Dresden. Es geht wieder los - und die Vorfreude ist riesig. Am Samstag beginnt für Dynamo Dresden mit dem Heimspiel gegen den SV Sandhausen die entscheidende Phase der Aufstiegsmission. Im Sommer haben Sportchef, Trainer und Mannschaft den Sprung in die 2. Bundesliga selbstbewusst als Ziel ausgerufen und damit ein neues Selbstverständnis gezeigt.
In der vergangenen Saison, als die Schwarz-Gelben den Aufstieg am letzten Spieltag knapp verpasst und zuvor leichtfertig verspielt haben, soll es dieses Mal anders laufen. In den 20 Ligaspielen im vergangenen Jahr holten die Dresdner 43 Punkte und untermauerten damit eindrucksvoll ihre Ansprüche.
Dabei beeindruckte die Mannschaft auch mit sehr ansehnlichem Fußball. Kapitän Stefan Kutschke verspricht deshalb: "Wir wollen korrigieren, was in der vergangenen Saison nicht geklappt hat. Auch, weil wir es selbst verbockt haben." Fünf Gründe, warum Dynamo dieses Mal aufsteigt.
Erstens: Dynamo Dresden ist eine Mannschaft
Nach dem Abstieg vor eineinhalb Jahren hat es eine Weile gedauert, bis aus den vielen Einzelspielern ein Team wurde. Im Winter-Trainingslager im Dezember 2022 wurde an der türkischen Riviera der Geist von Belek geboren und ist seitdem präsenter den je - unabhängig vom damaligen Trainingslager. "Der Geist steckt grundsätzlich in dieser Mannschaft drin", sagt Trainer Markus Anfang. "Dass sie gut harmoniert, bekommt man mit. Im Trainingslager ist der Kontakt noch einmal intensiver. Viel besser kann die Stimmung im Moment nicht sein."
Im vergangenen Jahr verpasste die Mannschaft den Aufstieg - trotz des Zusammenhalts in der Rückrunde. Einer der Gründe: die verkorkste Hinrunde. Das ist in diesem Jahr anders. "Wir haben eine bessere Hinrunde gespielt, als noch vor einem Jahr", sagt Vize-Kapitän Paul Will und betont: "Wir haben sehr gut vorgelegt, man merkt, dass die Truppe eingespielt ist."
Die Abläufe bei Dynamo stimmen seit dem ersten Trainingstag. "Es passt einfach intern sehr, sehr gut. Das soll aber nicht heißen, dass es letzte Saison nicht gestimmt hat", erklärt Will. "Es ist dennoch eine andere Gemeinschaft, ein anderer Zusammenhalt zu erkennen. Es funktioniert ein wenig reibungsloser auf und neben dem Platz."
Das liegt unter anderem daran, dass der Kern der Mannschaft im Sommer zusammengeblieben ist. "Wir sind noch fester geworden. Die ganze Mannschaft ist intakter", sagt Kutschke und betont: "Wir sind viel weiter, klarer und reifer."
Zweitens: Anfang ist der richtige Trainer für Dynamo
Auch der Trainer ist im Sommer geblieben - und hat seine Mannschaft noch einmal weiterentwickelt. Zwar hat auch Anfang zunächst Zeit gebraucht, seine Idee vom Fußball zu vermitteln. Doch mittlerweile sind der 49-Jährige und sein Team eine Einheit geworden. "Wir spielen einen ansehnlichen Fußball. Darüber sind wir uns alle einig", sagt Kutschke und lobt damit den Trainer: "Die Spieler haben sich mittlerweile auf das Spielsystem eingestellt, auf die Philosophie des Trainers."
Markus Anfang und Dynamo Dresden - das ist eine späte Liebe. Nach der schlechten Hinrunde in der vergangenen Saison stand er erheblich unter Druck, nicht wenige forderten hinter vorgehaltener Hand seinen Rauswurf. Sportchef Ralf Becker hielt zu seinem Trainer und stärkte ihm den Rücken.
Mittlerweile wird Anfang, dessen Vertrag sich nur im Aufstiegsfall automatisch verlängert, bei Dynamo sehr geschätzt. "Ich fühle mich total wohl hier. Ich bin mit offen Armen empfangen worden", sagt der gebürtige Kölner und weiß, dass seine Zukunft in Dresden auch vom Erfolg abhängig ist.
Drittens: Dynamo hat die richtigen Neuzugänge verpflichtet
Sechs neue Spieler hat Dynamo im Sommer verpflichtet. Mit Tom Zimmerschied, Lars Bünning und Tobias Kraulich haben sich drei davon in der Hinrunde zu Stammspielern entwickelt. "Die Neuzugänge, die wir im Sommer verpflichtet haben, passen super zur Mannschaft. Wir sind einen Schritt weiter als im letzten Jahr", meint Kutschke.
Und der Kader wurde jetzt mit dem Top-Scorer der 3. Liga noch einmal verstärkt. Die Leihe von Oliver Batista Meier zum SC Verl hat Dynamo in der Winterpause vorzeitig beendet. Ob und wie tatsächlich mit ihm geplant wird, ist fraglich. Nach wie vor ist ein Abgang im Winter nicht ausgeschlossen. "Olli hat in der Hinrunde beim SC Verl einen sehr guten Job gemacht. Dadurch ist auch der eine oder andere höherklassige Verein interessiert, ihn zu holen", sagt Becker.
Mögliche Abnehmer sind der Hamburger SV und der SC Paderborn, der als leichter Favorit gilt. Sollte es so kommen, dürfte eine Ablöse im mittleren sechsstelligen Bereich auf die Dresdner Konten fließen. Das Geld wiederum könnte noch für neue Spieler ausgegeben werden - wie zum Beispiel Ahmet Arslan. Der ehemalige Dresdner wechselte nach seiner überragenden letzten Saison bei Dynamo zum Zweitligisten 1. FC Magdeburg, bekommt dort aber nicht die erhoffte Spielzeit.
Becker schließt einen Transfer grundsätzlich nicht aus. "Wir haben bis 1. Februar um 18 Uhr Zeit Spieler zu holen oder abzugeben. Wir gehen sehr entspannt mit der Transferphase um, weil viele Überlegungen, die wir im Sommer angestellt haben, aufgegangen sind", sagt er.
Viertens: Dynamo ist widerstandsfähiger geworden
Wenn es in der vergangenen Saison darauf ankam, verlor die Mannschaft die Nerven - siehe das 1:4 beim SV Meppen. Das ist in dieser Spielzeit anders. Dynamo ist widerstandsfähiger geworden.
Der Kapitän nennt dafür ein Beispiel. "Für mich war prägnant, dass die Mannschaft nach den drei Niederlagen, die wir zum Ende des Jahres hatten, wo jeder schon wieder unruhig wurde, klar geblieben ist und die nächsten drei Spiele gewonnen hat", sagt Kutschke und betont: "Daran sieht man, wie weit die Mannschaft mittlerweile ist. Intern sind wir uns alle einig, dass wir weiter an unserem Plan festhalten."
Dieser Plan soll am Ende zum Aufstieg führen. "Die Überzeugung war vom ersten Tag da", sagt Will. "Nach dem letzten Spieltag der vergangenen Saison haben wir sofort gesagt: 'Egal, was nächste Saison ist, es wird aufgestiegen, egal wie."
Fünftens: Dynamo hat Aufstiegserfahrung
Acht Spieler sind bereits von der 3. Liga in die 2. Bundesliga aufgestiegen. Das alle garantiert noch keinen Aufstieg, weiß auch Kutschke, dem bereits mit Dynamo (2016) und Ingolstadt (2021) den Sprung ins Fußball-Unterhaus geglückt ist. "Wir müssen die Erfahrung auch weitergeben", sagt der 35-Jährige und betont: "Die gute Vorbereitung interessiert morgen keinen mehr. Sandhausen ist das, was jetzt zählt."