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Wilsdruffer Straße: Warum Händler bleiben

Obwohl André Havlik sein Trauringzentrum in Dresden zwischen leeren Läden betreibt, sieht er Potenzial im Standort. Ein anderer Gewerbetreibender zieht dagegen weg.

Von Kay Haufe
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Trauringhändler Andre Havlik hat sein Trauring-Zentrum 2012 auf der Wilsdruffer Straße 5 eröffnet. Seitdem verödet der Standort langsam.
Trauringhändler Andre Havlik hat sein Trauring-Zentrum 2012 auf der Wilsdruffer Straße 5 eröffnet. Seitdem verödet der Standort langsam. © Sven Ellger

Dresden. Auf der östlichen Wilsdruffer Straße wird es weitere Veränderungen geben. Nicht nur Susann Kless-Ehrig schließt ihren Laden, das Schmuckgeschäft "Juwel". Am Samstag öffnet sie letztmalig die Türen, dann gibt es das dienstälteste Geschäft auf der Wilsdruffer nicht mehr, das 1957 auf der damaligen Ernst-Thälmann-Straße eröffnete.

Auch Denny Bretschneider will sein Friseurgeschäft "Onexys" auf der Wilsdruffer Straße 6/8/10 nicht mehr weiterführen. Ende Januar 2021 zieht er aus, sagt er. Eine neue Adresse ist mit der Prisco-Passage auf Neustädter Elbseite bereits gefunden. "Ich habe versucht, mit unserem Vermieter, der Vonovia, eine Lösung zu finden, um an der Wilsdruffer bleiben zu können. Aber die Vonovia ist mir keinen Schritt entgegengekommen", sagt Bretschneider. 

Er verstehe nicht, warum nicht gemeinsam überlegt werde, wie die Situation verbessert werden kann. "Ringsum stehen viele Geschäfte leer, die Kunden sprechen mich darauf an, das Umfeld gefällt ihnen nicht", sagt Bretschneider. "Was hat die Vonovia davon, wenn am Ende alle Gewerbetreibenden aufgeben und sie gar keine Mieteinnahmen mehr hat?", fragt sich der Friseur.  

Der Großvermieter verweist auf den Datenschutz. "Ich kann Ihnen nur so viel sagen, dass wir mit dem Mieter schon vor der Corona-Zeit im Gespräch waren", schreibt Vonovia-Sprecherin Bettina Benner.  Aber man rede mit sehr vielen Gewerbemietern, um Mietverhältnisse zu erhalten.

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Ebenfalls auf der östlichen Wilsdruffer Straße betreibt Andrè Havlik sein 1.2.3-Gold-Trauring-Zentrum. 2012 hat er den Mietvertrag für die Wilsdruffer 5 unterzeichnet und das Geschäft eröffnet. Damals war die Löwen-Apotheke noch direkter Nachbar, wenige Meter weiter verkaufte Uwe Herrmann seine Fest- und Brautkleider. Beide Läden sind inzwischen geschlossen oder umgezogen. 

Auch Havliks Nachbar auf der anderen Seite, ein Raumausstatter, musste im August coronabedingt schließen. "Wir haben Kunden, weil wir natürlich anlassbezogen eher gezielt besucht werden", sagt Havlik. Dennoch leidet auch er unter den leeren Schaufensterfronten rechts und links. 

"Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit kommt gar keine Laufkundschaft mehr, wenn ringsum alles dunkel ist", sagt der Schmuckhändler. Auf die kann er auch nicht verzichten, denn zusätzlich zu den Eheringen hat er weiteren Schmuck im Angebot. 

"Da wünsche ich mir auch mehr Engagement von meinem Vermieter", sagt Havlik. Demnächst hat er ein Gespräch mit Vertretern der Deutsche Wohnen, mit der er einen langfristigen Mietvertrag hat. "Ich bin nach wie vor überzeugt, dass der Standort an der Wilsdruffer Straße Potential hat."

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Die Deutsche Wohnen hat Pläne, das Areal vom Pirnaischen Platz bis zur Ring- und Gewandhausstraße zu beleben. Für das große Geschäft, in dem zuletzt der Raumausstatter arbeitete, suche man einen Betreiber aus der Gastronomie, der dort ein Restaurant oder Café eröffnet, sagt Sprecher Marko Rosteck. 

Im ehemaligen Brautmodeladen sollen Büros einziehen. Doch angesichts der unsicheren Situation in der Corona-Pandemie wird es schwer, geeignete Interessenten zu finden, bestätigt auch die Vonovia.

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