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Nach turbulenter Woche: Dynamo findet zurück in die Erfolgsspur

Dynamo Dresden schlägt 1860 München in einem umkämpften Duell mit 2:1 und beendet damit auch vorerst die Diskussion um eine Entlassung des Trainers. Die Analyse mit den wichtigsten Stimmen zum Spiel.

Von Daniel Klein
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Paul Will (l.) kann sich nicht nur in dieser Szene gegen Münchens Julian Guttau durchsetzen.
Paul Will (l.) kann sich nicht nur in dieser Szene gegen Münchens Julian Guttau durchsetzen. © dpa/Robert Michael

Dresden. Es war der erfolgreiche Abschluss einer turbulenten Woche, die mit der Beurlaubung von Sportchef Ralf Becker für reichlich Aufregung gesorgt hatte. Mit dem 2:1 gegen 1860 München hat sich Dynamo im Aufstiegsrennen zurückgemeldet und die Krisen-Diskussionen, die nach der 0:1-Niederlage in Halle samt schlechter Leistung aufgekommen waren, beendet.

"Ich bin glücklich, dass wir nach dieser schweren Woche so eine Reaktion gezeigt haben", erklärte Trainer Markus Anfang. "Die Jungen haben leidenschaftlich gekämpft, sich in alles reingeworfen und am Ende auch verdient gewonnen."

Dass die Schlagzeilen rund um Krise und Becker-Rauswurf nicht spurlos an der Mannschaft vorbeigegangen waren, bestätigte auch Verteidiger Jakob Lewald. Das einfach auszublenden "klingt einfacher, als es ist", sagte er. "Ich glaube, andere Mannschaften hätten vielleicht anders darauf reagiert als wir es getan haben."

Dynamo hat gegen 1860 München die besseren Chancen

Für die gebeutelten Gastgeber lief es mit einer frühen Führung nach Plan. Der von Ahmet Arslan geschlagene Eckball wurde zunächst abgewehrt, den zweiten Ball flankte Niklas Hauptmann in die Gefahrenzone, wo Stefan Kutschke ihn mit dem Kopf ins Tor verlängerte. Da waren gerade mal acht Minuten gespielt. Ein Auftakt nach Maß.

Ein Auftakt nach Maß: Nach einer Flanke von Niklas Hauptmann ist Stefan Kutschke mit dem Kopf zur Stelle und sorgt für die frühe Führung.
Ein Auftakt nach Maß: Nach einer Flanke von Niklas Hauptmann ist Stefan Kutschke mit dem Kopf zur Stelle und sorgt für die frühe Führung. © dpa/Robert Michael

Auch danach hatte Dynamo in einer temporeichen, umkämpften und, wie Anfang fand, "intensiven Partie", die sich größtenteils zwischen den Strafräumen abspielte, die besseren Chancen. Lewald kam erneut nach einem Eckball und einem Gewusel im Sechszehner zum Abschluss, doch auf der Linie stand Löwen-Verteidiger Jesper Verlaat genau richtig und verhinderte so das 2:0 (32.). Dass die Schwarz-Gelben unter der Woche intensiv Standards geübt hatten, war durchaus zu erkennen.

Die Gäste, die nach dem Trainerwechsel unter Argiros Giannikis zuletzt fleißig punkten konnten, blieben in der ersten halben Stunde an der aufmerksamen und giftigen Dresdner Abwehr oft hängen, dann aber setzte der quirlige Abdenego Nankishi ein erstes Achtungszeichen, nach einer schönen Einzelleistung traf er die Latte (34.).

Münchens Abdenego Nankishi erzielt gegen Torwart Kevin Broll und Verteidiger Kevin Ehlers das zwischenzeitliche 1:1.
Münchens Abdenego Nankishi erzielt gegen Torwart Kevin Broll und Verteidiger Kevin Ehlers das zwischenzeitliche 1:1. © dpa/Robert Michael

Drei Minuten später zielte er genauer. Nach einem wegen Abseits nicht anerkannten Treffer von Tom Zimmerschied marschierte Ex-Dynamo Morris Schröter die Linie entlang und band gleich mehrere Gegenspieler, in der Mitte stand Nankishi völlig frei und traf zum Ausgleich. "Ein Stellungsfehler. Die Frage war: Wie gehen die Jungs mit diesem Nackenschlag um? Ich finde, sie haben das gut gemacht", erklärte Anfang.

"Bizarr": Dynamo ist vorerst wieder Tabellenführer

Für die erste Aufregung nach der Pause sorgte Zimmerschied, der vom Strafraumeck das Lattenkreuz traf (55.). Es blieb für lange Zeit die einzig nennenswerte Aktion, langweilig war der Abend vor mehr als 31.000 Zuschauern trotzdem nicht, nur mangelte es an den Strafraumszenen. So fiel auch die erneute Führung für Dynamo fast überraschend.

Der eingewechselte Lucas Cueto profitierte bei seinem eigentlich harmlosen Schuss davon, dass der Ex-Dresdner Leroy Kwadwo ihn unhaltbar abfälschte (76.). "Mir ist es mir egal, wie er reingeht, Hauptsache er geht rein", meinte der Torschütze. "Wir haben uns den Sieg heute erarbeitet." Anfang erinnerte daran, dass "die Jungs in den vergangenen Monaten gerade im eigenen Stadion dieses Quäntchen Glück nicht hatten. Auch deshalb habe ich mich so gefreut."

In der Schlussphase vergaben die Dresdner beste Kontermöglichkeiten, es hätte zu den vergangenen Wochen gepasst, wenn in der Nachspielzeit noch der Ausgleich gefallen wäre. Diesmal aber entschärfte Kevin Broll einen Kopfball von Joel Zwarts. "Ich habe einfach versucht, die Beine zu sortieren, damit ich nicht ausrutsche. Sonst hätte es ja blöd ausgesehen. Und dazu stehe ich ja im Tor, um so einen Ball mal zu halten", erklärte der Keeper.

Für Dynamo war es der erhoffte Befreiungsschlag, zumindest für 21 Stunden kehrt Dynamo sogar an die Tabellenspitze der 3. Liga zurück. "Das ist schon bizarr, wenn man sich überlegt, dass in dieser Woche ja eigentlich alles schlecht war", meinte Lewald. Ist mit dem 2:1 also schon wieder alles gut?

Schaut man nur auf das Tableau, könnte man in Versuchung geraten, hinter der Rückrundenkrise und den Folgen der personellen Turbulenzen der vergangenen Tage einen dicken Haken zu machen. Doch das wäre wohl etwas verfrüht. Zu instabil, zu anfällig präsentierte sich die Mannschaft seit dem Jahreswechsel. Der Sieg gegen 1860 war deshalb ein ganz wichtiger Schritt Richtung Aufstieg.