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Anwälte geben Dynamo vor Gericht keine Chancen

Der Absteiger prüft juristische Schritte. Doch ein Einspruch kommt wohl zu spät. Selbst der Trainer glaubt nicht an einen nachträglichen Klassenerhalt.

Von Daniel Klein
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Chris Löwe hatte die - aus seiner Sicht - Ungerechtigkeiten in einem Wut-Interview angesprochen. Einem juristischen Nachspiel räumen die Experten wenig Chancen ein.
Chris Löwe hatte die - aus seiner Sicht - Ungerechtigkeiten in einem Wut-Interview angesprochen. Einem juristischen Nachspiel räumen die Experten wenig Chancen ein. © dpa/Uwe Anspach

Dresden. In die Diskussion um Wettbewerbsverzerrungen rund um den Abstieg von Dynamo Dresden hat sich eine Faninitiative eingeschaltet, die von einigen Ex-Fußball-Größen unterstützt wird. In einem an den Deutschen Fußballbund (DFB) und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) gerichteten offenen Brief fordern sie unter der Überschrift "Im Osten geht die Sonne unter", dass sämtliche Abstiege von der ersten bis zur vierten Liga ausgesetzt werden. Aufsteiger dürfte es dagegen geben.

Die Verfasser, zu den Unterzeichnern gehören mit Hans-Jürgen Dörner, Klaus Sammer, Hans-Jürgen Kreische und Hartmut Schade vier Dynamo-Ehrenspielführer, werfen den Verbänden vor, dass sie "offenbar gedankenlos dazu bereit sind, die Ost-Vereine wie Jena, Magdeburg oder Dynamo Dresden über die Klinge springen zu lassen." Sie fordern "Fairness, Chancengleichheit und Gerechtigkeit" und versprechen sich durch die Nicht-Abstiege einen "regionalökonomischen Effekt für die ohnehin strukturschwachen Regionen des Ostens". 

Die Initiative dürfte ebenso zu spät kommen und erfolglos sein wie ein mögliches juristisches Vorgehen von Dynamo gegen den Abstieg aus der 2. Bundesliga. Zu dieser Einschätzung kommt der Berliner Sportanwalt Holger Jakob. "Einem solchen Weg gebe ich wenig Erfolgsaussichten, nach allem was mir bekannt ist", erklärte er im MDR. Er begründete das mit dem Beschluss der DFL-Mitgliederversammlung zur Fortsetzung der Saison vom 14. Mai, dem Dynamo zugestimmt oder sich enthalten habe.  "Wenn man einen Beschluss mitträgt, dann kann man nicht nachträglich dagegen vorgehen. Es gibt im Gesellschaftervertrag eine Treuepflicht."

Dynamos Protest käme jetzt vermutlich viel zu spät

Auch der zweiten Möglichkeit, die Terminierung und damit die Ergebnisse der Nachholspiele anzufechten, gibt er wenig Chancen. "Spätestens als klar war, wie der Spielplan für Dynamo aussieht, hätte man das vor dem DFB-Sportgericht anfechten müssen. Und zwar innerhalb kürzester Zeit. Geht Dresden auf den Platz, dann ist es eine Art von Zustimmung zum Hygienekonzept und zu allen Beschlüssen der DFL", erklärt Jakob. 

Die von Dynamo gestellte Forderung, die Nachholspiele nach dem 30. Juni anzusetzen, um die Belastung zu minimieren, hält er für problematisch. "Bei den Gegnern Hannover 96 und Greuther Fürth geht es um nichts mehr. Auch das könnte von Dynamos Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg als Wettbewerbsverzerrung gesehen werden."

Ähnlich hatte sich bereits Ende Mai Deutschlands bekanntester Fußballjurist Christoph Schickhardt im Interview mit sächsische.de geäußert. Er sprach von "quasi systemimmanenten Ungerechtigkeiten, die nicht zu ändern sind.  Wenn alle Spiele - wie auch immer - absolviert wurden, hätte ein Gang vors Gericht vermutlich wenig Aussichten auf Erfolg", sagte er damals. 

Der Trainer erklärt noch mal die Ungerechtigkeiten

Dynamos Mannschaft musste aufgrund positiver Coronatests in eine zweiwöchige Quarantäne, während die anderen Zweitligisten trainierten und spielten. Nach dem Ende der Maßnahme absolvierten die Schwarz-Gelben Partien im Drei-Tage-Rhythmus und stehen vor dem Saisonfinale am Sonntag gegen den VfL Osnabrück (Anstoß 15.30 Uhr) quasi als Absteiger fest. 

Trainer Markus Kauczinski bekräftigte indes noch einmal, warum er eine juristische Überprüfung für sinnvoll hält. "Was hier passiert ist, war nicht richtig. Das hat mit fairem Wettbewerb nichts zu tun", sagte Kauczinski in einem Interview mit der Zeitung Welt. Und im Gespräch mit dem ZDF-Mittagsmagazin betonte er: "Man hat gemerkt, dass wir nicht mithalten können, dies belegen auch die Laufdaten. Deshalb fühlen wir uns ungerecht behandelt. Das ist kein Fairplay." 

Angesprochen auf die Erfolgsaussichten beim Gang vors DFB-Sportgericht entgegnete Kauczinski: "Wahrscheinlich kommt am Ende nichts raus. Trotzdem muss man zeigen, dass es nicht richtig war." 

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