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Bob-Unfall in Altenberg: Warum der Staatsanwalt jetzt nicht mehr ermittelt

Nachdem Mitte Februar das Schweizer Bob-Team beim Weltcup in Altenberg verunglückte, zieht nun die ermittelnde Staatsanwaltschaft einen Schlussstrich. Die Sicherheitsdebatte geht weiter.

Von Mirko Jakubowsky & Tino Meyer
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Der schwere Sturz des Schweizer Teams um Pilot Michael Vogt überschattet den Bob-Weltcup in Altenberg (Archivbild).
Der schwere Sturz des Schweizer Teams um Pilot Michael Vogt überschattet den Bob-Weltcup in Altenberg (Archivbild). © dpa-Zentralbild

Dresden. Den Bob-Weltcup 2024 in Altenberg werden Organisatoren, Teams, Zuschauer und auch die Rettungskräfte so schnell nicht vergessen. Denn bei dem Sport-Highlight eine Woche vor der WM kam es Mitte Februar zu mehreren Stürzen im Eiskanal, unter anderem vom Viererbob des deutschen Weltklasse-Piloten Johannes Lochner.

Den folgenschwersten Unfall erlebte dabei das Schweizer Bobteam beim Training am frühen Nachmittag des 13. Februars. Dabei kippte gegen 13.45 Uhr der Viererbob des Weltklasse-Piloten Michael Vogt aus unbekannter Ursache in Kurve 13 um - und rutschte bis Kurve 18. Da dort die Bahn am Zielhang wieder ansteigt, rutschte der samt Besatzung rund 530 Kilogramm schwere Schlitten wieder zurück und überfuhr dabei den beim Sturz aus dem Bob geschleuderten Anschieber Sandro Michel.

Der im Eiskanal liegende Sportler wurde dabei lebensbedrohlich verletzt. Er wurde mit dem Rettungshubschrauber in die Uniklinik Dresden gebracht und dort notoperiert. Michel erlitt Verletzungen im Oberschenkel- und Hüftbereich sowie im Brustkorb. Weitere zwei Operationen folgten danach.

Nach dpa-Informationen waren der Bahnarzt sowie die herbeieilenden Notärzte per Hubschrauber schnellstens an der Unfallstelle und retteten Michel nicht nur das Bein, sondern vor allem das Leben. "Bis heute waren vier Operationen nötig, um mein Überleben zu sichern und mich wieder einigermaßen zusammenzuflicken, schrieb Michel Anfang März aus dem Krankenbett bei Instagram.

Pilot Vogt erlitt bei dem Unfall eine Gehirnerschütterung, die zwei weiteren Anschieber überstanden das Ganze mit leichten Verletzungen - und konnten in der darauffolgenden Woche auch bei der WM am Start sein. Für Michel, aber auch Vogt war die Saison damit beendet.

Nach dem Unfall nahm die Staatsanwaltschaft Dresden ihre Arbeit auf, prüfte dabei, ob ein strafrechtlich relevanter Sachverhalt vorliegen könnte. Gut einen Monat später teilten die Ermittler nun am Freitag mit, dass man kein Verfahren anstrebe. Denn es gäbe keinerlei Anhaltspunkte für eine fahrlässige Körperverletzung, wie sie in Paragraf 229 des Strafgesetzbuches definiert ist.

Ursache für Sturz noch nicht abschließend geklärt

"Zuallererst gute Genesung weiterhin für Sandro Michel. Wir als Team rund um die Bahn haben nichts anderes erwartet, da die Sicherheit bei uns immer ganz oben steht. Dennoch muss man aus jedem Unfall seine Schlüsse ziehen und weitere Schritte gehen", sagte Bahnchef Jens Morgenstern der Deutschen Presse-Agentur.

Eine Fahrlässigkeit wäre gegeben, wenn von einem möglichen Täter Sorgfaltspflichten verletzt worden wären, hieß es. Zudem gibt es weder Anhaltspunkte dafür, dass am Bob oder dem Eiskanal Manipulationen vorgenommen wurden, noch dass Sicherheitsrichtlinien vom Betreiber der Bahn verletzt wurden.

Zwar ist die Ursache für den Sturz bisher immer noch nicht abschließend geklärt, dennoch schließt die Staatsanwaltschaft nun die Ermittlungsakte, da sie von keiner strafrechtlichen Relevanz mehr ausgeht. Bahnchef Morgenstern hatte bereits zwei Tage nach den Unfällen erklärt, dass Bahnbetreiber und Wettkampfausrichter keinen Fehler gemacht haben.

Die nach den Stürzen ausgelöste Sicherheitsdebatte im Bobsport geht dagegen abseits des Eiskanals weiter. Bereits beim Weltcup in Altenberg hatten sich Piloten und Anschieber zusammengesetzt und Forderungen formuliert, nach dem letzten Weltcup in der kommenden Woche in Lake Placid sollen die Diskussionen fortgesetzt und Beschlüsse gefasst werden. Der Schweizer Bobverband Swiss Sliding forderte bereits vom Weltverband IBSF die Gründung einer Sicherheitskommission und die Einsetzung eines Sicherheits-Delegierten.