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Lehrkräfte am Limit: "Ich habe zum Glück noch kein Burnout"

Akuter Lehrermangel, 50-Stunden-Wochen nicht selten. Im Podcast "Thema in Sachsen" erzählt eine junge Lehrerin, wieso sie ihren Traumberuf aufgibt und einen Brandbrief verfasst hat.

Von Fabian Deicke
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Hohe Arbeitsbelastung und Personalmangel führen zu Frust bei Lehrerinnen und Lehrern. Ein Erlebnisbericht und die Hintergründe im Podcast "Thema in Sachsen".
Hohe Arbeitsbelastung und Personalmangel führen zu Frust bei Lehrerinnen und Lehrern. Ein Erlebnisbericht und die Hintergründe im Podcast "Thema in Sachsen". © Sebastian Schultz

Dresden. Die angespannte Personalsituation an Schulen in Sachsen führt zu Frust bei Lehrerinnen und Lehrern. Auch in diesem noch sehr jungen Schuljahr zeigt sich: Die Personallücke ist riesengroß. Wie groß genau und welche Folgen das im Einzelnen hat, darum geht es in der neuen Ausgabe des Podcasts "Thema in Sachsen".

Darin berichtet die Lehrerin Anne-Marie Leiblich von ihren Erlebnissen im Alltag an einem Gymnasium in Dresden. Die 29-Jährige arbeitet in Vollzeit, hatte jedoch den Wunsch ihre Stundenzahl zu reduzieren. Weil das Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) den Antrag abgelehnt hat, schickt sie einen Brandbrief an die Schulbehörde und das Kultusministerium und zieht eine drastische Konsequenz: Zum Halbjahr quittiert sie ihren Dienst.

Eigentlich, so die Lehrerin, wolle sie gar nicht aufhören. "Ich bin sehr gerne Lehrerin, aber die Arbeitsbedingungen führen dazu, dass ich meinen Traumberuf nicht so ausführen kann, dass ich meinem Anspruch daran gerecht werde." Leiblich arbeite im Schnitt bis zu 45 Stunden pro Woche. "In Spitzenzeiten sind es auch mal 50." In Teilzeit, so schätzt sie es ein, sei die Arbeitsbelastung wahrscheinlich äquivalent einer Vollzeitstelle.

Für die Genehmigung von Teilzeitanträgen gibt es klare Regeln. Das Kultusministerium, das auf eine Anfrage von Sächsische.de für den Podcast schriftlich antwortete, schreibt: "Wir halten uns hier an Recht und Gesetz." Teilzeitanträge werden seit dem vergangenen Schuljahr nur noch aus den gesetzlichen Gründen genehmigt, etwa wenn Kinder zu betreuen oder Angehörige zu pflegen sind. Auch mit einem ärztlichen Attest sei die Gewährung von Teilzeit möglich.

"Das liegt bei mir alles nicht vor. Und ein Burnout habe ich zum Glück noch nicht", meint Leiblich. Die Lehrerin kritisiert, dass die Behörden wie in ihrem Fall pauschal Anträge ablehnen würden. "Ich hatte nie das Gefühl, man begegnet mir auf Augenhöhe [...] oder ist gewillt eine gemeinsame Lösung zu finden." Wer so mit Arbeitnehmern umgehe, dürfe sich nicht wundern, wenn sie woanders hin gehen.

Außerdem berichtet in dem Podcast die Sächsische.de-Bildungsreporterin Andrea Schawe von der generellen Lage an Schulen in Sachsen, wie die Politik mit Veränderungen in der Lehrerausbildung dem akuten Lehrermangel begegnen will und welche Wege sich aus der aktuell brenzlichen Situation abzeichnen.

Weitere Schwerpunkte des Gesprächs:

  • Wieso junge Lehrkräfte an Schulen delegiert werden
  • Wie gut oder schlecht sind Lehrkräfte auf den Alltag in der Schule vorbereitet
  • Welche Aufgaben hat ein Lehrer eigentlich - außer Stunden halten
  • Wie groß ist die Personalnot bei Sozialarbeitern

Gäste in dieser Folge

Anne-Marie Leiblich, 29 Jahre alt, Lehrerin an einem Gymnasium in Dresden. Sie hat an der TU Dresden Lehramt studiert und unterrichtet in den Fächern Deutsch und Ethik. Sich selbst bezeichnet sie als Lehrerin und Philosophin aus Leidenschaft. Ihren Traumberuf gibt sie jedoch auf, weil sie aufgrund der Arbeitsbedingungen nicht ihrem Anspruch gerecht werden kann.

Anne-Marie Leiblich, Lehrerin an einem Gymnasium in Dresden.
Anne-Marie Leiblich, Lehrerin an einem Gymnasium in Dresden. © Fabian Deicke

Andrea Schawe ist Politikreporterin bei Sächsische.de. Seit 2016 berichtet sie über sächsische Landespolitik - mit dem Schwerpunkt Bildungspolitik. Den Umgang mit Lehrkräften hält sie angesichts des in allen Branchen herrschenden Fachkräftemangels für problematisch. Sie sagt: Wer motivierte Lehrkräfte haben möchte, muss auch auf ihre Bedürfnisse eingehen.

Politikreporterin Andrea Schawe berichtet schwerpunktmäßig über die sächsische Bildungspolitik.
Politikreporterin Andrea Schawe berichtet schwerpunktmäßig über die sächsische Bildungspolitik. © Thomas Schlorke

Ergänzende Links zu Themen, auf die in der Podcastfolge Bezug genommen wird:


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