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In der Dresdner Lingnerstadt könnten hunderte Sozialwohnungen entstehen

Eigentlich wollte der Investor Gateway schon mit dem Bau der Wohnungen in der Lingnerstadt Dresden begonnen haben, doch es gab mehrere Ursachen für die Verzögerung. Wann es losgehen soll.

Von Kay Haufe
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Diese Fassadenentwürfe für die Lingnerstadt in Dresden hatte der Investor Gateway 2022 in der Gestaltungskommission vorgestellt.
Diese Fassadenentwürfe für die Lingnerstadt in Dresden hatte der Investor Gateway 2022 in der Gestaltungskommission vorgestellt. © Gateway Real Estate

Dresden. Zwischen Bürgerwiese, St. Petersburger und Zinzendorfstraße soll ein neues Wohngebiet entstehen: die Lingnerstadt. Da, wo viele Jahre nur Bürobauten standen, von denen einige inzwischen abgerissen sind, soll wieder ganztägig Leben einziehen. Der Investor, die Gateway Real Estate AG, möchte Gebäude in Holzhybridbauweise errichten, in denen neben Wohnungen auch Platz für Läden, Büros und Praxen sein soll.

Für den ersten Bauabschnitt, im südlichen Bereich zwischen Bürgerwiese und der Skate-Anlage an der Lingnerallee, gibt es bereits gültigen Bebauungsplan. Doch die Gateway hat noch keinen Bauantrag gestellt, obwohl sie eigentlich schon bauen wollte.

"Wir hatten tatsächlich schon Bauanträge vorbereitet, sie aber aus verschiedenen Gründen nicht eingereicht", sagt Jens Timm, der bei Gateway unter anderem für die Dresdner Lingnerstadt zuständig ist. Zum einen hätte man sich zunächst auf Projekte in anderen Städten konzentriert, zum anderen gab es einen Fernwärmekanal, der quer über die Grundstücke der Firma verlief. "Den haben wir jetzt gemeinsam mit der Sachsen-Energie verlegt, sodass wir Baufreiheit haben." Inzwischen ist auch das neue Fernwärmebauwerk an der St. Petersburger Straße in Betrieb.

Auch die Frage, ob im Zuge der Bundesgartenschau der Kaitzbach offengelegt werden soll, die vonseiten der Stadtverwaltung noch nicht entschieden ist, habe zu Verzögerungen geführt.

Was die ersten Arbeiten in der Lingnerstadt sein werden

Für dieses Jahr haben sich Archäologen angekündigt, die vor Baubeginn das Areal nach Dresdner Geschichtszeugnissen untersuchen wollen. Das passiert immer, wenn an Orten der Stadt gebaut werden soll, an denen wichtige Gebäude standen oder Interessantes vermutet wird, wie auch schon in der Baugrube für das neue Verwaltungszentrum am Ferdinandplatz.

An der Bürgerwiese standen immerhin so bekannte Gebäude wie das Palais Oppenheim. Der Gottfried-Semper-Club Dresden hatte sich immer wieder für einen Wiederaufbau des prächtigen Neorenaissancebaus starkgemacht. Doch der Investor Gateway zeigte sich von Anfang an nicht begeistert von dieser Idee. Schließlich hätte dafür der gültige Bebauungsplan geändert werden müssen, was Zeitverzug bedeutet hätte. Zuletzt hatte auch die Dresdner Niederlassung der Baywobau erklärt, dass ein Wiederaufbau nicht zuletzt aus finanziellen Gründen nicht möglich ist.

Ab wann und wie gebaut werden soll

Die archäologischen Grabungen sollen im Zuge der Baugrubengründung erfolgen. "Schließlich wollen wir die Erde ja nicht zweimal abfahren", sagt Jens Timm. Noch dieses Jahr soll der Bauantrag gestellt und dann auch mit ersten Arbeiten begonnen werden. Der Hochbau soll 2025 starten. Beton wird hier aber fast ausschließlich für den Erdbau, also die Gründung, die Tiefgaragenebene und die Decken verwendet. Auch der Aufzugskern und die Treppenhäuser werden aus Beton sein.

Die Innenwände und Fassaden werden aus Holz seriell im Nokera-Werk in Möckern bei Magdeburg vorgefertigt und dann nach Dresden transportiert. Hier werden, Wände und Nasszellen per Kran hereingehoben, die Fassaden werden anschließend vor die Wärmedämmung gehängt. Das serielle Bauen minimiere auch die Kosten.

"Wir halten uns an die Wünsche aus der Gestaltungskommission, die Fassaden abwechslungsreich zu gestalten. Also nicht nur Holz zu verwenden, sondern auch Putz und Klinker", sagt Jens Timm.

Wie viele Wohnungen für Dresden entstehen sollen

In diesem ersten Bauabschnitt entstehen knapp 900 Wohnungen. Aktuell überlegen die Verantwortlichen der Gateway, einen Anteil von 30 bis 60 Prozent als Sozialwohnungen zu bauen. Möglich werde dies durch die neuen sächsischen Förderrichtlinien, die erst wenige Tage gelten. Für die Schaffung von Sozialwohnungen stehen in diesem Jahr knapp 187 Millionen Euro bereit, ein Plus von 47 Millionen Euro im Vergleich zu den im Vorjahr bewilligten Mitteln. Über die Richtlinie gebundener Mietwohnraum wird der Neubau von Sozialwohnungen in Leipzig und Dresden unterstützt.

"Wir rechnen gerade alles durch und passen unsere Pläne an. Zuvor haben die bis dahin geltenden Förderrichtlinien und die gestiegenen Bau- und Zinskosten vieles ausgebremst", sagt der Projektleiter. Eins kann er heute schon sagen: "Wir bauen keine blockweisen Sozialwohnungen, sondern ordnen sie zum Beispiel geschossweise in die einzelnen Häuser ein. Es soll keine sogenannten 'Büßerecken' geben." Grundsätzlich entstehen nur Miet- und keine Eigentumswohnungen.

Welche Probleme noch zu lösen sind

Ein Problem sei die Unterbringung von Autostellplätzen. Laut in Dresden geltender Stellplatzsatzung müsste die Gateway für jede Wohnung mindestens einen Stellplatz bauen. "Das würde eine zweigeschossige Tiefgarage erfordern, was bei Kosten von 35- bis 40.000 Euro pro Stellplatz nicht umsetzbar ist", sagt Timm. Dazu käme das Eingreifen mit dem großen Baukörper in die tiefen Erdschichten, was geologische Folgen hätte.

"Wir haben jetzt ein Mobilitätskonzept erstellt, unter anderem mit überdachten Fahrradabstell-Möglichkeiten und Car- und Bike-Sharing-Plätze, was helfen soll die Anzahl der Stellplätze zu reduzieren."