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"Ich möchte durch mein Wirken weiteres Vertrauen gewinnen"

Udo Witschas wird neuer Landrat im Kreis Bautzen. Mit Sächsische.de spricht er über seine Ziele, die Arbeit im Kreistag und seine Wunschbesetzung für den Vizelandrat.

Von David Berndt
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Udo Witschas hat am Sonntag die Bautzener Landratswahl im zweiten Wahlgang gewonnen. Am Montagmittag beantwortete er im Gespräch mit Sächsische.de Fragen zu seiner neuen Position.
Udo Witschas hat am Sonntag die Bautzener Landratswahl im zweiten Wahlgang gewonnen. Am Montagmittag beantwortete er im Gespräch mit Sächsische.de Fragen zu seiner neuen Position. © Steffen Unger

Bautzen. Vizelandrat Udo Witschas (CDU) hat die Landratswahl im Kreis Bautzen am Sonntag im zweiten Wahlgang gewonnen. Er setzte sich mit 43,5 Prozent vor AfD-Kandidat Frank Peschel (27 Prozent), Alex Theile, (Linke/SPD/Grüne, 23,9 Prozent) sowie Einzelbewerber Tobias Jantsch (5,5 Prozent) durch.

Im Interview mit Sächsische.de am Tag nach der Wahl, spricht der neue Landrat über seine wichtigsten Aufgaben, seine künftige Arbeit mit den Fraktionen im Kreistag und die Suche nach seinem Stellvertreter.

Herr Witschas, herzlichen Glückwunsch zur gewonnenen Landratswahl. Wann haben Sie gemerkt, dass das klappt?

Wenn man so die ersten zehn Kommunen sieht mit der Ergebnisübermittlung und das in etwa eine ähnliche Tendenz hat, dann ahnt man zumindest, in welche Richtung es gehen kann. Aber wir haben uns gesagt, wir warten ab, bis die letzte Gemeinde ausgezählt ist.

Wann starten Sie als Landrat?

Das hängt von den einzelnen Feststellungen und Fristen ab. Ich denke, das wird dann irgendwann in der zweiten Augusthälfte der Fall sein. Der bisherige Landrat geht zum 31. Juli in den Ruhestand. Das würde bedeuten, dass ich dann erstmal in meiner Funktion als Vizelandrat tätig bin.

Witschas sieht Kreis beim Strukturwandel benachteiligt

Was werden Ihre ersten Aufgaben sein?

Welche Dinge ich ab dem 1. August als amtierender oder handelnder Landrat wahrnehme, werden wir in den nächsten Wochen intern besprechen. Da geht es auch darum, welche Dinge mein Stellvertreter übernimmt und wie schnell die Nachfolge der Beigeordneten Birgit Weber geklärt ist. Bewerbungsgespräche finden jetzt statt, und am 18. Juli soll diese Person im Kreistag gewählt werden.

Welche Aufgaben stehen ganz oben?

Es geht um die Körse-Therme, um das Hallenbad Kamenz, um die Kreismusikschule. Für den Strukturwandel müssen wir über die Forschungsstandorte sprechen. Mit den Entscheidungen, wie sie uns derzeit bekannt sind, bin ich nicht einverstanden.

Sie meinen die möglichen Standorte für die Großforschungszentren? Diese sollen vor allem in Görlitz entstehen. Bautzen bekäme im Fall des Bauzentrums einen Nebenstandort und Ralbitz beim Zentrum für Astrophysik ein Untergrundlabor.

Wir haben hier ein starkes Ungleichgewicht zwischen dem Landkreis Bautzen und dem Landkreis Görlitz. Es geht mir um Ostsachsen, das habe ich Stephan Meyer (CDU, neuer Landrat im Kreis Görlitz; Anm. d. Red.) vor der Wahl schon gesagt. Wenn Bautzen und Görlitz als Ostsachsen agieren und wir unsere Kräfte bündeln wollen, dann muss es in einem ausgewogenen Verhältnis passieren. Das wird einer meiner ersten Punkte sein.

Udo Witschas schlägt neuen Bautzener Vizelandrat vor

Sie haben es bereits angesprochen: Das Thema Beigeordnete ist eine Aufgabe. Die Suche nach einer Nachfolge der Beigeordneten Birgit Weber läuft. Aber auch Ihre aktuelle Stelle, die des ersten Beigeordneten, muss neu besetzt werden. Wen würden Sie denn nehmen?

Das sind keine politischen Besetzungen, sondern fachliche. Als Beigeordneter muss man die fachliche und persönliche Eignung nachweisen. Da gibt es ein Prüfverfahren. Mir wäre am liebsten, wenn es überhaupt keine politischen Bewerber wären.

Sehen Sie jemanden als neuen Vizelandrat?

Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich als Nachfolger für mich meinen jetzigen internen Stellvertreter und Finanzchef Jörg Szewczyk vorschlagen. Er hat mir im Fall meiner Wahl zugesagt, dass er sich bewerben würde. Ob das so kommt, das müssen dann die Fraktionen entscheiden. Aber ich will damit unterstreichen, dass es mir ja an der Sachlichkeit und Fachlichkeit liegt.

Neuer Landrat will "in der Sache Mehrheiten organisieren"

Wie ordnen Sie Ihr Wahlergebnis ein? Nicht mal vier von zehn Wählern haben ihre Stimme abgegeben.

Wir waren uns relativ sicher, dass aufgrund der nicht mehr in diesem Umfang stattfindenden Bürgermeisterwahlen das Interesse der Bevölkerung nicht mehr so gegeben sein wird. Das hat auch mit der Kreisgebietsreform in Sachsen zu tun, die 2008 ein Stück zu weit gegangen ist. Es ist für die Bevölkerung schwierig, sich mit einem so großen Landkreis zu identifizieren. Das funktioniert bei uns trotzdem noch ganz gut. Dass ich den Abstand ausgebaut habe, hat mich gefreut, gibt aber auch Mut und Kraft. Mit dem Zugewinn hätte ich nicht gerechnet, aber das hat mich natürlich ein Stück weit erleichtert.

Sie haben am Wahlabend gesagt, dass Sie das Ergebnis als Auftrag sehen, ein Landrat für alle zu sein. Von allen Wahlberechtigten haben Sie lediglich knapp 16 Prozent gewählt. Angesichts Ihres Anspruchs gibt es da noch viel Arbeit, oder?

Von 57 Städten und Gemeinden habe ich 55 gewonnen. Das ist ein klarer Vertrauensbeweis und ein eindeutiges Votum. Als Landrat für alle Menschen im Landkreis möchte ich durch mein künftiges Wirken weiteres Vertrauen gewinnen.

Das links-grüne Lager und die AfD wollten die Wahl gern selbst gewinnen. Wie wollen Sie die beiden oder deren Wähler einbeziehen?

Ich danke den Freien Wählern und der FDP, die sich an meine Seite gestellt haben. Wenn ich den Kreistag betrachte, haben CDU, FDP und Freie Wähler keine absolute Mehrheit. Deshalb werde ich dafür arbeiten, in der Sache Mehrheiten zu organisieren, weil ich glaube, dass das der richtige Weg ist. Das wird mein Weg sein, und ich lade alle ein, im Interesse unseres Landkreises mitzuwirken. Ich bin zu Kompromissen bereit. Es geht um die Sache, nicht um politische Farben.