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Ahmet Arslan, spielen Sie auch nächste Saison bei Dynamo Dresden?

Er war Dynamos Königstransfer im Winter und versprach Tore. Geliefert hat Ahmet Arslan bislang nicht. Etwas anderes ist ihm wichtiger. Im Interview spricht er über die Rückkehr nach Dresden und seine Zukunft.

Von Tino Meyer & Timotheus Eimert
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Will mit Dynamo Dresden in die 2. Bundesliga aufsteigen: Ahmet Arslan.
Will mit Dynamo Dresden in die 2. Bundesliga aufsteigen: Ahmet Arslan. © dpa/PA/Robert Michael

Ahmet Arslan über den Pokalsieg beim VFC Plauen

Ahmet Arslan, wie viel Spannung ist bei Ihnen am Sonntag nach dem Sieg im Elfmeterschießen im Sachsenpokal gegen Plauen abgefallen?

Jeder hat natürlich einen klaren Sieg erwartet. Doch diese Spiele sind nie einfach. Natürlich haben wir uns nicht mit Ruhm bekleckert. Ich denke dennoch, dass jeder weiterkommen wollte. Und wenn du dann hinten liegst, Moral zeigst und am Ende gewinnst, ist es für mich etwas Positives. Ich habe schon sehr viele Pokalspiele bestritten in meiner Laufbahn, war Favorit und auch Außenseiter. Der Pokal hat einfach seine eigenen Gesetze.

Steht das Spiel in Plauen symbolisch für die Rückrunde?

Nein, das würde ich nicht sagen. Wir sind weitergekommen. Das ist das, was zählt. Und wenn wir jetzt noch eine gute restliche Rückrunde spielen, dann ist alles gut.

Ahmet Arslan über die Stimmung bei Dynamo

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft?

Die Stimmung ist super. Es gibt keinen Grund, dass die Stimmung nicht gut ist. Ich weiß natürlich, dass man von Dynamo Dresden erwartet, in jedem Spiel absolut dominant zu sein. In den Heimspielen war das auch so, nur das Ergebnis war nicht immer dementsprechend. Doch ich bin nun schon länger im Fußballgeschäft dabei und ich kann sagen, dass es jetzt keinen Grund gibt, nervös zu werden. Natürlich müssen wir auf Spannung bleiben. Jeder kann die Tabelle lesen, aber wir haben ein gutes Team und spielen guten Fußball. Jetzt wollen wir das auch wieder auswärts zeigen.

Im Vergleich zur Vorsaison hat Dynamo einen Punkt mehr geholt. Doch vergangene Saison war die Stimmung viel euphorischer. Ist das Glas in Dresden nun halb voll oder halb leer?

Letzte Saison ging es nach der Hinrunde für uns doch eigentlich nur um die goldene Ananas. Wir waren weit entfernt von den Aufstiegsplätzen und haben dann in der Rückrunde nur auf das nächste Spiel geschaut. Wir haben dann Woche für Woche die Punkte geholt und sind so die Tabelle Stück für Stück hochgeklettert. Jetzt haben wir zehn Punkte "verspielt" und sind dennoch Zweiter. Vor der Saison hätte das jeder unterschrieben. Es gibt deshalb keinen Grund, irgendwie negativ zu sein. Das Glas sehe darum sogar ganz voll. Aber natürlich sind wir Spieler jetzt in der Pflicht.

Ahmet Arslan über Kritik in den sozialen Medien

Machen Sie sich Sorgen um den Zusammenhalt nicht zuletzt mit den Fans?

Nein, gar nicht. Der Support der Fans ist da. Und wenn ich durch die Stadt laufe, dann freut sich der ein oder andere Fan, mich zu sehen und will auch ein Foto haben. Das zeigt für mich, dass die Euphorie groß ist.

In den sozialen Medien wurde die Mannschaft zuletzt nicht so euphorisch gesehen. Einige Spieler wurden sehr heftig kritisiert. Wie blicken Sie auf das Thema?

Das ist natürlich so ein Thema, womit wir täglich konfrontiert sind. Es ist egal, was du als Person des öffentlichen Lebens machst. Wenn jemand dich kritisieren will, findet er immer etwas. Ich habe letztes Jahr zum Beispiel eine überdurchschnittliche Saison gespielt. Am viertletzten Spieltag haben wir gegen Wiesbaden gespielt und mussten gewinnen. Ich habe das 1:0 gemacht, aber kurz vor dem Ende noch zwei, drei hundertprozentige Chancen liegen gelassen. Auf Instagram habe ich danach private Nachrichten erhalten mit dem Tenor, wie schlecht ich denn sei, warum ich die Chancen nicht reinmache und dass ich nie wieder das Dynamo-Trikot anziehen soll. Es wird immer Leute geben, die uns kritisieren werden.

Und wie gehen Sie persönlich damit um?

Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass es spurlos an mir vorübergeht. Ganz ausblenden kann man es nicht, wenn du krass beleidigt wirst. Ich versuche es eigentlich zu ignorieren und mir nicht mehr durchzulesen. Oder mit Humor zu nehmen. Manchmal ist es auch ein Ansporn für mich, nächstes Spiel noch besser zu sein und wieder ein Tor zu schießen.

Ahmet Arslan über den verpassten Aufstieg im Sommer

Tore sind ein gutes Stichwort. Sie haben nach Ihrer Rückkehr Tore versprochen, doch bisher nicht geliefert. Haben Sie sich zu viel Druck gemacht?

Es war klar, dass nach der vergangenen Saison, als ich Torschützenkönig wurde, jeder von mir Tore erwartet. Ich bin aber nicht deshalb zurückgekommen, sondern weil wir etwas verpasst haben, was mich noch wochenlang beschäftigt hat. Und das will ich nachholen und der Mannschaft dabei so gut wie möglich helfen, egal ob mit Pässen, Vorlagen, Toren oder in der Kabine.

Nagt der verpasste Aufstieg im vergangenen Sommer noch immer so sehr an Ihnen?

Ich weiß nicht, ob ich das überhaupt irgendwann vergesse. Wir waren letzte Saison so eine geile Gemeinschaft. So einen Zusammenhalt habe ich in meiner Laufbahn noch nie gespürt. So ist es auch in dieser Saison. Es ist klar, ich bin jetzt erneut nur ein Leihspieler. Aber ich will einfach, dass der Verein das Nachholen kann, was wir letztes Jahr verpasst haben. Dann bin ich der glücklichste Mensch.

Ahmet Arslan über das Top-Spiel gegen Preußen Münster

Am Samstag können Sie einen weiteren Schritt zum Aufstieg machen. Wer ist im Top-Duell gegen Preußen Münster Favorit?

Münster spielt eine super Saison. Sie sind eine richtig gute Mannschaft und in der Rückrunde bisher überragend. Aber wir sind Dynamo Dresden, das müssen wir verinnerlichen und auch so auftreten. Wir haben eine gute Mannschaft und müssen selbstbewusst nach Münster fahren und versuchen das Spiel zu gewinnen - egal, was die Wochen davor war.

Markus Anfang schien zuletzt genervt davon, dass immer wieder betont wird, dass Dynamo den besten Kader hat. Hat Dynamo gar nicht das beste Team der Liga?

Ich kann ihn verstehen. Münster hat in der Rückrunde 13 Punkte mehr geholt. Man muss es auch irgendwie leben, dass wir den besten Kader haben. Wir müssen jede Woche zeigen, dass wir das beste Team sind. Und was unser Ziel betrifft, bin ich während der Saison der Meinung: Über Aufstieg redet man nicht, Aufstieg macht man.

Ahmet Arslan über seine Zukunft

Wo spielen Sie in der kommenden Saison?

Ich bin ab Sommer wieder Spieler des 1. FC Magdeburg. Da brauchen wir nicht lügen, es ist vertraglich so festgelegt. Aber ich glaube, dass es kein Geheimnis ist, dass ich mich in Dresden pudelwohl fühle, dass ich sehr glücklich bin. Anders kann ich jetzt nicht auf diese Frage antworten. Manchmal spielt das Leben verrückt. Ausgerechnet bei Dynamo war ich immer ein Leihspieler, wobei ich eigentlich nichts von Leihen halte.

Können Sie sich einen längeren Verbleib in Dresden grundsätzlich vorstellen?

Ich bin ein Spieler des 1. FC Magdeburg. Das ist die Antwort auf die Frage. Aber mit dem, was ich letzte Saison erlebt habe und hoffentlich diese Saison erlebe, werde ich immer eine Verbindung zu dem Verein haben.

Das ausführliche Gespräch mit Ahmet Arslan gibt es in der neuen Folge von "Schwarz-Gelb, der Dynamo-Podcast" - ab Mittwochvormittag hier.

Interview: Timotheus Eimert und Tino Meyer.