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Wie das Dresdner Königsufer bebaut werden soll

Es ist eine der schönsten und wichtigsten Stellen im Dresdner Stadtbild - das Königsufer. In einem Wettbewerb wurde ermittelt, was dort entstehen könnte. Jetzt ist der Weg zur Umsetzung geebnet.

Von Kay Haufe
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Diese Visualisierung zeigt die Konturen, wie groß die künftige Bebauung werden und welche Form sie haben könnte.
Diese Visualisierung zeigt die Konturen, wie groß die künftige Bebauung werden und welche Form sie haben könnte. © Visualisierung: www.archlab.de

Dresden. Das Gegenüber der Brühlschen Terrasse - es gibt wohl kaum eine sensiblere Stelle der Stadt, wenn es um eine neue Bebauung geht. Kein Wunder, dass es bereits sechs Jahre dauert, einen Plan für ein neues Königsufer zu entwickeln. Begonnen hatte alles im Sommer 2018 mit einem Wettbewerb zur Neugestaltung des Königsufers und des Neustädter Marktes, in den auch die Dresdner Bürger einbezogen wurden. Im Februar 2019 wurde der Entwurf der Berliner Architekten Bernd Albers und Günther Vogt zum Sieger gekürt. Der Wettbewerbsteil zur Bebauung des Neustädter Marktes wurde vom Stadtrat zunächst ausgenommen.

Seit 2020 arbeiten Mitarbeiter des Stadtplanungsamtes gemeinsam mit dem Architekturbüro an einem Bebauungsplan für das Königsufer. Diesen hat der Bauausschuss des Stadtrates nun am Mittwoch beschlossen. Die Räte hatten in der Diskussion allerdings mehrere Punkte zu klären.

Was vor Baubeginn geklärt werden muss

"Bevor man sich in architektonischen Details verliert, sollten wir im Vorfeld die spätere Nutzung zumindest der Gebäude auf städtischen Grundstücken klären", sagte Grünen Stadtrat Thomas Löser. Dies betrifft zum Beispiel ein Grundstück nahe der Augustusbrücke, oberhalb des geplanten Narrenhäusels und gegenüber dem Blockhaus. "Es sollten nicht nur hochpreisige Privatwohnungen entstehen, auch eine öffentliche Nutzung wäre an der Stelle wichtig."

Vorstellbar wäre, dass beispielsweise die Sächsische Akademie der Künste dort einziehen könnte, auch ein großes Vereinshaus oder ein Haus der Chöre wären denkbar, sagt Löser. Der Ausschuss folgte dem Grünen-Antrag, den OB zu beauftragen, Gespräche mit dem Freistaat Sachsen zu diesem Thema zu führen. Auch dem Freistaat gehören Grundstücke am Königsufer.

"Fakt ist, dass sich der Charakter des Neustädter Marktes durch eine Bebauung des Königsufers extrem verändern wird. Die jetzige Weitläufigkeit verschwindet", ist Löser überzeugt.

Welche Fehler vermieden werden sollen

"Wir müssen aufpassen, dass die Wettbewerbsergebnisse nicht in der weiteren Bearbeitung trivialisiert und abgeschliffen werden", mahnte Tilo Wirtz von den Linken und bezog sich konkret auf den Entwurf für vier Gebäude, die zwischen dem denkmalgeschützten Hotel Bilderberg Bellevue und dem Blockhaus nach historischem Vorbild entstehen sollen.

"Die jetzigen Baukörper sehen mit ihren zwei zur Elbseite zeigenden Giebeln und Türmchen aus wie ein Dornröschenschloss. Die hat es historisch so nie gegeben, bringen eine große Unruhe zur Elbe hin und sind ein gestalterischer Missgriff", sagt der Baupolitiker. Stattdessen seien die barocken Höfe, an denen sich die Neubauten orientieren sollen, früher immer geschlossen zur Elbseite gewesen.

Auch jetzt müsste der Entwurf diesen breiten Riegel aufnehmen und die Türme verschwinden. Dem wurde im Ausschuss zugestimmt. Mit großem Aufwand sei vor dem Wettbewerb die historische Ableitung einer neuen Bebauung dargestellt worden. "Daran sollten wir uns weiter orientieren", sagt Wirtz.

Wie der Stadtrat Mitsprache bei den Entwürfen bekommt

Beschlossen hat der Bauausschuss auch, dass sämtliche Bauvorhaben, die am Königsufer entstehen sollen, mit städtebaulichen Verträgen versehen werden sollen. So erhalten sowohl die Stadtplaner als auch die Stadträte die Entwürfe vorher zur Ansicht und haben ein Mitspracherecht. "Bei der Ansichtskarte von der Brühlschen Terrasse aus müssen wir sehr vorsichtig vorgehen."

Wirtz hadert grundsätzlich damit, dass bei der Unterschutzstellung des Neustädter Marktes als Denkmal im Jahr 2021 auch die Große Meißner Straße und die Köpckestraße mit eingeschlossen sind. "Durch diese großen Verkehrstangenten sind alle Gebäude, die jetzt entstehen, von der Inneren Neustadt abgeschnitten. Leider können wir daran nichts mehr ändern."

Wann gebaut werden könnte

Einer, der mit dem Bau des Narrenhäusels wahrscheinlich den ersten Stein am Königsufer setzen wird, ist Bauunternehmer Frank Wießner. Er hat bereits einen Bauantrag für das Narrenhäusel gestellt und befindet sich nach eigener Aussage in der "finalen Bearbeitung aller Fragen mit dem Stadtplanungsamt". Wießner hatte eigentlich längst bauen wollen, doch es gab zahlreiche Fragen zu klären. In der kommenden Woche hat er einen Termin mit Baubürgermeister Stefan Kühn (Grüne) und hofft, dort alles abschließend besprechen zu können. Nach Wießners Fahrplan wird in diesem Sommer die Zufahrtsstraße von der Köpckestraße aus gebaut, im kommenden Jahr soll der Hochbau beginnen. "Ende 2025, Anfang 2026 soll das Narrenhäusel fertig sein."

So soll das wieder aufgebaute Narrenhäusel aussehen.
So soll das wieder aufgebaute Narrenhäusel aussehen. © Visualisierung: Arte4D/Andreas Hummel

Andere Grundstückseigentümer müssen sich aber noch gedulden. Jetzt kommt die sogenannte "frühzeitige Beteiligung", in der sich die Stadt auch Stellungnahmen der Bürger erwartet sowie natürlich die der Grundstückseigentümer. Sie sollen in den Entwurf des Bebauungsplanes einfließen und "helfen, die spätere Satzungsvorlage noch konkreter und umsetzungsorientierter zu erstellen", wie ein Stadtsprecher mitteilt. Die Beteiligung sollte laut Stadt eigentlich schon 2023 stattfinden, hat sich aber mehrfach verschoben.

Mit dem Satzungsbeschluss rechnet das Stadtplanungsamt 2025 oder 2026. Danach könnten Bauanträge für die großen Quartiere zwischen Großer Meißner, Köpckestraße und Königsufer gestellt werden.

Hinweis: In einer früheren Version des Artikels hatten wir eine falsche Visualisierung des geplanten Narrenhäusels gezeigt. Wir bitten um Entschuldigung.