch woher kommt das Geld, das vor allem in die Mannschaften investiert wird? Was sind die Einnahmequellen?

Leicht herausfinden lässt sich das bei Dynamo Dresden. Der Fußball-Drittligist veröffentlicht jährlich einen Geschäftsbericht. In der vorigen Saison nahmen die Schwarz-Gelben demnach insgesamt 25,8 Millionen Euro ein, der mit Abstand größte Posten entfällt mit 9,5 Millionen auf das Sponsoring, also den Verkauf von Werberechten.

Der wichtigste Geldgeber ist mit Trikotsponsor All-inkl.com ein IT-Unternehmen aus der Oberlausitz, das nach Informationen von Sächsische.de pro Saison rund eine Million Euro überweist. "Insgesamt haben wir mit 450 Partnern ein sehr breites Unterstütznetzwerk, das über die Jahre aufgebaut wurde", erklärt Stephan Zimmermann, seit Oktober Finanz-Geschäftsführer von Dynamo. "Darunter sind etliche Kleinstsponsoren, die sich zum Beispiel im Nachwuchs engagieren, weil es ihr Wunsch ist, ihren Herzensverein zu unterstützen."

© Graik: Gernot Grunwald

Um alle 450 kümmert sich Sportfive, den Vertrag mit der Vermarktungsagentur hatte der Verein zu einem Zeitpunkt abgeschlossen, als es ihm wirtschaftlich schlecht ging. Das ist nun anders, an diesem Modell soll sich vorerst trotzdem nichts ändern. "Unsere Sponsoren müssen betreut werden, hinzu kommt die Akquise neuer Partner", verdeutlicht Zimmermann. Um das in die eigene Hand zu nehmen, müsste Dynamo die Geschäftsstelle personell deutlich aufstocken.

Einige der längerfristigen Partner unterstützen den Verein ligenunabhängig mit der gleichen Summe. Das erhöht die Planungssicherheit, hat einen Vor- und einen Nachteil: Im Abstiegsfall bricht so weniger weg, im Aufstiegsfall kommt aber auch weniger hinzu. Ein Selbstläufer ist das Gewinnen neuer Sponsoren trotz der Popularität des Vereins jedoch nicht, verdeutlicht Zimmermann. Dresden ist mit den großen Werken von Globalfoundries, Infineon und Bosch ein Zentrum der Halbleiter-Industrie, doch die drei Firmen gehören nicht zum Kreis der Dynamo-Unterstützer.

"Diese Unternehmen haben ihre Stammsitze außerhalb von Sachsen, das ist in diesem Zusammenhang ein entscheidender Punkt", sagt Zimmermann, der sieben Jahre bei Globalfoundries gearbeitet hatte, einer US-Firma mit arabischen Investoren. Die unterstützt allerdings den HC Elbflorenz, Infineon die DSC-Frauen, die Titans und die Dresdner Eislöwen.

Neue Chip-Fabrik TSMC als neuer Großsponsor?

Hoffnung macht die Intel-Ansiedlung in Magdeburg, dort bahnen sich Kooperationen mit dem Handall-Erstligisten und dem Fußball-Zweitligisten an. In Dresden entsteht in den nächsten Jahren ein Werk des Chipherstellers TSMC aus Taiwan. "Wir sind bestrebt, mit den künftigen Ansiedlungen partnerschaftlich zu arbeiten", sagt Zimmermann, ohne den Namen TSMC konkret zu nennen.

Mit knapp sieben Millionen Euro der zweitgrößte Posten sind die Einnahmen aus den Heimspielen, bei Dynamo fallen darunter auch die Vip-Tickets. Mit im Schnitt 28.400 Zuschauern ist Dynamo der Krösus der Liga – und das mit weitem Abstand. Das trifft auch auf die aktuelle Zahl von knapp 28.000 Mitgliedern zu. Der im Geschäftsbericht unter "Sonstiges" mit 2,9 Millionen Euro aufgeführte drittgrößte Punkt wird vor allem mit den Mitgliedsbeiträgen gefüllt.

Im Vergleich dazu fallen die TV-Übertragungsrechte mit 1,1 Millionen Euro eher mager aus. Diese Summe bekommen alle Drittligisten, unabhängig vom sportlichen Abschneiden. "In der 2. Bundesliga liegt allein der Grundbetrag bei 7,5 Millionen Euro. Darum wollen die Vereine aus der 3. Liga unbedingt aufsteigen", erklärt Zimmermann.

Ebenfalls 1,1 Millionen Euro nahm Dynamo in der vergangenen Saison aus dem Fanshop-Verkauf ein. An der Merchandising GmbH ist der Verein mit 50 Prozent beteiligt und erhält einen festgeschriebenen Anteil an den Umsätzen. "Beim Merchandising sowie beim Sponsoring können wir mit den Spitzenteams der 2. Bundesliga mithalten", sagt Zimmermann. Das bestätigen auch die Zahlen aus dem soeben veröffentlichten Report der Deutschen Fußball-Liga (DFL) zur Saison 2022/23.

Stephan Zimmermann ist seit Oktober 2023 Finanz-Geschäftsführer von Dynamo Dresden.
Stephan Zimmermann ist seit Oktober 2023 Finanz-Geschäftsführer von Dynamo Dresden. © Jürgen Lösel

Große Steigerungspotenziale sieht der 36-Jährige "in den Bereichen, die wir bisher bespielen, kaum noch" und nennt als Beispiel das in dieser Spielzeit häufig im Heimbereich ausverkaufte Stadion sowie die Ticketpreise, die sich in der Spitzengruppe der 3. Liga bewegen. "Es ist eher die Frage, wo wir neue Bereiche als Einnahmequellen erschließen können – wie beim eFußball, wo wir am 1. Juli einsteigen." Zum ersten Sichtungsturnier lädt der Verein an diesem Sonntag ein.

Auch im Frauen-Fußball steigt Dynamo mit Beginn der neuen Saison ein, allerdings in der untersten Liga. "Borussia Dortmund ist da einen ähnlichen Weg gegangen. Dort sieht man, dass andere Sponsoren angesprochen werden als bei den Bundesliga-Männern."

Weitere Texte zum Thema: