SZ + Dresden
Merken

Dresden: Zum Essen wieder ins Restaurant

Seit Mittwoch können die Gastronomen ihre Gäste wieder im Innenbereich bedienen. Nicht jeder Wirt nutzt aber diese Möglichkeit. Nicht nur Touristen fehlen.

Von Nora Domschke & Julia Vollmer
 6 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Empfangen wieder Gäste im Innenbereich: Christian Seegerer ist Betriebsleiter im Hacker Pschorr am Altmarkt, seine Frau Marta arbeitet dort als Restaurantleiterin.
Empfangen wieder Gäste im Innenbereich: Christian Seegerer ist Betriebsleiter im Hacker Pschorr am Altmarkt, seine Frau Marta arbeitet dort als Restaurantleiterin. ©  Christian Juppe

Dresden. Am Mittwochmittag ist das Hacker Pschorr am Dresdner Altmarkt gut besucht. Bei schönstem Sonnenschein und warmen Temperaturen nutzen die Gäste allerdings ausschließlich die Tische im Außenbereich. Betriebsleiter Christian Seegerer freut sich trotzdem, dass das Hacker Pschorr nun seine "Schwemme" wieder hat. So bezeichnen die Bayern ein Bierlokal, in dem mal eben schnell ein Gerstensaft getrunken wird, am Tresen oder an Hochtischen. Hier dürfen die Gäste ab diesem Mittwoch nun wieder Platz nehmen.

Im November musste die Gastronomie in Dresden komplett dichtmachen. Seit vorletzter Woche dürfen Dresdens Gastwirte auf ihren Terrassen und in ihren Biergärten wieder Gäste bewirten. Sitzen Personen verschiedener Haushalte an einem Tisch, muss jeder nicht vollständig geimpfte oder genesene Gast einen tagesaktuellen Test vorlegen. Tagesaktuell heißt, er darf nicht älter als 24 Stunden sein. Die Kontaktdaten sind in jedem Fall zu hinterlassen. Ab diesem Mittwoch dürfen Gäste auch wieder in den Innenbereichen sitzen, dort gelten dieselben Regeln wie draußen.

Am Mittag sind Tische im Hacker Pschorr zwar noch leer - Christian Seegerer und Geschäftsführer Daniel Fenske hoffen aber, dass sich das am Abend ändert. In den vergangenen Wochen wurde die Schwemme als Corona-Schnellteststation genutzt. Nun ist dieses Angebot in den Innenhof gerückt. Vor dem kleinen Zelt hat sich eine Warteschlange gebildet, hier wird jeder kostenlos getestet, nicht nur die Gäste des Restaurants.

Personalproblem macht sich bemerkbar

Beiden Gastronomen ist anzumerken, wie erleichtert sie sind, dass die Gastronomie nun wieder öffnen darf. Was Fenske schon vor einigen Wochen vermutet hat, stellt sich nun allerdings tatsächlich als Problem heraus: Das Personal fehlt. "Wir suchen Mitarbeiter vor allem im Service", betont Seegerer. Vollzeit, Teilzeit, Nebenjob für Studenten - alles sei möglich. Trotz Stellenausschreibung kämen nur wenige Bewerbungen - ein Problem, das sich in der Gastronomie jetzt spürbar auswirkt. Mit wenig Kurzarbeitergeld oder gar keiner finanziellen Absicherung haben sich vor allem die Hilfskräfte nach anderen Jobs umgeschaut. "Sie wieder in die Gastronomie zu holen, wird schwer", sagt Fenske.

Das Hacker zuzulassen, auch wenn die große Masse an Gästen noch fehlt, habe dennoch nie zur Debatte gestanden, beteuern beide. "Wir fühlen uns dazu verpflichtet - wegen des Standortes hier im Dresdner Zentrum. Und wegen unseren Mitarbeitern."

Nicht alle Restaurants sind wieder geöffnet

Wer für sein Mittag- oder Abendessen ein bestimmtes Restaurant im Sinn hat, ist gut beraten, sich vorher zu erkundigen, ob es überhaupt schon wieder geöffnet ist. Denn längst nicht jede Gaststätte hat den Betrieb schon wieder aufgenommen.

Maik Kosiol öffnet sein italienisches Restaurant Brunetti und das Kitzo Alpenstübl wieder sowohl innen als auch außen. "Wir haben viele Reservierungen von Stammgästen und alle freuen sich, dass es wieder losgeht", sagt er. Es seien aktuell etwa 70 bis 80 Prozent der üblichen Buchungen drin. In den ersten Tagen mit der Außengastronomie hätten die Gäste sogar im Regen draußen gesessen, so groß war die Vorfreude. Doch nicht überall läuft das Geschäft gut.

Über das Coronavirus informieren wir Sie laufend aktuell in unserem Newsblog.

Sein Lokal Zum Schwan am Neumarkt hatte Kosiol zwar bereits über Pfingsten im Außenbereich geöffnet, nun ist es aber vorerst wieder geschlossen. "In der Innenstadt lohnt es sich einfach noch nicht, da die Touristen vorne und hinten fehlen." Deshalb und auch aufgrund der großen Baustelle auf dem Theaterplatz bleibt auch das Traditionshaus Italienisches Dörfchen erstmal weiter zu. "Nur die Dresdner allein als Gäste reichen nicht", so Kosiol.

Fenske und Seegerer hingegen hoffen vor allem auf Gäste aus der Landeshauptstadt. Abends ist das Hacker Pschorr deshalb lange geöffnet, ab Freitag nächster Woche sollen außerdem die Spiele der Fußball-Europameisterschaft übertragen werden und für reichlich Publikum sorgen.

Ebenfalls komplett offen ist seit Mittwoch wieder das italienische Restaurant Delizia auf dem Weißen Hirsch. "Unsere Gäste und natürlich auch wir freuen uns total", sagt Chefin Ina Giuffrida. Sie bietet ab 11 Uhr täglich Mittagessen an und hat bis abends 22.30 Uhr geöffnet. "Vergangene Woche haben wir immer schon 21 Uhr zugemacht, da es so kalt war." Im Unterschied zu vielen anderen Dresdner Gastronomen muss die Wirtin kein neues Personal suchen, die Mitarbeiter sind geblieben.

Das Wichtigste zum Coronavirus in Dresden:

In der Innenstadt fehlen die Touristen

Ralph Krause, der das Blumenau in der Neustadt, das Rauschenbach in der Altstadt und den Biergarten Paul Rackwitz im Großen Garten betreibt, hatte in der Corona-Schließzeit Testcenter eingerichtet, und diese soll es auch weiter geben. "Im Paul Rackwitz betreiben wir beides parallel mit zwei verschiedenen Eingängen, das ist ein öffentliches Testcenter nicht nur für unsere Gäste", erklärt er.

Im Blumenau wechseln sich Teststation und Gastronomie ab. Von 7.30 Uhr bis 9.30 Uhr fungiert das Café auf der Louisenstraße als Testcenter, tagsüber als Café und dann abends nach Feierabend des Gastro-Betriebes wieder als Testcenter. "Das Rauschenbach am Altmarkt bleibt erstmal zu und wir gucken, wie sich die Touristenzahlen entwickeln. Im Moment lohnt es sich noch nicht für uns", so Krause.

Die fehlenden Touristen machen sich demnach besonders in der Innenstadt bemerkbar. Ein Mitarbeiter des Steakrestaurants Ontario an der Frauenkirche berichtet, dass vor allem an den Wochentagen tagsüber nur wenig los sei. Und auch Vu Anh Doan, der das Côdô in der Kleinen Brüdergasse betreibt, bestätigte kürzlich, dass sich die Zahl der Gäste noch in Grenzen halte. Er rechnet auch in den kommenden Wochen nicht mit einem Ansturm der Touristen, sondern geht eher davon aus, dass sich der Tourismus trotz geöffneter Hotels nur langsam erholt.

Nachrichten und Hintergründe zum Coronavirus bekommen Sie von uns auch per E-Mail. Hier können Sie sich für unseren Newsletter zum Coronavirus anmelden.

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter "Dresden kompakt" und erhalten Sie alle Nachrichten aus der Stadt jeden Abend direkt in Ihr Postfach.

Mehr Nachrichten aus Dresden lesen Sie hier.