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So läuft Dresdens Gastro ohne Testpflicht

Die Wirte sahen in den Tests eine Hürde für viele Gäste, nun fällt der Nachweis weg. Wie sich das auf das Geschäft auswirkt und manche Gäste die Regeln umgehen wollen.

Von Nora Domschke & Julia Vollmer
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Holger Zastrow betreibt den Biergarten Hofewiese am Dresdner Stadtrand.
Holger Zastrow betreibt den Biergarten Hofewiese am Dresdner Stadtrand. © René Meinig

Dresden. Die Coronazahlen sinken und die Dresdner freuen sich über immer mehr Lockerungen. So fiel am vergangenen Freitag unter anderem die Testpflicht vor einem Restaurantbesuch weg. Die Dresdner Wirte atmen auf. "Es fühlte sich fast an wie früher zu Vor-Corona-Zeiten", sagt Stefan Flügge, Wirt des Traditionslokals Trompeter auf der Bautzner Landstraße. "Wir waren über das Wochenende total gut besucht und die Gäste genießen es, dass es jetzt weniger Maßnahmen zu beachten gibt", sagt er. Vorher habe er viele Anrufe von Gästen gehabt, für die die Regeln hohe Hürden darstellten. "Viele meldeten sich und sagten uns, wenn wir uns vorher testen lassen müssen, dann kommen wir nicht."

Auch Wenzel-Sprecherin Viktoria Franke bestätigt, dass der Wegfall der Testpflicht für vollere Lokale in ihren beiden Filialen auf der Königstraße und am Postplatz gesorgt hat. "Für viele Gäste war das eine Hürde." Das Niveau sei trotz allem noch nicht wieder so hoch wie früher. "Uns fehlen die Touristen."

Außerdem erlebe sie, dass sich nicht alle Gäste an die immer noch geltenden Regeln wie die Kontaktnachverfolgung halten und dort mitunter Fake-Namen eintragen. "Um dem vorzubeugen, fragen unsere Kellner nun direkt am Tisch nach Namen und Adressen. Die Hemmschwelle, dem Personal ins Gesicht zu lügen, ist höher", sagt sie.

Gastronomen: "Gäste haben oft kein Verständnis dafür"

Hofewiesen-Wirt Holger Zastrow freut sich auch über die Lockerung, hat aber am vergangenen Wochenende noch keinen Effekt gespürt. "Das Wetter spielte nicht so mit, aber unser Biergarten war ganz okay besucht." Er betont, dass das Ende der Testpflicht dringend nötig gewesen sei und die Gäste massiv von einem Besuch in der Gastronomie abgehalten hätte. "Ich habe in unserem Fall auch wenig Verständnis für die Kontaktnachverfolgung. Wir haben ein 6.000 Quadratmeter großes Grundstück, wie soll ich kontrollieren, welcher Gast sich an welchem Ende des Geländes aufgehalten hat und wer sich wo begegnet sein könnte?"

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Auch der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga mit seinem Chef Axel Klein hatte sich für den Wegfall der Testpflicht stark gemacht. "Bei unserer Umfrage von Anfang Juni haben über 80 Prozent der 5.640 Teilnehmer angegeben, dass für sie diese Lockerung vordringlich ist. Insbesondere haben auch die Gäste vielfach kein Verständnis dafür", so die Dehoga.

Klein zeigt sich angesichts der Lockerungen in seiner Branche erleichtert. "Wir haben lange gefordert, dass die Kontrollen der Tests nicht in der Verantwortung der Gastwirte liegen soll." Er sieht das Problem für die Gastronomie weniger in den Gästen, die aufgrund der Testpflicht auf den Restaurantbesuch verzichteten. "Ich denke, das betraf nur einen kleinen Teil der Leute."

"Aufwand verschärfte das Personalproblem"

Auch Gastronomen bestätigen, dass die gestiegene Nachfrage nicht unbedingt mit der weggefallenen Testpflicht zusammenhängt. Laura Girke, die im vergangenen Sommer das neue Restaurant Johann am Käthe-Kollwitz-Ufer eröffnet hat, berichtet, dass es zuletzt gut ausgebucht war. "In der ersten Zeit nach der Öffnung der Restaurants war das Wetter nicht so gut", räumt sie ein. Da fehlten Gäste, weil diese zunächst nur die Außengastronomie nutzen durften. Seitdem die Gastronomen auch in den Innenbereichen bewirten dürfen, seien im Johann aber an vielen Tagen, vor allem an den Wochenenden, die meisten Tische reserviert gewesen - auch mit Testpflicht.

Dass diese nun weggefallen ist, habe sie deshalb kaum gespürt. Inzwischen darf sie auch wieder größere Familienfeiern ausstatten und schließt deswegen ihr Testzentrum, das sie in den vergangenen Monaten im großen Saal betrieben hat. Zwischen 60 und 150 Menschen haben das Angebot für den Testnachweis täglich genutzt. Nun ist aber auch Laura Girke froh, dass sie das Testzentrum endlich schließen kann.

Dehoga-Chef Axel Klein sieht in der weggefallenen Testpflicht nun vor allem eine Erleichterung in der ohnehin sehr angespannten Personalsituation im Hotel- und Gastro-Gewerbe. "Die Kontrolle der Tests war sehr aufwendig", so Klein. Viele Gäste hätten sich schon vor dem Restaurantbesuch telefonisch informiert, wie das mit dem Testnachweis funktioniert. Die Kommunikation mit den Gästen allein zu diesem Thema sei enorm zeitintensiv gewesen. Nun könnten sich die Mitarbeiter wieder auf den Service konzentrieren. Dennoch sei der Personalmangel derzeit das Hauptthema in der gesamten Branche. Vor allem auch in Bezug auf den Nachwuchs, also die Auszubildenden. "Das wird uns noch lange beschäftigen."