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Freibäder in Dresden: "Jetzt zu schließen, das hätte an meiner Ehre genagt"

Noch bis Dienstag sind die Temperaturen in Dresden hochsommerlich. Was die Dresdner in die Freibäder lockt und wann die letzten schließen.

Von Dirk Hein
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Der stellvertretende Komplexleiter Christian Zetzsche im Kombibad Prohlis.
Der stellvertretende Komplexleiter Christian Zetzsche im Kombibad Prohlis. © René Meinig

Dresden. Eigentlich hätte längst Schluss sein sollen, mit Temperaturen an die 30 Grad - weit über eine Woche nach dem meteorologischen Herbstbeginn. Und mit geöffneten Freibädern. Planmäßig hätten sämtliche Dresdner Freibäder nach dem 3. September schließen müssen. Doch weil sich das Wetter dieses Jahr nicht an den Plan hält, gehen drei Freibäder in der Landeshauptstadt gleich doppelt in die Verlängerung. Wie die Dresdner das annehmen:

Schlangen am Einlass ins Kombibad Prohlis

Nahezu Mitte September fällt es dem Sommer allmählich schwer, in die Gänge zu kommen. Kurz vor zehn Uhr ist es an diesem Samstag im Schatten noch irgendwie frisch, das Gras auf den Wiesen im Freibad ist leicht feucht. Dennoch ist weiter "Freibad-Wetter".

Mit der kleinstmöglichen Mitarbeiterzahl - auch die Dresdner Bäder leiden unter einem hohen Krankenstand und generell an Personalknappheit - öffnet daher um zehn Uhr das im Oktober 2021 neu in Betrieb gegangene Kombibad in Prohlis auch den Freibad-Bereich. Nur eine Kasse kann allerdings an diesem Samstagmorgen besetzt werden. Dennoch geht alles erstaunlich schnell. Nach wenigen Minuten sind bereits etwa 50 Menschen draußen im Freibad, die ersten Lieblingsstellen werden besetzt.

Etwa sechsmal im Jahr sind auch Bernd und Karin Bittner hier baden, zehn Minuten brauchen sie mit der Bahn. In der Sächsischen Zeitung hatten sie gelesen, dass drei Dresdner Freibäder noch offen haben. "Wir wollen die letzten schönen Tage nutzen", sagt Karin Bittner. Am Morgen könne man in Ruhe schwimmen, nachmittags würde es lauter und zu voll.

Zhan Xiaoua (l.) und Qi Xiaoshun aus Dresden haben den Tipp für das Prohliser Freibad von ihrer Tochter bekommen.
Zhan Xiaoua (l.) und Qi Xiaoshun aus Dresden haben den Tipp für das Prohliser Freibad von ihrer Tochter bekommen. © René Meinig
Schon am Samstagmorgen war das Prohliser Freibad gut besucht.
Schon am Samstagmorgen war das Prohliser Freibad gut besucht. © Rene Meinig (Archiv)
Wollen die spätsommerlichen Tage zusammen genießen: Bernd und Karin Bittner.
Wollen die spätsommerlichen Tage zusammen genießen: Bernd und Karin Bittner. © René Meinig
Wer will, kann am frühen Samstag noch Bahnen schwimmen.
Wer will, kann am frühen Samstag noch Bahnen schwimmen. © René Meinig
Als eines von drei Freibädern hat das Kombibad Prohlis noch bis Dienstag offen.
Als eines von drei Freibädern hat das Kombibad Prohlis noch bis Dienstag offen. © René Meinig
Wie im Sommer: Die Wassertemperatur zeigt 22 Grad an.
Wie im Sommer: Die Wassertemperatur zeigt 22 Grad an. © René Meinig

Auch heute füllt sich das Bad schnell, eine Stunde später ist das Kleinkinderbecken gut besucht, es wird gerutscht, getobt, etwa 20 Dresdner schwimmen ihre Bahnen. Gegen Mittag ist das Freibad voll, aber nicht überfüllt. Überwindung kostet der Sprung ins Wasser kaum. Bereits am Morgen registrieren die elektronischen Sonden im Wasser des Freibades 22 Grad.

Möglich machen das zwei Verlängerungen: In einem ersten Schritt hatte sich die Bäder GmbH festgelegt, das Kombibad Prohlis, das Freibad im Georg-Arnhold-Bad und das FKK-Strandbad Wostra bis zu diesem Sonntag offenzuhalten. Wegen der anhaltend guten Wetterprognosen wurde wenig später bis Dienstag verlängert.

"Jetzt zu schließen, das hätte an meiner Ehre genagt"

Zeit zum Reden hat Christian Zetzsche an diesem Vormittag kaum. Als Aufsicht kontrolliert der stellvertretende Komplexleiter bei der Bäder GmbH in der Kanzel zwischen Freibad und Hallenbad beide Bereiche, hat einen Blick auf sämtliche Videokameras des Kombibades - und strahlt dennoch: "Wir haben schönes Wetter, 30 Grad sind angesagt. Dass wir da die Möglichkeit haben, das Freibad weiterzubetreiben, ist super. Wenn wir bei diesem Wetter schließen müssten, es hätte an einer Ehre genagt. Es ist gut, das offen ist, die Leute freuen sich."

Über 1.000 Besucher werden das Angebot heute alleine in Prohlis annehmen. Die Sprunghalle und das Hallenbad haben ebenfalls offen. Viele der Besucher, die das Hallenbad gebucht haben, werden bei diesem Wetter zumindest eine zeitlang auch draußen schwimmen. Eine genaue Unterscheidung zwischen reinen Freibad- und Kombibad-Besuchern ist kaum möglich.

Herausfordernd ist das Offenhalten von zumindest drei Bädern dennoch. "Es war nicht leicht. Ein paar Freibäder sind geschlossen. Dort würde jetzt eigentlich eine gründliche Nachbereitung stattfinden. Das haben wir teilweise geschoben."

Die Entscheidung der Bäder GmbH war es dabei, die beiden Komplexe mit Schwimm- und Freibad, also das Georg-Arnhold-Bad und den Hallenkomplex in Prohlis weiter offen zulassen. "Hier haben wir durch das Hallenbad die Sicherheit, dass ausreichend Gäste kommen", sagt Christian Zetzsche. Zudem hat mit dem Strandbad Wostra ein FKK-Bad weiter offen.

Unendlich dehnen lässt sich das aber nicht. Mitte September werden immer mehr Kurse durch die Bäder GmbH angeboten, spätestes dann hätten die letzten Mitarbeiter aus den Freibädern abgezogen werden müssen.

Extra-Geschäft am Ende der Saison

Bislang ist die Bilanz der Dresdner Freibäder in diesem Jahr eher durchwachsen. Bis Ende Juli sind in den elf Bädern und Badestellen gut 180.000 Besucher gezählt worden. Die meisten kamen mit jeweils rund 30.000 ins Freibad des Georg-Arnhold-Bades und ins Stauseebad Cossebaude. Knapp dahinter liegt das Naturbad Mockritz. Abschließende Zahlen fehlen noch. Die warmen Wochen im August dürften der Bilanz aber guttun.

Auch die zusätzlichen Tage nach der eigentlich geplanten Schließung aller Bäder am 4. September liefen bisher gut. "Wir konnten diese Woche bis jetzt insgesamt rund 5.000 Gäste in den drei Freibädern begrüßen. Das passt, aber der ganz große Run auf die Freibäder ist im September vorbei. Wir hoffen trotzdem auf viele Besucher am Wochenende bei hochsommerlichem Wetter", so Bäder-Sprecher Lars Kühl am Freitag.

Kühl betont: „Gern haben wir auf das anhaltende Sommerwetter kurzfristig reagiert und ermöglichen unseren Gästen durch die Verlängerung unserer Freibadsaison zusätzliche Badetage. Da wir aber auch unsere Schwimmhallen wieder vollumfänglich geöffnet haben, war es eine große Herausforderung, das Personal so einzusetzen, dass überall der Betrieb abgesichert ist.“

Kritik an der Dresdner Bäder GmbH gab es unterdessen von der FDP. Deren Fraktionschef im Stadtrat, Holger Zastrow, hatte die nur teilweise Öffnung der Bäder als unflexibel und "nicht mehr zeitgemäß" kritisiert.