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Kommt der Erfolg bei Dynamos Trainer erst mit der Zeit?

Gute Spiele und viele Punkte - bei Markus Anfang stellt sich das ein, wenn man ihm Zeit gibt, argumentiert Dynamos Sportchef Ralf Becker. Aber stimmt das auch? Ein Faktencheck.

Von Daniel Klein
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Markus Anfang blieb mit Dynamo bisher hinter den Erwartungen zurück. In Kiel war es ähnlich.
Markus Anfang blieb mit Dynamo bisher hinter den Erwartungen zurück. In Kiel war es ähnlich. © dpa/Sebastian Kahnert

Dresden. Ralf Becker spielt auf Zeit. Als Sportdirektor kann er das nicht auf dem Rasen, sondern lediglich verbal. Dafür nutzt er in diesen Tagen fast jede sich bietende Gelegenheit. Erst auf der Vereins-Homepage, dann bei Magenta TV und schließlich am Dienstag nach dem öffentlichen Training in einer Journalistenrunde äußert sich Becker zur sportlich angespannten Situation und vor allem über mögliche Wege aus der Krise.

Seine Schlüsselwörter dabei sind Geduld, Zeit und Kontinuität. Stets stärkt er dabei Cheftrainer Markus Anfang den Rücken: „Ich weiß, was Markus – wenn er eine gewisse Zeit hat – mit seinen Mannschaften am Ende hinbekommen kann“, sagt Becker. „Da sind wir gerade noch ein Stück weit entfernt.“ Soll heißen: Wenn man den Trainer in Ruhe arbeiten lässt, das belegen seine vorherigen Stationen, wird er am Ende auch Erfolg haben. Aber stimmt das wirklich?

Das hängt auch davon ab, wie man die „gewisse Zeit“, wie es Becker formuliert, definiert. Denn bis auf Holstein Kiel, seiner ersten Station als Cheftrainer im Profibereich, war Anfang bei seinen nachfolgenden Vereinen 1. FC Köln, Darmstadt 98 und Werder Bremen nie länger als elf Monate im Amt. Reicht das aus, um daraus ein Muster abzuleiten?

Für die Zeit in Kiel trifft Beckers These auf jeden Fall zu. Dort hatte er als Sportdirektor Anfang geholt, gemeinsam feierten sie zwei Jahre lang große Erfolge. Zu Beginn sah es danach nicht unbedingt aus. In der Drittliga-Saison 2016/17 lag Kiel nach dem zweiten Spieltag auf dem 14. Platz, bis zur Winterpause arbeitete sich die Mannschaft auf Platz sechs hoch, am Saisonende stieg sie auf. In der darauffolgenden Spielzeit scheiterte Kiel erst in der Relegation am Durchmarsch.

Sportdirektor Ralf Becker kennt Markus Anfang aus der gemeinsamen Zeit bei Holstein Kiel. Dort gab es auch kleine Anlaufschwierigkeiten.
Sportdirektor Ralf Becker kennt Markus Anfang aus der gemeinsamen Zeit bei Holstein Kiel. Dort gab es auch kleine Anlaufschwierigkeiten. © dpa/Robert Michael

Mit dem damaligen Zweitligisten Köln stand Anfang dann von Beginn an fast immer auf einem Aufstiegsplatz. Drei Spieltage vor dem Saisonende wurde er nach zwei Niederlagen – eine davon gegen Dynamo – entlassen. Die Mannschaft stieg ohne ihn auf. Bei der nächsten Station Darmstadt rangierte das Team ganz lange im unteren Mittelfeld, erst durch eine Siegesserie an den letzten fünf Spieltagen kletterte sie noch auf Platz sieben.

In Bremen, seiner bisher kürzesten Amtszeit, betreute er die Werder-Mannschaft nur bei 13 Ligaspielen. Dann sorgte die Impfpass-Affäre für ein vorzeitiges Ende. Zu diesem Zeitpunkt lag der Bundesliga-Absteiger und Aufstiegsfavorit auf Rang acht. Nachdem Ole Werner übernommen hatte, ging es steil aufwärts und schließlich zurück ins Oberhaus.

Anfang bemüht die Bremer Zeit gerne für Vergleiche mit der Situation bei Dynamo. Auch bei Werder habe es nach dem Abstieg einen großen personellen Umbruch gegeben, auch dort habe er Geduld eingefordert. „Aber das wollten sie dort nicht hören“, erklärte der Trainer kürzlich. Unabhängig vom gefälschten Impfpass stand der 48-Jährige an der Weser in der Kritik.

Auch in Dresden ist nach zuletzt zwei Niederlagen eine wachsende Unruhe zu spüren. Becker versucht die mit seinen öffentlichen Auftritten im Zaum zu halten. „Ich bin von dieser Konstellation total überzeugt, es ist die beste, die es für Dynamo gibt“, erklärt er und meint damit die Besetzung des Cheftrainerpostens. Man müsse einer Konstellation mal „zwei, drei, vier Jahre Zeit geben“, um Themen entwickeln zu können. Für Trainerentlassungen ist bei den Dresdnern vor allem der Sportgeschäftsführer verantwortlich – also er. Wenn Becker um Kontinuität wirbt, geht es auch um seinen eigenen Posten.