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Wird bei Dynamo Dresden ein Pokalsieg zum Stimmungskiller?

Dynamo Dresden wollte in Plauen Selbstvertrauen tanken für das wichtige Spiel in Münster. Das ging schief. Trainer Markus Anfang zieht offenbar auch personell Konsequenzen.

Von Daniel Klein
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Erhöhten Redebedarf hatte Markus Anfang zu Beginn der Verlängerung, in der Pause verzichtete er dann auf eine Ansprache.
Erhöhten Redebedarf hatte Markus Anfang zu Beginn der Verlängerung, in der Pause verzichtete er dann auf eine Ansprache. © PICTURE POINT/Sven Sonntag

Dresden. Als gebürtiger Kölner kennt Trainer Markus Anfang natürlich Artikel 6 des Kölschen Grundgesetzes: Et hätt noch emmer joot jejange. Etwas frei kann man das so übersetzen: Wir wissen, es ist Murks, aber es wird schon gut gehen. Die Redewendung kommt einem unweigerlich in den Sinn nach dem Landespokal-Auftritt von Dynamo am Sonntag in Plauen, als der Drittligist beim Fünfligisten nur mit Mühe und etwas Glück im Elfmeterschießen eine Blamage abwenden konnte.

Es ist also noch mal gut gegangen. Die Art und Weise aber, die wirft Fragen auf – vor allem mit Blick auf das wichtige Drittligaspiel am Karsamstag bei Verfolger Preußen Münster. Der Ton, so ist zumindest der Eindruck, wird rauer. Auch bei Anfang, der deutlicher als bisher Kritik an der Mannschaft übt – und der Konsequenzen zieht.

Nach der öffentlichen Trainingseinheit am Donnerstag gab es einen Disput zwischen ihm und Stürmer Manuel Schäffler. Am Sonntag fehlte der 35-Jährige dann im Kader, obwohl der Trainer – wie er es formulierte – "ein bisschen durchrotiert" hatte. Unklar bleibt, ob es da einen Zusammenhang gibt. Ein weiteres Beispiel: Panagiotis Vlachodimos gehörte in diesem Jahr nur einmal zum Kader, fehlte auch in Plauen.

Markus Anfang: "Talent alleine reicht nicht"

Nach dem Zittersieg im Pokal zeigte sich Anfang enttäuscht, dass "der eine oder andere seine Chance nicht so genutzt hat" und wurde dann prinzipiell: "Es wird ja immer viel darüber gesprochen, dass wir den besten und teuersten Kader in der 3. Liga haben. Ich glaube auch, dass wir viel Talent in unserem Kader haben, aber Talent alleine reicht natürlich nicht, da gehört auch viel Arbeit dazu. Und Qualität hat man, wenn man es die gesamte Saison über abrufen kann."

Das schaffte Dynamo zuletzt nicht, in der vergangenen Spielzeit hakte es in der Hinrunde, nun gab die Mannschaft in der Rückrunde einen komfortablen Vorsprung aus der Hand. Verliert sie in Münster, könnte sie auf Rang vier und damit auf einen Nicht-Aufstiegsplatz abrutschen.

Der Auftritt in Plauen sollte Mut machen, vor allem angesichts der Auswärtsschwäche zuletzt. Kapitän Stefan Kutschke, der die Dresdner nach seiner Einwechslung ins Elfmeterschießen rettete, bezeichnete es als "Prüfstein für die nächsten Wochen: Da müssen wir ehrlich sein: Das war nicht gut."

Stefan Kutschke kritisiert: "Jeder sollte mal reflektieren"

Als Mutmacher kann der Auftritt so nicht herhalten. Und er könnte Münster und den folgenden Gegnern als Blaupause dienen, wie man Dynamo schlagen kann: Leidenschaftlich und kompakt verteidigen und vorne auf Fehler warten. Die kommen in regelmäßigen Abständen – so auch am Sonntag.

Der Plauener Johan Martynets dribbelte sich in der ersten Halbzeit der Verlängerung im Strafraum an Luca Herrmann, Tom Zimmerschied, Jakob Lewald und Kevin Ehlers und damit gleich vier Gegenspielern vorbei, bevor er zur Führung einschoss.

Kutschke mahnte erneut und fast mit den identischen Worten wie nach den Niederlagen in Aue und Halle: "Jeder sollte mal reflektieren: War das ausreichend oder nicht?" Für ihn stand fest, dass "wir wesentlich besser Fußballspielen können. Wir müssen als Team so klar sein, dass wir die letzten acht Wochen alles unterordnen." Mit alles ist das große Ziel Aufstieg gemeint, das er nach dem letzten Spiel der vergangenen Saison als Erster öffentlich so formuliert hatte.

Anfang verzichtet auf eine Ansprache in der Verlängerung

In der Halbzeitpause der Verlängerung war Anfang auf seiner Bank sitzengeblieben, verzichtete auf eine Ansprache. Dies wollte er aber nicht als Sprachlosigkeit gedeutet wissen ("Die Jungs wussten ja, was sie machen müssen."). Nach der Partie dauerte die Auswertung in der Kabine dafür umso länger, es bestand Redebedarf.

Ob er dabei auch Positives ansprach? "Wir haben uns nach dem Rückstand nicht aufgegeben", erklärte er in der Pressekonferenz. Das nahm auch Jakob Lemmer mit, der den letzten Elfmeter für Dynamo verwandelt hatte.

"Wir sind immer drangeblieben, haben an uns geglaubt", sagte er. "Zu wissen, dass wir eine Mannschaft bleiben – das kann uns helfen für die nächsten Spiele." Mitunter sind es ja Kleinigkeiten, an denen man sich aufrichten kann.