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Dynamos Kapitän für drei Spiele gesperrt

Sebastian Mai hat in Mannheim die Rote Karte gesehen. Jetzt sagt er im exklusiven Interview, wie es dazu kam. Und Kevin Ehlers muss ein Spiel zuschauen.

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Nach der Partie sind Dynamos Rotsünder Sebastian Mai (l.) und Kevin Ehlers bei Schiedsrichter Lukas Benen. Über die Platzverweise lässt sich jedoch nicht diskutieren, beide waren berechtigt.
Nach der Partie sind Dynamos Rotsünder Sebastian Mai (l.) und Kevin Ehlers bei Schiedsrichter Lukas Benen. Über die Platzverweise lässt sich jedoch nicht diskutieren, beide waren berechtigt. © Jan Huebner

Dresden. Die Strafe ist hart, ein milderes Urteil war aber kaum zu erwarten: Sebastian Mai wurde vom DFB-Sportgericht für drei Spiele gesperrt. Der Kapitän von Dynamo Dresden hatte am Dienstagabend bei der 0:1-Niederlage in Mannheim in der 65. Minute die Rote karte gesehen. Sein Tritt gegen Dominik Martinovic wurde als "Tätlichkeit gegen den Gegner nach einer zuvor an ihm begangenen sportwidrigen Handlung“ gewertet.

Es wird also berücksichtigt, dass der Mannheimer zuvor den Dresdner daran gehindert hatte, einen Freistoß schnell auszuführen.

Ebenfalls gesperrt wird Kevin Ehlers. Der 20 Jahre alte Verteidiger hatte in der Nachspielzeit mit einem Handspiel ein Tor verhindert und war von Schiedsrichter Lukas Benen ebenfalls zu Recht vom Platz gestellt worden. Den fälligen Elfmeter hatteRafael Garcia zum 1:0-Siegtreffer für die Gastgeber verwandelt.

Die Nacht nach diesem enttäuschenden Abend war kurz. Gegen halb vier morgens waren die Dynamo-Profis am Mittwoch zurück in Dresden, haben im Trainingszentrum gleich noch die ersten Maßnahmen zur Regeneration absolviert. Sebastian Mai war also gegen 6 Uhr zu Hause, hat etwa vier Stunden geschlafen, und das eher unruhig. War sein Tritt gegen Martinovic eine Kurzschlussreaktion? So sah es jedenfalls aus.

Sebastian Mai, wie bewerten Sie die Sperre?

Ich musste damit rechnen, dass es zwei bis drei Spiele werden. Natürlich hätte ich gerne weniger gehabt, aber das geht in Ordnung. Wir haben es so angenommen. Für mich heißt das, die drei Spiele abzusitzen und dann wieder alles zu geben, um gemeinsam mit der Mannschaft erfolgreich zu sein.

Wie geht es Ihnen nach diesem aufregenden Abend?

Ich bin ziemlich niedergeschlagen, es war für uns alle ein Abend zum Vergessen. Ein Spiel zu verlieren, kann passieren. Schlimmer ist es, dass wir auch noch zwei Innenverteidiger verloren haben - Kevin Ehlers zum Glück nur für ein Spiel.

Wie erklären Sie die Szene, die für Sie zur Roten Karte geführt hat?

Das hat bei mir schon x-mal funktioniert, diesmal ist es derb nach hinten losgegangen. Ich wollte den Mannheimer anschießen, aber der Ball war weg und ich habe seine Beine getroffen. Natürlich ist das ein grober Fehler, dafür gibt es keine Ausrede: Blöde Aktion, darf mir so nicht passieren. Man wird nicht dümmer mit solchen Situationen, ich werde auf jeden Fall daraus lernen. Aber es war keine böse Absicht, ihn zu treffen oder gar zu verletzen. Zum Glück ist er sofort wieder aufgestanden, konnte problemlos weiterspielen. Der Fehler könnte mir aber teuer zu stehen kommen.

Von außen sieht es so aus, als wären Ihnen die Nerven durchgegangen. Waren Sie angesichts der ungenügenden Leistung der Mannschaft derart unter Strom?

Ich weiß, die Fernsehbilder wirken vielleicht so. Aber so war es definitiv nicht. Ich hatte in dem Moment keine großen Emotionen, eher danach, als ich realisiert habe, was Phase ist. Er will mich daran hindern, den Freistoß schnell auszuführen, und ich wollte für ihn eine Gelbe Karte provozieren, indem ich ihn anschieße. Natürlich sieht das doof aus, weil der Ball relativ weit weg ist. Ja, noch mal, dumm, so ein Fehler darf mir nicht passieren, wird er auch nicht mehr. Aber jetzt muss ich damit umgehen, die Mannschaft leider auch. Es ist nicht der erste Nackenschlag, und auch den werden wir verkraften.

Wie haben Sie als Kapitän der Mannschaft die Aktion erklärt?

Es hatte jeder mit sich selbst zu tun, deshalb wollte ich nicht auch noch Salz in die Wunde streuen und habe erst einmal nichts gesagt. Das klären wir intern, ich werde mit den Verantwortlichen sprechen, wie wir damit umgehen. Es gibt eigentlich nichts zu erklären oder zu klären. Es war eine dumme Aktion von mir, das tut mir leid. Aber jeder, der mit mir zusammenspielt, weiß, dass ich das auf meine Kappe nehme. Ich werde mich bestimmt noch erkenntlich zeigen.

Sebastian Mai verlässt mit hängendem Kopf den Platz in Mannheim. Dynamos Kapitän hat die Rote Karte gesehen.
Sebastian Mai verlässt mit hängendem Kopf den Platz in Mannheim. Dynamos Kapitän hat die Rote Karte gesehen. © dpa/Uwe Anspach

Wie war es für Sie, die Zitterpartie dann von draußen erleben zu müssen?

Das tut natürlich extrem weh, zu sehen, wie die Jungs in Unterzahl ackern müssen und am Ende bestraft werden. Ich habe gehofft, dass wir den einen Punkt retten. Im Nachhinein war mein Gedanke schon, dass ich jetzt mindestens noch ein Spiel auf der Tribüne sitzen muss.

Mit Ihnen und Kevin Ehlers, der für das Handspiel vor dem Elfmeter auch die Rote Karte bekommen hat, fehlen fürs Heimspiel gegen Bayern München II am Freitag zwei Innenverteidiger. Wie bewerten Sie die Situation?

Das ist natürlich schwierig, aber wir werden es kompensieren können. Für die anderen heißt es jetzt: Vollgas! Wir haben immer gesagt, dass wir jeden brauchen - und das sieht man jetzt wieder. Dafür haben die Verantwortlichen einen breiten Kader zusammengestellt, damit andere in die Bresche springen können für die, die verletzt sind oder wie ich gesperrt, weil sie einen Fehler gemacht haben, was menschlich ist. Das wurde von Anfang an so gepredigt und ich bin mir sicher, dass es die Jungs gut machen, weil sie sich in jedem Training so vorbereiten, dass sie spielen können. Jetzt ist der Ernstfall da.

Kann das noch mal eine Jetzt-erst-recht-Mentalität hervorrufen?

Absolut. Nach jedem Sturz musst du aufstehen. Das zeichnet jemanden aus, der ein Kämpfer ist, und ich bin der Meinung, dass unsere Mannschaft eine Kämpfernatur ist.

Das Gespräch führte Sven Geisler.

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